Um den 11.11. ranken sich Mythen und Bräuche …
Bild: Stephanie Hofschlaeger/pixelio.de
von Ursula A. Kolbe
Den 11.11, also den 11. November eines jeden Jahres, verbinden wir heute landläufig meist zuerst mit dem Beginn der närrischen Faschingszeit, wenn um 11.11. die Faschingsklubs und Karnevalsvereine die Rathäuser stürmen.
Ja, um diese Schnapszahl ranken sich viele Mythen, heidnische Kulte, christliche Feiertage, bäuerliches Brauchtum – die Geschichte und der Volksmund haben viele Erklärungen. Lehnen wir uns auch der „Augsburger Allgemeinen“ an, die einige Beispiele parat hat:
Die Zahlenspielerei
Elf. Sie gibt in Sachen Karneval den offiziellen Startschuss vor, und ihre Vereine nennen sich in der Regel „Elferrat“. Tatsächlich gilt die „11“ als die närrische unter Zahlen. Das hat vor allem mit ihrer Stellung zwischen zwei übermächtigen Symbolen in der biblischen Zahlenmystik zu tun. Die „10“, als Zahl der Gebote und der Weltordnung. Und danach die „12“. Die Zahl der Apostel Jesu und das Symbol für Neubeginn – wie das Jahr, das nach zwölf Monaten endet und wieder von vorn beginnt.
Die „11“ ist also närrisch, weil sie profan zwischen den beiden bedeutungsschwangeren Zahlen steht und gerademal durch das Fußballspiel im 20. Jahrhundert eine neue Symbolebene erhält. Doch der Karneval ist weit älter als der Fußball. Die „11“ ist keine christliche Zahl, sie überschreitet die Norm der Gebote, sie hebt die alltägliche Ordnung auf – genau wie von den Jecken gefordert.
Das Faschingstreiben stellt die christliche Gesellschaftsordnung in Frage. Zudem ist sie die kleinste Schnapszahl und die Zahl der „letzten Stunde“ auf der Uhr, die Stunde vor dem Tod.
Außerdem zählten viele Stadt- und Kommunalgremien im 19. Jahrhundert zehn oder zwölf Mitglieder. Der „Elferrat“ ironisiert also die politische Dimension der Ordnung in Deutschland, mit dem Datum hat das allerdings wenig zu tun.
Eine komplizierte Rechnung
Der Bonner Karnevalsexperte Horst Bachmann hat als Erklärung des 11. November eine komplizierte Rechnung aufgestellt. Um es abzukürzen: Preußen forderte 1823, dass der rheinische Karneval künftig organisiert werden müsse. Weil vor dem offiziellen Start der Fastnachtssaison – der Drei-Königstag am 6. Januar – noch eine vierwöchige Fastenzeit lag, legten die Verantwortlichen den 11. November fest.
Der Bauernkalender
Bei den Bauern gilt der 11. November seit jeher als das Ende des landwirtschaftlichen Wirtschaftsjahres. Ein zweites, endgültiges Erntedank, weil zu dieser Zeit nicht nur die Ernte eingefahren war, sondern der Großteil weiterverarbeitet wurde. Auch der Wein ist dann trinkbar. Für Magd und Knecht begannen zu dieser Zeit die Ferien, also nicht nur ein Grund zu feiern.
Letztlich gibt es viele Mythen, um den 11. November zu deuten. Wahr und falsch lässt sich dabei oft nicht mehr voneinander trennen. Mit dem Sankt-Martins-Fest hat der Beginn des Karnevals übrigens nichts zu tun. Dazu noch ein paar Gedanken.
Der Martinstag
Dieser Tag – auch St. Martin genannt – wird ebenfalls am 11. November eines jeden Jahres gefeiert und fällt damit auf den Tag des Beginns der „närrischen Zeit“. Das Datum jedoch ist abgeleitet von der Grablegung des Heiligen Martin von Tours, der an diesem Tag im Jahr 397 begraben wurde. Heute noch ist der St. Martinstag von verschiedenen Bräuchen geprägt, von denen das Verspeisen der Martinsgans wohl der bekannteste sein dürfte.
Zur Geschichte: Martin von Tours lebte von 317 bis 397 nach Christus und war der Sohn eines römischen Offiziers. Seine Großzügigkeit war überall bekannt. Eine Geschichte des Mannes dreht sich um einen Februarmorgen, an dem er mit seinem Burschen von einem nächtlichen Ritt heimkehrte. Am Stadtrand stand ein Bettler, der um eine milde Gabe bat.
Martin hatte seinen Sold aber an arme Bauern verschenkt und halbierte daher seinen Mantel mit seinem Schwert. Eine Hälfte warf er dann dem Bettler zu und bewahrte ihn vor dem Kältetod. Martin von Tours sollte der Nachfolger des verstorbenen Bischofs des Ortes werden, aber er versteckte sich im Gänsestall. Daraufhin stimmten die Menschen auf der Suche nach ihm Lieder an und entzündeten Laternen.
Die Gänse aber verrieten Martin durch ihr lautes Schnattern. Im Jahre 371 wurde Martin dann doch Bischof von Tours. Noch heute findet zu seinen Ehren vielerorts ein Umzug mit Liedern und Laternen statt, und man frönt dem bereits erwähnten Gänseessen.
Die Bedeutung der Gans für diesen Feiertag, so heißt es, geht wohl auf das Steuerwesen des Mittelalters zurück. Am 11. November war Zahltag – und die Steuerschuld wurde oft mit einer Gans beglichen. Und so fand das Tier seinen Weg in zahlreiche Mythen, die sich um den Heiligen ranken.
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