Ein Apfelbäumchen pflanzen: Die Welt geht nicht unter

Grafik Apfelbaum

von Peter Josef Dickers

Wir leben in unsicheren Zeiten. Nur Wagemutige halten sie aus. Kinder überlebten einen Sturm, weil sie nicht in die Schule mussten. Ein noch schrecklicheres Sturmtief wird vorhergesagt. Ob man Altenheime evakuiert, Oma und Opa in ehemalige Luftschutzbunker umquartiert? Der Ölpreis soll ins Unermessliche steigen, mit nicht absehbaren Folgen für Wirtschaft und Verbraucher. Der Handelskammertag warnt vor Wohlstandsverlusten in nicht
gekanntem Ausmaß. Weltuntergangsprophezeiungen. Blackout-Szenarien.
Auf der Suche nach Zuversicht begegnen einem nur Sorgenkinder. Entschärft man eine Krise, verschärft sich eine andere.

Extreme Hitze sei für Seniorinnen und Senioren laut „ProSenectute“ eine gesundheitliche Gefahr. Altersheime in der Schweiz ergreifen Anti-Hitze-Maßnahmen. Wir müssten die Katastrophe denken, redet man uns ins Gewissen. Wir hätten keine Wahl, den Zeitläuften zu entkommen. Schuldige für die Klimakrise, für alles Elend in der Welt sind rasch gefunden. „Die kleine Kunst der Lebensfreude“, Titel eines Buches des Philosophen Werner Schmid, steht unbeachtet im Bücherregal. Die Welt outet sich als Unvollendete.

War das so geplant? Was hat sich der Schöpfer dabei gedacht, wenn sich das Leben in der Gefahrenzone brodelnder Vulkane abspielt? Droht uns das im Film „The day after tomorrow“ angedrohte Katastrophen-Szenario? Wie naiv muss Martin Luther gewesen sein, der ein Apfelbäumchen pflanzen wollte, wenn die Lage aussichtslos war und ein Tag später die Welt untergehen würde? Oder ging er davon aus, dass die Schöpfung nicht zu Ende war? Die Erde wird noch bestehen, wenn nichts mehr an menschliche Wesen erinnert. Sie ist unaufhörlich im Wandel, will entdeckt und gestaltet, nicht nur erhalten oder sich selbst überlassen werden. „Gefahren der Zeit“ sind in der Regel Gefahren der Zeit.

Natürlich besteht Anlass zur Sorge, wenn wir unserer Verpflichtung gegenüber dem Planet Erde nicht gerecht werden und uferlose Begehrlichkeit entwickeln. Die Erde ist kein Garten Eden, in dem wir uns um nichts kümmern müssen und für nichts verantwortlich sind. Den kostbarsten Besitz, das Leben, dürfen wir nicht aufs Spiel setzen, Die Meere müssen geschützt werden. Sie sind Lebensräume von Organismen, die in Milliarden Jahren entstanden sind. „Es werde Licht“ steht in einem der biblischen Schöpfungsberichte. Dass es wieder zappenduster werden könnte, wird nicht angedroht.

Ich muss nicht in Panik geraten. Hin und wieder könnte ich ein Apfelbäumchen pflanzen, das mich daran erinnert, dass ich zum Erhalt des Planeten beitragen kann. Dann geht er so schnell nicht unter.

Quelle: Aus dem Buch des Autors „Neue Engel braucht das Land“