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Reinickendorf
Das Dorf, aus dem Reinickendorf hervorging, ist bis heute erkennbar. Spürbar sind auch das Erbe der Besatzungsmächte und der Einfluss des Flughafens Tegel. mehr
Lübars ist Berlins ältestes Dorf und verfügt dank des historischen Dorfkerns und der ausgedehnten Wiesen und Wälder über einen hohen Erholungswert. Die Sehenswürdigkeiten des Ortsteils lassen Besucher in eine andere Zeit eintauchen.
Ein historischer Dorfkern, weite Felder und Wiesen und das Wiehern von Pferden - wer in Berlin-Lübars spazieren geht, vergisst schnell, dass er sich in einer Millionenstadt befindet. Lübars liegt im Norden Berlins an der Grenze zu Brandenburg und gehört zum Bezirk Reinickendorf.
Als ältestes Dorf in der Hauptstadt wurde Lübars 1247 erstmals urkundlich erwähnt. Die dörfliche Struktur ist bis heute erhalten geblieben und strahlt einen ganz besonderen Charme aus. Nur hier existieren innerhalb der Berliner Stadtgrenzen noch bäuerliche Familienbetriebe. Zahlreiche Reiterhöfe, Herrenhäuser und Kopfsteinpflasterstraßen machen die ländliche Idylle in der Großstadt perfekt.
Beim Besuch der wichtigsten Sehenswürdigkeiten des Ortsteils tauchen Besucher:innen jedoch nicht nur in die ländliche Idylle ein. Als ehemalige Grenzregion der innerdeutschen Grenze spielt auch die Geschichte Berlins eine wichtige Rolle.
Wie üblich für einen historischen Dorfkern bildet die Kirche den Mittelpunkt. In Lübars steht das musterhafte Beispiel einer spätbarocken Kirche. Dieser Typ wurde in der Mark Brandenburg häufig errichtet. Die Saalkirche mit Turm steht heute unter Denkmalschutz. Schon im Mittelalter stand an gleicher Stelle eine Kirche. Nachdem diese während eines großen Dorfbrandes vernichtet wurde, entstand das heutige Gotteshaus in den Jahren zwischen 1790 und 1794. Im Inneren beeindruckt ein prächtiger barocker Kanzelaltar, der eigentlich einmal für die Getraudenkirche am Spittelmarkt gedacht war. Im Außenbereich der Kirche sind einige historische Grabsteine zu sehen.
Zum historischen Dorfkern in Lübars gehört neben der Dorfkirche auch der LabSaal, der ohne Zweifel zu den schönsten historischen Sälen in Berlin gehört. Auch das Gebäude des LabSaals steht unter Denkmalschutz. In dem ehemaligen Tanzsaal haben unter der Woche zahlreiche Hobby-Gruppen ihre Heimat gefunden. An den Wochenenden finden regelmäßig Events wie Theater, Konzerte und andere Veranstaltungen statt. Auch Hochzeiten werden hier gefeiert. Besonders beliebt ist der Weihnachtsmarkt. Direkt neben dem LabSaal befindet sich der Dorfkrug, in dessen historischem Gebäude deutsch-französische Küche geboten wird. Der Dorfkrug kann auf eine über 120-jährige Geschichte zurückblicken.
Wer die Ohren spitzt, hört schon von weitem das Gegacker der Hühner, die in der Alten Fasanerie ihr Zuhause gefunden haben. Die Fasanerie bietet diesen und anderen Tieren eine Heimat. Das weitläufige Gelände liegt inmitten des Freizeitparks Lübars, aber kaum 500 Meter von den Hochhäusern des Märkischen Viertels entfernt. Gestresste Großstädter finden hier ländliches Idyll.
Die Fasanerie wurde 1740 von König Friedrich II. gegründet und lange landwirtschaftlich genutzt. 1978 kaufte das Bezirksamt Reinickendorf das Gelände, damit Berliner Stadtkinder einen Ort haben, um das Landleben kennenzulernen. Seit 2014 übernimmt diese Aufgabe das Elisabethstift.
Kleine und große Menschen können auf dem Bauernhof viel erleben. Schafe, Hühner, Meerschweinchen, Katzen und Bienen können ausgiebig beobachtet werden. Außerdem wird hier noch echte Landwirtschaft betrieben. Mitten in Berlin wachsen Gemüse, Kräuter und Obst und werden im Restaurant vor Ort verarbeitet oder im Hofladen verkauft. Die Herkunft und Produktion von Lebensmitteln soll für alle erlebbar werden. Kindern und Jugendlichen werden zudem zahlreiche Aktionen und Kurse geboten.
Genau wie die Alte Fasanerie liegt auch die Lübarser Höhe im Freizeit- und Erholungspark Lübars. Wer die Anstrengung des Aufstiegs auf über 80 Metern Höhe nicht scheut, wird mit einem weiten Blick nach Berlin und Brandenburg belohnt. Wenn der Wind im Herbst ordentlich pustet, ist die Lübarser Höhe ein perfekter Ort, um seinen Drachen steigen zu lassen. Im Winter verwandelt sich die Anhöhe mit einer 300 Meter langen, beleuchteten Rodelbahn in den vielleicht besten Rodelberg der Stadt.
Nur wenige Meter entfernt von der Lübarser Höhe und der Alten Fasanerie verläuft der Mauerweg. Fast könnte man im Angesicht der idyllischen Umgebung vergessen, wie bedeutungsschwer dieser Weg und das Gelände um ihn herum ist. Der Weg lässt sich gut zu Fuß oder mit dem Fahrrad erkunden und führt, sofern man möchte, um ganz Berlin herum.
Wer den Mauerweg ein Stück entgegen dem Uhrzeigersinn läuft, trifft auf den Gedenkstein Qualitz. Er steht in Gedenken an den Landwirt Helmut Qualitz, der nach der Wende kurzerhand mit seinem Traktor die Mauer zwischen Lübars und Blankenfelde einriss, weil hier auch ein halbes Jahr nach Mauerfall noch immer die Mauer stand. Die Menschen waren es leid, lange Wege auf sich nehmen, um die Nachbarn im ehemaligen Osten zu besuchen. Scherzhaft wird der Ort "Checkpoint Qualitz" genannt.
Zugegeben, die Gedenkstätte für das Krankensammellager Blankenfelde liegt nicht mehr ganz in Lübars, aber ist vom Mauerweg in wenigen Schritten zu erreichen. Auf dem Gelände zwischen der Bahnhofsstraße von Blankenfelde nach Lübars wurden aus der Sowjetunion verschleppte Frauen und Männer, die nicht mehr für die Zwangsarbeit eingesetzt werden konnten, eingesperrt. Trotz der Deklarierung als Krankenlager wurde den Menschen nicht angemessen medizinisch geholfen. Krankheiten und Mangelernährung führten häufig zum Tod der oft noch jungen Zwangsarbeiter. Mindestens 700 Todesfälle lassen sich nachweisen. Von den Lagerbaracken ist heute nichts mehr zu sehen. Eine Gedenktafel mit Beschreibungstext informiert über diesen Ort.
Wenn im Sommer die Sonne vom Himmel lacht, gibt es keine bessere Erfrischung als den Sprung ins kühle Nass. Lübars hat ein traditionsreiches Freibad mit Restaurant zu bieten, das nicht nur bei Lübarser Einwohnern beliebt ist. Das Freibad befindet sich am südlichen Ufer des Ziegelleisee. Der See kann mit seiner Wasserqualität glänzen, auch wenn er nicht zu Berlin größten Seen gehört.
Der Ziegeleisee ist, wie der Name schon vermuten lässt, aus einer Tongrube entstanden. Schon vor über 3.000 Jahren wurden in diesem Gebiet Lehm und Ton abgebaut. Das Rote Rathaus schmückt sich mit den Ziegeln aus den Ziegeleien, die um den See einst standen. Nach und nach füllte sich die Tongrube mit Grundwasser, bis der See entstand. Heute lockt das Strandbad an heißen Tagen Groß und Klein an. Das Restaurant hat mehr als Pommes rot-weiß im Angebot. Die große Liegewiese bietet viel Platz zum Ruhen, Toben und Spielen, während alte Bäume Schatten spenden.
In Lübars befindet sich die letzte frei sprudelnde Quelle Berlins. Die Osterquelle ist auch unter dem Namen Marienquelle bekannt und wurde bereits 1751 schriftlich erwähnt. Einst sprudelten hier mehrere Liter kühles Wasser in der Sekunde aus dem Boden, heute fließt das Wasser verhaltener. Die unscheinbare Quelle befindet sich am Schildower Weg in den Flachmoorwiesen.
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