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Sehenswürdigkeiten in Mitte
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Die Britische Botschaft in der Nähe des Brandenburgers Tor ist ein beispielhafter Bau der Postmoderne. Neben dem konservativen Hotel Adlon fällt die auffällige Fassade besonders ins Auge.
"Ihr wollt das steinerne Berlin? Sollt Ihr haben. Ihr wollt eine ‚Lochfassade’, rechteckige Fenster, traditionelles Schrägdach? Liefere ich Euch. Doch es ist alles nur Kulisse", scheint die im Jahr 2000 eingeweihte Britische Botschaft den Passanten zuzurufen. Michael Wilford, der langjährige Partner des berühmteren, 1992 verstorbenen James Stirling, hat Berlin an der Wilhelmstraße einen postmodernen Bau par excellence geschenkt.
Eine Sandsteinfassade, wie sie langweiliger nicht sein könnte, bricht er ironisch auf und demaskiert sie als leeres Blendwerk. Die Fenster sitzen schräg hinter der "Steintapete", zu den Nachbarbauten ist die Fassade abgeschrägt, und in der Mitte der Straßenfront klafft dort, wo sich im klassischen Palais das "Piano Nobile", die vornehmste Etage, befand, fast in ganzer Breite und zweistöckiger Höhe – ein Loch.
Aus ihm recken sich – als absoluter Stilbruch – dem Passanten zwei poppig bunte Baukörper entgegen, rund und lila ein Tagungsraum, hellblau und trapezförmig das Informationszentrum. Der Eingang wiederum ist, wie er schlichter nicht sein könnte: glatt eingeschnitten in die Wand, die hier wie eine Hofmauer wirkt.
Ob Wilfords Botschaftsbau zwischen den noblen, "seriösen" Fassaden des Hotels Adlon und der hellen Seniorenresidenz von Gustav Peichl und gegenüber dem vom Bundestag genutzten Neorenaissance-Palais erfrischend unkonventionell oder wie ein verzweifelter Ruf nach Aufmerksamkeit wirkt, mag jeder selbst entscheiden.
Seine besondere Qualität entwickelt der Neubau in den beiden Höfen im Blockinnern, um die Wilford die Büros für die 120 Mitarbeiter gruppiert hat. Dem offenen Ehrenhof hinter dem Eingang, in dem eine englische Eiche steht, folgt ein mit Glas überdachter Wintergarten, das "Kommunikationszentrum" des Gebäudes, dessen höheres Niveau man über eine Prachttreppe und durch Säulen hindurch erreicht. Im Innern des Baublocks dominieren Glas, die Blechverkleidungen vor den oberen der sechs Geschosse und immer wieder poppige Farben.
Die prägen übrigens auch den ersten Bau, den Wilford gemeinsam mit Stirling in Berlin errichtete: das Wissenschaftszentrum am Landwehrkanal, der unübersehbare rosa-blau gestreifte Baublock schräg hinter der Neuen Nationalgalerie.
Geografisch knüpft das britische Königreich mit seiner neuen Botschaft an alte Traditionen an: Denn schon von 1884 bis zum Zweiten Weltkrieg residierte an dieser Stelle, im einstigen Palais des Eisenbahnunternehmers Strousberg, His Majesty’s Ambassador.
Der Neubau, der übrigens als erster Botschaftsbau weltweit rein privat finanziert und vom britischen Staat nur gemietet ist, sollte den gewandelten Anforderungen an eine diplomatische Vertretung entsprechen: im Innern mit einer gelungenen Raumfolge für Empfänge und Veranstaltungen, nach außen hin mit einer Fassade, die die Balance zwischen englischem Understatement und frecher Popkultur sucht.
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