Heute vergibt die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familien den Helga-Moericke-Preis für Soziales Lernen. Beate Stoffers, Staatssekretärin für Bildung, und Dr. Christa Schäfer, Deutsche Gesellschaft für Demokratiepädagogik (DeGeDe), überreichten die Ehrungen.
Der Preis geht
in der Kategorie Grundschule an die Schule im Gutspark in Berlin-Lichtenberg und in der Kategorie Oberschule an die Max-Beckmann-Oberschule in Berlin-Reinickendorf. Zudem wird die Schule am Mummelsoll, eine Schule mit dem sonderpädagogischen Förderschwerpunkt „Geistige Entwicklung“ in Berlin-Hellersdorf, mit einem Preis geehrt.
Beate Stoffers, Staatsekretärin für Bildung: „Wir zeichnen heute Schulen aus, die die Gemeinschaft stärken. In denen Schülerinnen und Schüler nicht nur lernen, ihre eigenen Interessen zu artikulieren und zu vertreten, sondern auch, auf andere zu achten und sich für sie einzusetzen.“
Dr. Christa Schäfer, Deutsche Gesellschaft für Demokratiepädagogik: „Diese Schulen zeigen, dass Kinder und Jugendliche demokratische Kompetenzen in der Schule durch Anerkennung und Verantwortungsübernahme lernen und entwickeln, um sich als Erwachsene ebenso für Demokratie und Gerechtigkeit einzusetzen.“
Partizipation ist an der Schule im Gutspark kein leeres Wort. Seit drei Jahren haben die fünften und sechsten Klassen der Schule keine eigenen Klassenräume mehr. Um den Kindern aber ein eigenes „Lernumfeld“ auf einer Etage zu ermöglichen, entwickelten die Kunstlehrerin und das Lehrerteam der Klassen gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern ein „Gestaltungsprojekt“. Bei diesem Projekt lagen Ideenfindung, Vorplanung und Ausführung weitgehend in der Hand der Schülerinnen und Schüler. Eine Arbeitsgruppe der Fünf- und Sechstklässler entwickelte die Ideen, wählte Farben aus und sprach über räumliche und zeitliche Einteilung der Arbeitsschritte. Jederzeit holte sie sich Rückmeldungen bei den anderen Schülern, die das Projekt genauestens verfolgten. Es entstand ein neu gestalteter Lernbereich für die fünften und sechsten Klassen, den sie selbst gestaltet haben.
An der Schule im Mummelsoll setzen sich die Schülerinnen und Schüler mit digitalen Medien und Phänomenen wie Fake News, Hate Speech und Diskriminierung im Netz auseinander. Sie engagierten sich in einem selbst gestalteten Projekt für Fakten und Toleranz. Eine Arbeitsgruppe des achten und neunten Schulbesuchsjahres setzt sich besonders für demokratische Teilhabe ein: Sie klärt Menschen mit und ohne Behinderung über Chancen und Gefahren sozialer Netzwerke und den angemessenen Umgang damit auf. Dazu hat sie eine Handreichung in leichter Sprache entwickelt und vorgestellt. Zudem will sie das erworbene Wissen demnächst in Form einer Sprechstunde weitergeben.
Der Klassenrat ist an der Max-Beckmann-Schule in allen Lerngruppen eine selbstverständliche Einrichtung. Bei den wöchentlichen Sitzungen sprechen die Schülerinnen und Schüler über ihre Ideen und Vorschläge, um das Miteinander in der Klasse und in der Schule insgesamt weiter zu stärken. Dabei erwerben sie gleichzeitig die notwendigen sozialen und demokratischen Kompetenzen zur Umsetzung dieser Ideen. Nichts liegt näher, als mit diesen wunderbaren Voraussetzungen auch ein Projekt im Kiez zu starten. Jedes Jahr finden an der Schule die „Engagement-Projekttage“ statt. Alle achten Klassen nehmen daran teil. Gemeinsam mit zwei Mitarbeiterinnen der Initiative „Nachbarschaftsaktionen im Kiez“ organisierte eine Klasse ein Fest für mehrere Kindertagesstätten und Grundschulen im Kiez. So konnten sich Kinder, die kurz vor ihrer Einschulung standen sowie Kinder, die im letzten Jahr eingeschult worden waren, gleich einmal kennen lernen. Mit einer ganz anderen Altersgruppe beschäftigte sich eine andere 8. Klasse. In einem Altersheim spielten die Schülerinnen und Schüler mit den Senioren Kniffel und Rummikub, boten ihnen selbstgemachte Waffeln an und begleiteten sie durch den „Handyführerschein“.