Erst ins Wurstkino, dann in den Speckhimmel!

buehne_Logo der Firma Sonnberg mit den weiteren Aufschriften Wurstkino und Speckhimmel

von Ursula A. Kolbe

Ja, das klingt verlockend, und die Erwartungen sind hoch, die hier in der Sonnberg Biofleisch GmbH geweckt werden.

Der Name Sonnberg in Unterweißenbach, herrlich gelegen in der österreichischen Region Mühlviertler Alm, steht für Bio-Wursterzeugung pur.

Nachvollzieh- und nacherlebbar. Denn Firmenchef Manfred Huber, einst Eisenbahner und Bio-Bauer im Nebenerwerb, hat sich der Idee verschrieben, dass Bio glaubwürdig, Philosophie und Genuss sein soll, eben schmecken „muass“.

Und wenn er sagt: „Bio-Region ist für mich Lebensregion – wir müssen mit dem Verstand und mit dem Herzen bei den Bauern, den Tieren und bei den Menschen sein“, schließt er seine gesamte Region im Nordosten Oberösterreichs, abseits der großen Ballungszentren mit ein, wo die Ruhe und Gelassenheit der Landschaft in den Menschen ruht, wo sich die Hügel und Täler mit Wäldern, Wiesen, Äckern, Bächen und Naturteichen abwechseln, wo die Bewohner heiter und gelassen leben – „Zsammenhalten“ heißt das Geheimnis der Einheimischen. Wie all die Jahrhunderte zuvor.

Um nun seine Mitmenschen an 100prozentiger Bio-Fleisch- und Wursterzeugung teilhaben zu lassen, hatte der überzeugte Bio-Pionier Huber auch die Idee mit dem „Wurstkino“ und dem „Speckhimmel“. In diese Welt lädt dazu nun seit 2011 der moderne Schaubetrieb „Sonnberg Biowurst Erlebnis“ ein. Er ist inzwischen längst ein beliebtes Ausflugsziel geworden.

Mit Spannung bin ich in das „Wurstkino“ gegangen, wo mir, anschaulich und interessant gefilmt, Antwort auf Fragen wie zur artgerechten Tierhaltung, den Unterschied zur herkömmlichen Bewirtschaftung und wie die Bauern hier leben und arbeiten gegeben wurde.

Der Film zeigt den respektvollen Umgang mit Tieren und Umwelt, er hilft anschaulich, das eigene Bewusstsein für den Wert biologisch und regional hergestellter Lebensmittel zu stärken, die Arbeit der in der Region Tätigen zu würdigen.

Nur durch Glas getrennt, konnte ich Einblick in das Gewürzlager nehmen, in die Kutterei, Füllerei und Selcherei schauen, erhielt dazu per Knopfdruck auch die passenden Informationen.

Aber das Highlight, das besonders Beeindruckende ist der „Speckhimmel“. Hier duftet es verlockend, wo zwischen dunklem Granit und leuchtenden Sternen die prächtigen Speckseiten reifen. Es ist ein Genuss, die Scheiben, hauchzart geschnitten, dann auch zu verkosten.

Anschließend lädt, wer will, das „Kuhglockenrondell“ im gemütlichen Ambiente zu einer Jause ein, kann natürlich auch eingekauft werden.
Am liebsten, so erfuhr ich, wird die Bio-Salami geordert, gefolgt von Bio-Käswurst und Bio-Schinken.

Meine erste Wahl fiel auf den gekürten „Speckkaiser“, die höchste Produktauszeichnung auf der alljährlichen Ab-Hof-Messe in Wieselburg. Geschäftsführer Manfred Huber und sein rund 50köpfiges Team sind ebenso stolz darauf, dass ihr Betrieb als erster Fleisch- und Wurstproduzent in Österreich mit dem Green Brandts-Gütesiegel ausgezeichnet wurde.

Große Aufmerksamkeit schenkt Huber auch den Kindern. Er will ihnen noch stärker als bisher die Ethik gesund und nachhaltig erzeugter Lebensmittel näher bringen. Kinder- und Schulgruppen sind eingeladen, das Thema Bio im Original-Tipi-Zelt beim Würstlkochen und mit spannenden Geschichten, Indianerspielen und Liedern nachzuvollziehen.

Die Wahrheit liegt auf dem Teller

Die Sonnberger Erfolgsgeschichte begann 2003 in Unterweißenbach/Markt 168 mit der Übernahme des Schlachthofes Fürst, einer der ersten EU-zertifizierten Schlachthöfe Oberösterreichs.

Auf dem weiteren Standort Sonnbergstraße 1 mit Wurstverarbeitung und Schaubetrieb richteten die beiden Firmengründer Manfred Huber und Wolfgang Fürst ihre Direktvermarktungsinitiativen dann auf die Zukunft aus. Natürlich Bio mit dem Credo: Die Wahrheit liegt auf dem Teller. Weil gesunde Lebensmittel nur aus einer reinen, intakten Natur von kerngesunden, frei lebenden Tieren kommen.

Es ist unbestritten, dass Österreich gemessen am Anteil der Anbaufläche für biologische Produkte das Bioland Nr. 1 in Europa ist. Mehr als 20.000 Landwirtschaftsbetriebe arbeiten bereits biologisch. Jeder fünfte Hektar wird nach biologischen Richtlinien bewirtschaftet.

Heute betreibt das Unternehmen fünf Fachgeschäfte in Wien, eines in Linz, gibt es Fleisch und Wurstwaren mit dem Sonnberger Bio-Siegel auch in Italien und Deutschland. Schwerpunkt aber ist und bleibt die regionale Nahversorgung.

Die Sonnberg Biofleisch GmbH lebt eine Lebensweisheit, die schmeckt. „Wege entstehen, indem wir sie gehen“, sagt Manfred Huber. Und er gehört dabei auch zu den Vorreitern, die den Tourismusverband Mühlviertler Alm auf den Weg brachten und jetzt bei der 20-Jahr-Feier im Juli stolz auf Initiativen und Projekte sein konnte, die die wirtschaftliche und touristische Entwicklung der Region beförderten, die Meilensteine setzten.

So das Radwegenetz, die bäuerlichen Kooperationsprojekte, die Eröffnung des Jagdmärchenparks, der Johannesweg, die Sozialprojekte „Chiron“ und „Lebensqualität im Alter“. Die regionale Agenda 21 wird auch weiterhin die Geschicke in der facettenreichen und hügeligen Landschaft der Region beflügeln.

Neugierig geworden? Dann bleiben Sie einfach ein paar Tage in der Region Mühlviertler Alm. Im Unterweißenbacher Hotel Fürst habe ich wahrlich fürstlich gespeist und mein Haupt gebettet, wie schon mancher festgestellt hat. Anregungen für den Aufenthalt und KennlernTipps für die Region gibt es nur ein paar Schritte weiter in der Tourismus-Information Mühlviertler Alm.

So lernte ich auch den Holzbildhauer Felix Weiß in seinem Heimatort Liebenau kennen. Tischler gelernt, hat er seine weitere Ausbildung zum Stein- und Holzbildhauer bei Veritas in Linz absolviert und verwirklicht auch heute noch als Pensionär in Familientradition mit wunderschönen figuralen Farbschnitzereien und Restaurationen seinen Lebensinhalt.

Aus Hobby sei Beruf und Berufung geworden.
Ein Spruch in seiner Werkstatt verkündet: “Bildhauer, ein Künstler, der mit dem, was er wegnimmt, den Rest wertvoller macht.“ Beim Besuch zeigt er auch eine 1,80 Meter hohe Baumkrippe, die wohl mancher gern sein Eigen nennen würde. Ein sprichwörtliches Beispiel.

Manfred Huber prägte den Satz “Wege entstehen, indem wir sie gehen.“ Der Leitspruch des Tourismusverbandes heißt: “Tu was, dann tut sich was!“ Der bisher zurück gelegte Weg verkörpert sichtbar bereits umgesetzte Visionen der Mühlviertler Bewohner.