Die berühmteste Klappbrücke der Welt
Bild: Alfred Arnold / pixelio.de
von Ursula A. Kolbe
Eine alte, ehrwürdige Dame ist sie geworden – und doch noch immer quicklebendig: Die Londoner Tower Bridge. Mit ihren 125 Jahren gehört die 244 Meter lange Hänge- und Klappbrücke der Welt zu London wie der Buckingham Palace und Big Ben. Diese Meisterleistung viktorianischer Ingenieurskunst wird von täglich 400.000 Menschen überquert oder beim Entspannen am Themseufer einfach nur bewundert und der Anblick genossen.
Im 19. Jahrhundert explodierte die Bevölkerung von London von einer Million auf sechs Millionen; sie wurde zur größten Stadt der Welt. Es brach Chaos auf den Straßen aus, und der Verkehr auf der London Bridge kam regelmäßig zum Erliegen, führte zu stundenlangen Wartezeiten, beschreibt der Historiker Dirk Bennett die damalige Situation. Die Uferpromenade auf beiden Seiten säumten damals Lagerhallen und Werften.
Und der Schiffsverkehr war so wichtig für die Versorgung der Millionenstadt, dass die Ausschreibung für die neue Brücke verlangte, den Schiffen den Vorrang vor dem Straßenverkehr zu geben. Ein Prinzip, das bis heute gelte. Wenn also ein Schiff 24 Stunden vorher um Durchfahrt bitte, müsse dem stattgegeben werden, so der Historiker.
1876 wurde dann ein Komitee gegründet, um nach einer Lösung zu suchen. 1884 fiel dann endlich die Entscheidung für eines der bis dahin eingereichten 50 Projekte: Der Entwurf von Architekt Horace Jones und Bauingenieur John Wolfe Barry fand die Zustimmung. Sie hatten eine Klappbrücke mit zwei auf Pfeilern errichteten Brückentürmen entwickelt, wobei die beiden zentralen Tragwerkteile nach oben geklappt werden konnten.
Zwei Jahre später begann der Bau. Zwei massive Pfeiler aus über 70.000 Tonnen Beton wurden mithilfe von Tauchern ins Flussbett versenkt. Über 11.000 Tonnen Stahl bildeten die Struktur, die hinter Granit und Braunsandstein versteckt wurde. Die Bauteile waren in Schottland angefertigt worden. Spezialisierte Familienverbände hatten sie vor Ort zum Stahlgerüst zusammengesetzt. Das alles war eine Meisterleistung.
Anfangs versorgten drei riesige Dampfmaschinen die Hydraulik mit dem notwendigen Wasserdruck, um die Brückenteile innerhalb weniger Minuten hochklappen zu können. Historiker Bennett: „Bis 1976 war die Tower Bridge praktisch eine riesige Dampfmaschine.“ Dann wurde sie auf Ölhydraulik umgestellt, und die Pumpen werden seither elektrisch angetrieben.
Heute ist die Tower Bridge Anziehungspunkt zahlreicher Touristen. Ein Spaziergang auf dem knapp 50 Meter langen Fußgängerweg bietet einen einmaligen Blick auf London. 2014 erhielt diese Brücke einen Bereich mit einem begehbaren Glasboden, von dem aus man 42 Meter in die Tiefe blicken kann – für Menschen mit Höhenangst nicht unbedingt zu empfehlen. Der Glasbodenbereich ist elf Meter lang und 1,8 Meter breit. Spannend wird es, wenn die Brücke aufgeklappt wird.
SeniorenServiceBüro
Sozialkommission
- Tel.: (030) 90293 4371
- Fax: (030) 90293 4355
- E-Mail SeniorenServiceBuero@ba-mh.berlin.de
Sonder-Sozialkommission
Redaktion Spätlese
Leiter: N.N.