Anlässlich des Europäischen Tages der Sprachen findet heute in Berlin der 6. Fachtag zur Mehrsprachigkeit statt. Getragen wird der Fachtag von Migrantenselbstorganisationen, die sich seit Jahren für Bildung und die Wertschätzung von Herkunftssprachen einsetzen. Die Integrationsbeauftragte Katarina Niewiedzial unterstützt den Fachtag und fordert, künftig bei Schulabschlüssen eine Mutter- bzw. Herkunftssprache als Prüfungssprache zuzulassen. Dr. Dita Vogel vom Rat für Migration hatte zuvor einen entsprechenden Reformvorschlag vorgelegt. Wenn es um den Nachweis von Sprachenkenntnissen für Schulabschlüsse geht, kommt es in Deutschland derzeit nicht auf die tatsächlichen Sprachenkenntnisse an, sondern auf den Besuch des Fremdsprachenunterrichts in Deutschland.
„In einer Stadt wie Berlin hat bald jedes zweite Kind eine familiäre Migrationsgeschichte. Viele Kinder und Jugendliche sprechen Deutsch und Englisch und im Elternhaus noch eine dritte oder vierte Sprache – etwa Türkisch, Vietnamesisch oder Arabisch. Das sollte für Schulabschlüsse gewürdigt und berücksichtigt werden. Auch vor dem Hintergrund meiner eigenen Geschichte unterstütze ich die Idee“, sagt Katarina Niewiedzial. Sie kam im Alter von 12 Jahren mit ihrer Familie aus Polen nach Bremerhaven, dort wurde ihre Muttersprache Polnisch in der Schule als zweite Fremdsprache anerkannt. „Nur so konnte ich zur Oberschule zugelassen werden und das Abitur machen. Die Förderung der Herkunftssprache sollte sich aber nicht nur auf Abiturientinnen und Abiturienten beschränken. Auch im Handwerk und in der Industrie wird Mehrsprachigkeit geschätzt. Entsprechend gilt es, Kinder aus mehrsprachigen Elternhäusern in ihren Stärken zu unterstützen.“
Mehr zum Reformvorschlag von Dr. Dita Vogel vom Rat für Migration:
https://rat-fuer-migration.de/wp-content/uploads/2020/07/rfm-debatte-2020.-drei-sprachen-sind-genug-fuers-abitur.-initialbeitrag-von-dr.-dita-vogel-2.pdf
Rückfragen: Joanna Itzek, Pressesprecherin der Berliner Integrationsbeauftragten, presse@intmig.berlin.de .