Die Mikrowelle - ohne sie geht heute nichts mehr
Bild: otto.de
von Ursula A. Kolbe
Seien Sie ehrlich: Auch Sie möchten heutzutage die Mikrowelle nicht mehr missen. An manchen Tagen, wenn’s schnell und ohne großen Aufwand gehen soll, ist sie einfach unverzichtbar. Und kaum vorstellbar, dass sie nun schon ein dreiviertel Jahrhundert auf dem sprichwörtlichen „Buckel“ hat.
Doch der Reihe nach: 1945 tüftelte der US-Ingenieur Percy Spencer gerade an dem Magnetron einer Radaranlage, als er durch einen Zufall bemerkte, dass dieses Bauteil auch dazu geeignet war, Speisen zu erwärmen. Als er nämlich neben einem angeschalteten Magnetron stand, schmolz ein Schokoriegel in seiner Tasche.
Das weckte seine Neugier, und er forschte nach der Ursache. Zu Testzwecken legte er einige Maiskörner vor eine Magnetfeldröhre – und bekam Popcorn. Weitere Versuche animierten ihn zum Bau einer Metallkiste mit einem Magnetron – in seinem „Prototypen“ erhitzte er sein Lunchpaket. Es zeigte sich, dass die Mikrowelle Lebensmittel wesentlich schneller erwärmte als herkömmliche Herde.
Unter die „Methode Nahrungsmittel zuzubereiten“ hat Spencer seine Erfindung im Oktober 1945 zum Patent angemeldet. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Die dipolaren Moleküle von Nahrungsmitteln, etwa Wassermoleküle, kann man sich wie kleine Kompassnadeln vorstellen, die sich nach dem Magnetfeld ausrichten, das sie umgibt. Wechselt das magnetische Feld um sie herum, dann richten sie sich dementsprechend neu aus. Im Mikrowellenherd geschieht das mehrere Milliarden Mal pro Sekunde.
Die molekulare Reibungswärme, die dabei entsteht, erhitzt die Speisen.
Die Vorteile liegen auf der Hand. Da die elektromagnetischen Wellen tief in die Nahrungsmittel eindringen und so Bereiche unterhalb der Oberfläche erreichen, kann sich die Mahlzeit schneller erwärmen. Zudem kann die Zubereitung auf einem servierfertigen Teller erfolgen.
Auch wenn sich an alledem seit damals nichts geändert hat, so sind doch die Geräte selber im Laufe der Zeit kleiner, handlicher und auch billiger geworden. Zuerst nur in Großküchen eingesetzt, eroberten die Mikrowellenherde ab den 1950er – vor allem aber in den 60er- und 70er-Jahren nach und nach auch die Privathaushalte. Abseits der USA dauerte es sogar noch etwas länger.
Ingenieur Spencer war ein Elektronikgenie. Mit 18 heuerte er als Funker bei der US-Marine an. 1918 verließ er die Navy, seine Kenntnisse hatte der Tüftler im Selbststudium erworben. Später wurde er Leiter des firmeneigenen Forschungslabors, stieg später in den Vorstand von Raytheon auf, hielt im Laufe seines Lebens rund 150 Patente und wurde 1953 Mitglied in der American of Arts und Sciences.
Der Ingenieur Spencer starb 1970, 1999 wurde er posthum in die Ruhmeshalle der Erfinder aufgenommen. Seine Revolution in der Küche brachte ihm aber nicht das große Geld: Eine einmalige Sonderprämie des Arbeitgebers für das Patent von ganzen zwei Dollar.
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