Kleine Erlebnisse im November

Weiße Buchstaben auf rotem Schild

von Christa-Dorit Pohle

Eigentlich bin ich immer froh, wenn der November vorüber ist. Im Jahre 2014 hat sich der November mit den noch sehr milden Temperaturen ja nicht so unbeliebt gemacht. Aber kleine Begebenheiten am Rande des Alltags sorgen manchmal dafür, dass die Stimmung etwas sinkt.

Meine Freundin und ich hatten wieder Karten für die Senioren-Vorstellung in der Urania und waren wie immer voller Vorfreude. Morgens beim Frühstück hörten wir dann, dass bei der BVG wieder einmal gestreikt wird. Die S-Bahn fiel aus, also mussten wir ausweichen auf Bus und U-Bahn. Bei strahlendem Sonnenschein starteten wir zeitig, um die Urania zu erreichen.

Schon nach kurzer Zeit mussten wir leider feststellen, dass es Mitmenschen gibt, die vollkommen ausrasten, wenn bei den Verkehrsbetrieben mal nicht alles nach Plan läuft. Es war ein älteres Ehepaar, sehr temperamentvoll und lautstark. Im Bus herrschte etwas Gedränge, das Ehepaar hatte einen großen Koffer dabei und der Mann schimpfte wie ein Rohrspatz, weil er keinen Sitzplatz bekommen hatte, und auch nicht recht wusste, wohin mit dem Koffer.

Alle anderen Fahrgäste verhielten sich rücksichtsvoll. Plötzlich fiel dem Mann ein, dass er aussteigen musste. Er stieß seinen Koffer zur Seite, um sich Platz zu verschaffen und traf dabei meine Freundin am Fuß. Hätte das Ehepaar die Ruhe bewahrt, wäre das Aussteigen reibungslos verlaufen. Aber nein – Gewalt ist Trumpf.

Meine Freundin empfand einen Schmerz am Knöchel, er war blutig, eine Abschürfwunde zeigte sich. An der nächsten Station stiegen wir aus und fuhren wieder heimwärts. Wir waren sehr traurig, dass wir dieses Mal die wieder wunderschöne Senioren-Vorstellung nicht besuchen konnten. Später hörten wir in der Seniorengruppe, wie begeistert alle von den Darbietungen waren.

Einige Tage später war ich in Helle Mitte zum Einkaufen. Kartoffeln, Gemüse, Obst, mit zwei schweren Einkaufstaschen stieg ich in den Bus ein und fand eine Stelle, wo ich meine Taschen sicher abstellen konnte, damit sie nicht zur Stolperfalle für andere Fahrgäste werden. Unterwegs stiegen dann viele Schüler in den Bus.

Und als ich aussteigen wollte, konnte ich meine Taschen nicht greifen. Zwei junge Mädchen halfen mir. Aber an der Tür standen zwei Knaben, grinsten mich an und streckten ihre Füße so aus, dass ich die Taschen fast nicht hinstellen konnte, denn ich musste mich ja auch festhalten. Ich bat darum, etwas Platz zu machen. Der eine Knabe sagte zu dem anderen:“Du, die Alte will wohl aussteigen.“

Antwort: “Wenn die Alte so schwere Taschen tragen kann, dann kann sie auch über meine Füße drüber steigen.“ Als der Busfahrer den Bus dann auch noch an einer Stelle anhielt, wo der Haltestellenbereich schon zu Ende war, und der Boden uneben, war ich froh, dass mir das Aussteigen gelungen war, ohne Schaden zu nehmen.

Gab es da nicht Knigges „Umgang mit Menschen“? Nein, wohl eher die moderne Form „Wie knickt man Menschen im Gang um?“ Das bringt doch den Kick.

Dann kamen aber auch Tage mit freudigen Erlebnissen. Am 23. November unternahmen wir bei strahlendem Sonnenschein einen Ausflug nach Strausberg. Das tat uns sehr gut.

Ende des Monats hörten wir in der Seniorengruppe Adventskalender-Geschichten. Das stimmte uns dann langsam auf Weihnachten ein und verscheuchte die traurigen Gedanken.