IFA: Die spannende Welt der Innovationen in Unterhaltungselektronik und Haushaltsgerätetechnik

Großes Interesse an einem der Messestände zur IFA 2015

von Ursula A. Kolbe

Es war die IFA der Paukenschläge. Eine der erfolgreichsten ihrer nunmehr 91-jährigen Geschichte. So sehen die Messeveranstalter die diesjährige Bilanz. 1.645 Aussteller präsentierten in den Hallen unter dem Berliner Funkturm ihre Neuheiten den globalen Märkten.

Erstmals kamen mehr als 50 Prozent der Fachbesucher aus dem Ausland. Insgesamt stieg die Besucherzahl auf 245.000, 5.000 mehr als im Vorjahr. Kommentar von Berlins Regierendem Bürgermeister Michael Müller beim Eröffnungsrundgang: „ Wir wollen die Smart City Europas sein.“

Mit gestärkt positiven Erwartungen gehen Händler und Aussteller der IFA in das bevorstehende Jahresendgeschäft. Nie zu vor hat die Industrie so viele neue Produktkategorien und Produktpremieren der Öffentlichkeit präsentiert. Durch Innovation und mit Innovationen.

Mit einem Ordervolumen von rund 4,35 Mrd. Euro stärkte sie einmal mehr ihre Stellung als weltweit bedeutendste Messe für Industrie und Handel zu Beginn der verkaufsstärksten Zeit des Jahres, dem Weihnachtsgeschäft.
Und dass die Welt in Berlin zu Hause ist, belegen die fast 6.000 Journalisten, darunter 2.700 internationale aus mehr als 70 Ländern, die mit ihrer Berichterstattung mehr als 1,2 Mrd. Menschen weltweit erreichen.

Wachsender Weltmarkt durch Ultra-HD-Fernseher

Aufgrund der sich ändernden Hör- und Sehgewohnheiten der Verbraucher findet weiterhin ein Umbruch statt, und der Umsatz im ersten Halbjahr ist weiter gestiegen. Die Wachstumspotentiale dazu sind vor allem innovative Lösungen, wie Ultra-HD-Technologie, Soundbars oder Multi-Room-Systeme in den Bereichen TV und Audio, so die GfK, die für zuverlässige und relevante Markt- und Verbraucherinformationen steht, zum globalen Unterhaltungsmarkt.

In 2015 rechnet sie mit einem Umsatz von 185 Mrd. Euro, rund neun Mrd. Euro mehr als im Vorjahr.
Positive Impulse für den gesamten TV-Markt sind für alle Weltregionen bis auf Europa sichtbar. Global rechnet die GfK mit einem Umsatz von 185 Mrd. Euro für Unterhaltungselektronik. Dabei entwickeln sich die einzelnen Regionen unterschiedlich.

Für 2015 wird mit über 28 Millionen verkauften Ultra-HD-Fernsehern gerechnet, der größte Teil davon wahrscheinlich in China. Dort besitzen bereits 40 Prozent der Haushalte einen solchen Fernseher.
In Westeuropa rechnet die GfK mit einem Absatz von knapp vier Millionen Stück. Mehr als jeder zehnte in Westeuropa verkaufte Fernseher wird damit ein Ultra-HD-Gerät sein. Im Juni waren es in Deutschland bereits zehn Prozent dieser Geräte. Und diese waren für ein Viertel des Umsatzes mit Fernsehern verantwortlich.

Kaufanreize sind auch die weiter verbesserte, OLED-Fernseher, gekrümmte Geräte, offene Betriebssysteme, wie Android, Tizen, Firefox OS oder Web OS. Auch Smart-TV ist in aller Munde. Insbesondere die Kombination mit Video –on-Demand ermöglicht dem Verbraucher den Zugriff auf das nichtlineare Fernsehen. So kann der Zuschauer zu jeder Zeit Inhalte aus dem Internet abrufen. Jeder zweite in Europa neu verkaufte Fernseher ist ein Smart-TV.

Aber der Technologiemarkt wandelt sich mit hoher Dynamik. „Alles, was nicht vernetzbar ist, wird perspektivisch vom Markt verschwinden“, meint Timm Luther vom IT-Branchenverband Bitkom. Das heißt, der Fernseher z. B. sollte sich vom Smartphone steuern lassen. Es wird viel Veränderung geben. Fernseher aber, egal in welcher Form, gebe es immer, ist sich Luther sicher.

Das vernetzte Heim greifbar nahe?

Die technischen Voraussetzungen für ein vernetztes Heim erfüllen inzwischen die meisten deutschen Heime. Drei Viertel verfügen nach Angaben der gfu über mindestens ein Smartphone, 44 Prozent über ein Tablet, und zwei Drittel haben über einen Router Zugang zum Internet.

Das Interesse wächst. So denken immerhin 22 Prozent darüber nach, sich einen Saugroboter zuzulegen. 17 Prozent liebäugeln mit intelligenten Gesundheitsgeräten (z. B. von Beurer), die u. a. mithilfe von Apps Fitnessdaten zusammenführen und auswerten.

Aber auch hier ist die Sorge der Verbraucher groß, dass Hersteller oder Dritte ihre Daten missbrauchen könnten. 61 Prozent befürchten, dass Hacker oder andere Kriminelle in ihre Privatsphäre eindringen. Acht bis zehn Jahre dauere es, bis sich Smart Home durchsetze, glaubt Christopher Schläffer, Chef des Berliner Start-up Yetu.

Ein anderes Beispiel: Allein in Berlin gab es 2014 mehr als 12.000 Einbrüche in Wohnungen und Einfamilienhäuser. Die französische Firma Myfox präsentierte erstmals zwei einfache Lösungen, die das Einbruchsrisiko minimieren sollen. So das Home Alarm, das auf Abschreckung setzt.

Intelligente Sensoren an Türen und Fenstern reagieren nicht erst auf Glasbruch, sondern analysieren die Oberflächenschwingungen so genau, dass sie zwischen dem Anklopfen an die Tür und einem gewaltsamen Einbruchsversuch unterscheiden können.

Ebenfalls neu ist die Security Cam, eine per App mit dem Smartphone steuerbare Full HD-Sicherheitskamera mit motorbetriebener Privatsphären-Blende und permanenter Aufnahmefunktion.

Trends bei Hausgeräten

Sie sind schnell, sparsam, haben ein gutes Design, lassen sich auch vom Smartphone aus steuern. Wie wär’s: Die Waschmaschine meldet sich automatisch auf dem Handy, wenn das Waschmittel zur Neige geht. Dank Kochfeldern mit Bratsensor kann in Pfanne oder Topf nichts mehr anbrennen.

Auch nicht das Spiegelei, das uns als ein Beispiel eindrucksvoll auf dem Miele-Stand vorgeführt wurde. Der Sensor TempControl erkennt, aus welchem Material die Pfanne ist, wann die optimale Temperatur ist und wann er abschalten muss, damit nichts mehr anbrennt.
Waschmaschinen erkennen Stoff und Verschmutzungsgrad, berechnen die richtige Menge Waschmittel.

Wichtig bei allem die Energieeffizienz. So bringen die führenden Hersteller von Backöfen, Kochfeldern oder Kühlschränken inzwischen nur noch Geräte auf den Markt mit Strom- und Wasserverbrauch weit unter denen älterer Vorgänger. Anforderungen, die die Verbraucher stark nachfragen.

Nicht zu vergessen die sogenannten Kleinigkeiten, wo manch eine allen Neuerungen zum Trotz ein Renner werden könnte. Eine Kühlschranktür z. B. : Das Traditionsunternehmen Miele bietet sie an, eine schwarze, die sich mit Kreide beschreiben und ganz einfach, wie gehabt, mit Lappen oder Hand wieder abwischen lässt – ohne Technik. Aber eine gute Gedächtnisstütze.

Gemeinsam auf dieser IFA bei den einzelnen Firmenpräsentationen neuer Produkte war das Zauberwort „Smart“. Für EK/servicegroup liegt ein wesentlicher Erfolgsfaktor für die Haushaltgeräte-Branche in der Emotionalisierung.

Bereichsleiter Lutz Burneleit: „Funktionalität und Qualität werden bei Weißer Ware längst vorausgesetzt. Heute steht beim Kauf hochwertiger Artikel mehr denn je der Erlebniswert und die Lifestyle-Thematik im Mittelpunkt.“ Auf ihrem Stand zeigte das Verbundgruppen-Team u. a. mit dem Erfolgskonzept „electroplus“ den Besuchern, wie sich auch technische Sortimente emotional in Szene setzen lassen.

TecWatch: Innovationsfähigkeit der digitalen Welt

Start ups als Potential für Wachstum, große und kleine Lösungen für das Internet der Dinge, digitale Medien der nächsten Generation, 3D-Druck im kreativen Bereich , Wearables für Spaß und Gesundheit, Bildung und Ausbildung in der digitalen Welt – in der Messehalle 11.1 präsentierte TecWatch Ideen für die Märkte von morgen.

80 Aussteller aus 15 Ländern sowie 45 Start ups stellten dort Technik von morgen aus. Insbesondere Jungunternehmer, Forscher sowie Industrieorganisationen präsentierten ihre Ideen zu zukunftssicherer Energieeffizienz, nachhaltiger Mobilität oder Datensicherheit.

Führungen für 60+, gehörlose und sehbehinderte Besucher

Zum dritten Mal fanden an allen Messetagen wieder Führungen für Senioren sowie gehörlose und sehbehinderte Besucher statt. Und die Resonanz war groß. Auf der Tour 60+ konnten sich die Teilnehmer hautnah über alle aktuellen Themen rund um die Unterhaltungselektronik und Elektrotechnik informieren.

Die Aussteller hatten ihre Produkte und Neuheiten altersgerecht aufbereitet fachkundig zu Smartphones, Navigationsgeräten, Notebooks und TV-Geräte beraten.
Die zweistündigen Führungen für gehörlose und sehbehinderte Besucher waren insbesondere auf deren speziellen Bedarf in Gebärdensprache bzw. mit Kopfhörern ausgerichtet.