Weihnachtserinnerungen

Geschriebene Wünsche

von Christa-Dorit Pohle

Wir sind ja in diesem Jahr sehr lange mit schönem Herbstwetter und milden Temperaturen verwöhnt worden. Vielleicht fällt es deshalb einigen von uns besonders schwer, sich innerlich und äußerlich auf den nahenden Winter einzustellen. Viele Menschen haben schon eine Erkältung.

Unser Körper dankt es uns bestimmt, wenn wir durch gesunde Ernährung, Bewegung an frischer Luft und witterungsbedingter Auswahl unserer Bekleidung mithelfen, unser Immunsystem zu stärken. Wir wünschen uns ja, zu den Feiertagen gesund und munter zu sein, also packen wir es an.

Für sehr viele Menschen wird es zu den Weihnachtsfeiertagen ruhig und besinnlich zugehen, aber für sehr viele wird es traurig sein, wenn Wärme und Geborgenheit fehlen. Ich habe einmal darüber nachgedacht, welche Weihnachtsfeste mir sehr fest in Erinnerung geblieben sind. Da war zum Beispiel Weihnachten 1941.

Mein Vati war Soldat und hatte für drei Tage Heimaturlaub bekommen. Ich habe noch das Bild vor Augen – den hohen, geschmückten Weihnachtsbaum, ich saß auf Vatis Schoß, wollte ihn gar nicht wieder los lassen. So glücklich war ich Knirps von vier Jahren, weil ich vorher den Vati so lange nicht gesehen hatte. Dann kam der Abschied, Vati nahm mich auf den Arm, drückte mich ganz fest und dann weinte er.

Er wollte das bestimmt unterdrücken, aber das gelang ihm nicht. Meine Mutti wollte ihn noch zum Bahnhof begleiten, aber Vati bat sie daheim zu bleiben. Er wollte nicht, dass sie immer einen abfahrenden Zug vor Augen hat, wenn er nicht mehr heim kommt. Es muss wohl so eine Ahnung gewesen sein. In einer eiskalten Nacht starb mein Vater in einer Sanitätsbaracke.

„Meine Frau, mein Kind“, das waren seine letzten Worte, und seine Gedanken an mich hatten die Kraft, den weiten Weg aus der Ferne bis zu mir zu überwinden. Ich lag in meinem Bett und schrie so laut, dass sogar meine Großeltern aufwachten und alle sich Sorgen machten, dass ich krank würde. Wie sich später heraus stellte, hatte ich zeitgleich auf die Gedankenübertragung reagiert.

Nun zu einem weiteren Weihnachtsfest, welches ich als besonders schön in Erinnerung habe. Damals war ich 18 Jahre alt. Es war eine Busfahrt nach Thüringen zu Weihnachten und zum Jahresausklang. Ich hatte mich sehr darauf gefreut. In einem kleinen Dorf waren wir in einem gemütlichen Wirtshaus untergebracht.

Schon der Empfang durch die Wirtsleute war so herzlich, als würden wir zur Familie gehören. Abends saßen wir alle zusammen am Kamin und die Wirtsleute erzählten vorweihnachtliche Geschichten. Am 24. Dezember nach dem Frühstück stand ein ausgedehnter Spaziergang auf dem Programm. Ein traumhaftes Winterwetter, nicht zu kalt, die Landschaft mit Schnee bedeckt, und die Sonne ließ die Schneekristalle glitzern.

Wer wollte, konnte sich Ski ausleihen. Ich wollte es unbedingt probieren. Es ging dann besser als ich dachte und machte sehr viel Spaß. Der Weg führte durch den Wald, wir verhielten uns ruhig und konnten Hirsche und Rehe an den Futterstellen beobachten. Nach dem langen Spaziergang schmeckte uns der Gänsebraten besonders gut.

Danach wurden eisgekühlte Rhöntropfen gereicht, ein wohlschmeckender Magenbitter. Anschließend gingen wir zum Gottesdienst in die kleine Dorfkirche. Zum späten Abend gab es noch eine Überraschung für uns. Eine Schlittenfahrt durch den Winterwald, wir eingehüllt in wärmende Decken, über uns der sternenklare Himmel. Es war wunderschön und für uns Großstädter ein besonderes Erlebnis. Und plötzlich stand der Weihnachtsmann mitten auf dem Weg.

Er schüttelte uns allen die Hand, hatte für jeden von uns ein kleines Geschenk und ein liebes Wort, und dann verschwand er wieder. Das war für uns alle eine gelungene Überraschung. Die Zeit bis zum Neujahrstag verging viel zu schnell, wir wären am liebsten noch länger geblieben. So schön kann es sein, wenn die Menschen liebevoll miteinander umgehen.

Ich wünsche unseren Lesern von Herzen ein friedvolles, gesundes Weihnachtsfest und alles erdenklich Gute für das neue Jahr. Möge uns Petrus einen milden Winter schenken, damit alle die Menschen, die dieses Weihnachtsfest in der Fremde mit großen Problemen und Sorgen verleben müssen, wieder Hoffnung schöpfen können.