Karpfen blau - immer wieder ein (Ess)Vergnügen

Karpfen im Fangbehälter

von Ursula A. Kolbe

Weihnachten und Silvester gehören zu den schönsten Jahreszeiten im Jahr. Und zu den Mahlzeiten kommt an diesen Tagen in vielen Familien auch ein spezielles Fischgericht auf den Tisch: Karpfen blau. Dieser Fisch ist grätenreich und auch nicht ganz billig. Aber sehr schmackhaft, und es werden hierzulande jährlich 5.400 Tonnen verspeist, immerhin sechs Prozent des gesamten Fischkonsums. Insgesamt werden in den 4.800 deutschen Fischbetrieben 11.000 Teichfische, darunter Forellen, Saiblinge und Zander, produziert.

Die Geschichte des Karpfens reicht weit zurück. Er gilt als die artenreichste Fischfamilie, insgesamt 1.600 Arten. Allein 74 davon gibt es in Europa. Ursprünglich lebte der Wildkarpfen in den Zuflüssen des Kaspischen und Schwarzen Meeres, wurde schon von den alten Römern als Speisefisch geschätzt – und gezüchtet.

Später, im Mittelalter, kam der Karpfen auch in unsere Breiten. Überliefert ist, dass es Mönche und Nonnen waren, die nach Wegen suchten, ihre christlichen Speisegebote einzuhalten. Diese verboten nämlich an 150 Tagen im Jahr den Fleischverzehr. Also wurden in Teiche, die vor allem der Wasserrückhaltung dienten, um Mühlen anzutreiben, Süßwasserfische ausgesetzt.

Karpfen sind ja anspruchslos. Sie gedeihen auch in flachen Gewässern mit wenig Sauerstoff. So hatten die Klöster eine reichhaltige Alternative zum Fleisch. Einige Klöster und Adlige besaßen weitläufige Teichwirtschaften, von denen viele bis heute erhalten sind. Das größte Karpfenzuchtgebiet ist noch immer die Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft auf 30.000 Hektar mit 335 Teichen; das größte übrigens in Europa.

Da fallen einem gleich der Peitzer Karpfen und das Teichgut Peitz ein. Der bis zu drei kg schwere, fettarme Fisch ist besonders bei Brandenburger und Berliner Kunden beliebt. Schon die Auswahl seinerzeit als königlich-preußischer Hoflieferant war Ausdruck und Anerkennung der hohen Fischerei-Kunst der Vorväter. Ab 1959 entstand in Peitz einer der größten Karpfenzuchtbetriebe der DDR. Auf 4.000 ha Teichfläche wurden bis zu 3.500 Tonnen je Hektar produziert.

Heute betreibt die Teichgut GmbH auf 1.000 ha die Aufzucht der Peitzer Karpfen, aber auch von Nebenfischen wie Hecht, Wels, Zander und Barsch. Die Zuchtform Peitzer Karpfen haben in ihren Teichen einen festen Untergrund und sind deshalb nicht schlammig. Zudem werden die Teiche direkt mit frischem, nährstoffreichem Spreewasser bespannt. Dadurch zeichnet sich der Fisch durch festes schmackhaftes Fleisch aus, das nicht modrig schmeckt.

Desweiteren werden Satzfische produziert, wobei Schwankungen in der Karpfenproduktion in den Warmwasseranlagen des Kraftwerkes Jänschwalde ausgeglichen werden.
Im Herbst ist immer Abfischzeit. Während der Karpfenernte, vom 21. September bis zum 15. November, lädt die Fischer- und Festungsstadt Peitz zu den Peitzer Karpfenwochen ein. Dann kann man in Restaurants köstliche Karpfen- und andere Fischgerichte genießen, sich von der Vielfalt der Zubereitungsmöglichkeiten überraschen lassen und viel Wissenswertes und Interessantes über die Teichwirtschaft und die Fischzucht erfahren.

Neben Teichführungen und Ornithologischen Führungen gehören auch Vorträge und Filmabende zum Programm. Die Peitzer Karpfentour lädt zum Radeln durch die idyllische Teichlandschaft ein. Höhepunkt der Peitzer Karpfenwochen ist immer der Ende Oktober stattfindende „Große Fischzug“, das Abfischen des Hälterteiches. Hier kann man den Fischern bei ihrer Arbeit über die Schultern sehen, den leckeren Fisch genießen und sich gut unterhalten lassen. Ganzjährig ist der Genuss von fangfrischem Fisch in der Fischerklause am Hüttenteich nach Anmeldung möglich.

In diesem Zusammenhang: Jeder 20. Karpfen, der in Deutschland verzehrt wird, kommt aus Peitz. Jährlich werden hier über 500 t Karpfen gezüchtet und gefischt, die etwa eine Million köstliche Karpfenportionen ergeben. Die Karpfen enthalten auch wichtige Vitamine, Mineralstoffe, gesunde Fettsäuren und Proteine.

Interessant vielleicht auch noch der Fakt, dass 17 deutsche Städte in ihrem Stadtwappen einen Karpfen haben. Denn der Fisch soll Glück bringen. Und die Juwelen der Karpfenteiche sind die farbenträchtigen Koi-Karpfen, die seit 1870 von japanischen Adligen als Statussymbole in Teichen gehalten wurden. Ein solches Prachttier kann heute bis zu 500.000 Euro kosten.