Idealisten mit Gewissen und Mut

buehne_Ein Spielzeug Soldat liegend mit einem Gewehr und einer amerikanischen Flagge in der Hand

von Barbara Ludwig

Wir erinnern uns mit Betroffenheit an den jungen US- Amerikaner Bradley Manning, der die Wahrheit über die entsetzlichen Kriegsverbrechen seines Landes der ganzen Welt anzeigte.

Die Bilder im Fernsehen haben wir noch vor Augen, die aus Bagdad, wo aus einem Hubschrauber heraus mit schweren Waffen unschuldige, nicht am Krieg beteiligte Menschen, dabei sogar Kinder, gezielt getötet wurden.

Bei diesem Angriff, den Manning auf einem Video sah, „sei ihm der Schütze vorgekommen, wie ein Kind, das unter einem Vergrößerungsglas Ameisen quält“. Andere Soldaten hätten die Toten als „tote Bastards“ beschimpft.

Unter diesem Geschehen litt Manning. Deshalb und weil ihm Depressionen plagten, entschied er sich, dieses Video und viele weitere äußerst brisante geheime Militärdokumente der Internetplattform Wikileaks zu übermitteln.

So soll er vom Irak aus, wo er stationiert war, hunderttausende Dokumente von Militärrechnern heruntergeladen und ebenfalls an Wikileaks übersandt haben. Es war sein Anliegen, die Weltöffentlichkeit von den Verbrechen unterrichtet zu wissen, verteidigte er sich vor dem Militärgericht.

Er hat die Welt aufgerüttelt, ihr schonungslos die Wahrheit über die Kriegsverbrechen und deren Vertuschung aufgezeigt.

Er habe sich wohl des Geheimnisverrats schuldig gemacht, gestand er vor Gericht, aber „nicht dem Feind geholfen“. Er habe „eine Debatte in unserem Land“ über die Kriegseinsätze im Irak und in Afghanistan gewollt und bereue keineswegs seine Taten.

Bradley Manning wurde zu 35 Jahren Haft verurteilt. Der Prozess sei nicht fair verlaufen, vermeldeten die Medien, weil nicht alle am Verfahren Beteiligten die erforderlichen Dokumente erhalten hätten. Der Regierung sei es um Abschreckung gegen andere Whistleblower (Informant geheimer Sachen) gegangen. Dafür muss Manning nun herhalten.

Er wurde als schuldig abgeurteilt. Wer noch? Diese Antwort bleibt man schuldig.
Sie beginnt bei den Verantwortlichen, die die Nachlässigkeit in der US-Armee hinsichtlich des Umgangs mit geheimen Dokumenten nicht bemerkten, so dass jeder Soldat, der einen intelligenten Kopf für die Computerwelt besitzt, an diese äußerst geheimen Dokumente gelangen konnte und endet bei denen, die mit Willkür über Mord, Totschlag, Folter, Missbrauch, Verschwörungen entscheiden.

Aufgrund des Manning-Urteils hat Edward Snowden, der die Öffentlichkeit über den massiven Überwachungsapparat informierte, absolut keinen Grund mehr in die USA zurückzukehren. Er wird in Russland bleiben, solange ihm Asyl gewährt wird.

Der australische Wikileaksgründer, Julian Assange, enthüllte brisantes Material über den Machtmissbrauch der USA, deshalb droht auch ihm die Auslieferung. Er flüchtete in die ecuadorianische Botschaft in London, wo er politisches Asyl beantragte. Der Ausgang ist ungewiss.

Drei Menschen ließen sich von ihrem Gewissen leiten, wagen dafür ihr Leben, um der Welt die Augen zu öffnen. Helden sind sie im wahrsten Sinne des Wortes und unsere Freunde. Wohl wissend, dass die Machthaber entscheiden, wer Held oder Verräter, Freund oder Feind ist.

Quellen: ND v. 24.8.13, 2.3.13, der Freitag v. 27.6.13