Ausstellungseröffnung: Charité im Nationalsozialismus und die Gefährdungen der modernen Medizin
Pressemitteilung vom 24.11.2017
In Anwesenheit des Staatssekretärs für Wissenschaft und Forschung, Steffen Krach, eröffnete die Charité – Universitätsmedizin Berlin am gestrigen Donnerstag am Campus Mitte die Ausstellung „Der Anfang war eine feine Verschiebung in der Grundeinstellung der Ärzte“. Sie beschäftigt sich mit den Haltungen und Verhältnissen, die dazu führen konnten, dass Mediziner zwischen 1933 und 1945 in einer aus heutiger Sicht ethisch fragwürdigen und menschenverachtenden Weise gehandelt haben. Die Ausstellung findet im Rahmen des Projekts „GeDenkOrt.Charité“ statt, in dem die Charité mit der Universität der Künste Berlin zusammenarbeitet.
Steffen Krach, Staatssekretär für Wissenschaft und Forschung, betonte in seinem Grußwort: „Die Berliner Wissenschaft steht in einer besonderen Verantwortung, sich mit ihrer eigenen Geschichte in der Zeit des Nationalsozialismus auseinanderzusetzen. Das Projekt GeDenkOrt.Charité, in dem die Charité mit der Universität der Künste zusammenarbeitet, und die heute eröffnete Ausstellung leisten hierfür einen wichtigen Beitrag. Ich danke allen Beteiligten, mit deren Hilfe ein dauerhafter Ort für die Auseinandersetzung mit der Charité-Vergangenheit entstehen konnte.“
Am Beispiel der Berliner Medizinischen Fakultät wird in der Ausstellung gezeigt, wie umfassend und bereitwillig sich auch Angehörige der Charité für die biopolitischen Maßnahmen und Ziele des Regimes in Anspruch nehmen ließen.
„Viele leitende Mediziner der Charité und der Friedrich-Wilhelms-Universität machten in der Zeit des Nationalsozialismus ihre Kliniken und Institute zu Orten der NS-Rassen-, Leistungs- und Vernichtungsmedizin. Daher ist es uns überaus wichtig, uns mit diesem Kapitel der Charité-Geschichte transparent und öffentlich auseinanderzusetzen“, sagte Prof. Dr. Karl Max Einhäupl, Vorstandsvorsitzender der Charité. Er ergänzt: „Wir lernen aus der Geschichte nur, wenn wir den Bezug zur Gegenwart herstellen und Gefährdungen thematisieren, die auch der modernen Medizin immanent sind. Die Charité bekennt sich dazu, eine Wissenschaft in Verantwortung aktiv zu leben.“
Die Ausstellung ist als Rundgang angelegt und zeigt in einem ersten Teil die Perspektive der Betroffenen. Ein weiterer Teil nähert sich anhand von ausgewählten Fachdisziplinen und ihrer Protagonisten der Perspektive von Tätern, Medizinern sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
Der Blick zurück soll auch dazu anregen, über gegenwärtige Gefährdungen der modernen Medizin nachzudenken. „Wir zeigen eine ganze Bandbreite individuellen Handelns und den zugrundeliegenden Einstellungen, die teilweise auch über die NS-Zeit hinaus weiter wirksam waren“, erklärte Dr. Judith Hahn, Kuratorin vom Institut für Geschichte der Medizin der Charité. Sie fügte hinzu: „Die dargestellten Grenzüberschreitungen sollen auch einen Dialog anregen über die Verantwortung der Medizin und der Wissenschaft in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.“
Weitere Informationen: https://gedenkort.charite.de/ueber_gedenkortcharite/veranstaltungen/