Money, Money…

Geldmünzen

von Waltraud Käß

„Geld macht nicht glücklich, aber es beruhigt“ lautet ein allgemein bekannter Spruch. Und so begleitet uns das Geld in Form von Münzen oder Scheinen schon von Geburt an: Für das Baby wird ein Konto eingerichtet und darauf für die Ausbildung gespart.

Anlässlich des freudigen Ereignisses werden Geldgeschenke überreicht. Im Kinderzimmer steht ein Sparschwein, Freunde und Bekannte lassen hin und wieder größere oder kleinere Münzen hinein fallen. Wird das Kind älter, erwartet es von den Eltern Taschengeld, während der Ausbildung gibt es Lehrgeld oder Bafög, bis schließlich aus der Geldbörse das selbst erarbeitete und selbst verdiente Gehalt in den Geldkreislauf zurück fließt.

Neben dem Bargeld setzt sich immer mehr der bargeldlose Zahlungsverkehr durch. Man zahlt mit Überweisungen oder tippt den Betrag am Bankautomaten ein, verwendet EC-Card oder eine Kreditkarte, über das Internet wird in immer stärkerem Maße das Online-Banking genutzt, vorausgesetzt, man ist Eigentümer eines PC`s. Die Entwicklung ist weit fortgeschritten.

Und so stellt sich die Frage: Brauchen wir eigentlich noch das Bargeld? Ich für meinen Teil sage ja, denn mir ist es ein sinnliches Vergnügen, Scheine oder Münzen in der Geldbörse zu suchen und an der Kasse auszugeben.

Fakt ist, dass im System des Profits die Ökonomen über die Abschaffung des Bargelds nachdenken. Wen wundert es, dass es vor allem die großen Banken sind, die durch ihre Währungsexperten durchrechnen lassen, welche Variante profitabler ist und wie man das Bargeld aus dem Geldkreislauf herauslösen kann. Diskutiert werden von den Befürwortern folgende Begründungen:

Pro:

Bargeld sei ein Anachronismus, der nicht mehr zeitgemäß sei (Deutscher „Wirtschaftsweise“ Peter Bofinger).
Man wird die Schattenwirtschaft und die illegalen Geschäfte eindämmen.
Ohne Bargeld könnte man die Schwarzarbeit und den Handel mit Drogen besser unter Kontrolle bringen.
Die Hygiene der Menschen sei nicht mehr durch verschmutzte Scheine und Münzen gefährdet.
Die Kosten des Geldumlaufs würden für die Banken minimiert.
Raubüberfälle bei Geldtransporten würde es nicht mehr geben.

Ein Grund bleibt ungenannt: Die Banken wollen zunehmend ein System der „Negativzinsen“ einführen.
Dass diese Überlegungen bereits konkrete Formen angenommen haben und in so genannten Testläufen erprobt werden, zeigt sich bereits in einigen Staaten. In Italien z.B. dürfen seit dem Jahre 2011 nur noch Beträge bis zu 1000 € in bar bezahlt werden. Frankreich verschärft in diesem Jahr seine Bestimmungen. In Schweden kann in vielen Bereichen nur noch per Kundenkarten, Handy- App oder Kreditkarte bezahlt werden, immer mehr Banken trennen sich von ihrem Bargeschäft.

Im Stockholmer Busverkehr kann kein Fahrschein mehr mit Bargeld gekauft werden. Dänemark möchte ab kommendem Jahr den Einzelhandel von der Annahmepflicht von Bargeld befreien, und das zunächst für drei Jahre. Ab 2017 werden in Dänemark keine neuen Banknoten (Kronen) mehr gedruckt.

Die angeführten Begründungen stimmen nur zum Teil, da könnte man einige Gegenargumente ins Feld führen z.B. wie viele Raubüberfälle entfallen auf wie viele Banknutzer? Das würde in keinem Verhältnis stehen.
Auch in Deutschland wird bereits „geprobt“. Die Köder sind ausgelegt: Man geht z.B. mit Bonuspunkten auf Schnäppchenjagd mit der Smartphone-App, dieser digitalen Geldbörse.

In Berlin startete die Initiative „NFC CityBerlin“, an der sich bereits 500 Einzelhändler und Mobilfunkfirmen beteiligen. Beim ersten Kauf mit Smartphone gibt es eine Gutschrift von zehn Euro. Der Bonus-Card-Anbieter Payback hat rund 26 Millionen Nutzer in Deutschland. Er will noch in diesem Jahr sein geplantes mobiles Bezahlsystem starten.

Aber worum geht es eigentlich wirklich bei der Abschaffung oder Eindämmung des Bargeldverkehrs? Die Gegner formulieren eigene Überlegungen.

Kontra:

Alle diese Maßnahmen sind nicht menschenfreundlich, sie dienen einzig und allein der Gewinnoptimierung der Banken.
Die Banken verdienen viel Geld daran, wenn die Guthaben ihrer Kunden ständig auf dem Konto verfügbar sind, denn Gewinne daraus fließen an die Bank.
Zusätzlich zahlen die Kunden Kartengebühren, was weitere Einnahmen sichert.

Der Kauf von Waren und Dienstleistungen mit Kreditkarte durch den Bankkunden bringt der Bank ebenfalls Einnahmen. Da die Rechnung dafür in der Regel erst vier Wochen später erfolgt, bleibt das Geld des Kunden länger auf seinem Konto.
Die digitale Geldbörse gewährt tiefe Einblicke in die Kaufgewohnheiten der Kunden, so dass bestimmte Personengruppen zielgerichtet angesprochen werden können.

Der Kunde bezahlt also auch noch mit seinen persönlichen Daten und wird dadurch immer durchsichtiger.
Geldgeschenke kann man nicht mehr in Sparschweine werfen. Das Kind kann man nicht mal schnell um die Ecke zum Bäcker mit einigen Münzen schicken.

Ältere und kranke Menschen haben Probleme mit Online-Banking, Handy- oder Smartphone-App, können sich Geheimnummern nicht mehr gut merken.
Manche Menschen hätten vielleicht Schwierigkeiten, eine Bankkarte zu bekommen.
Oder sie könnten durch ihr extensives Konsumverhalten vielleicht den Überblick über ihre Guthaben verlieren, was sie in die Schuldenfalle tappen lässt.

Nicht zu unterschätzen ist die Gefahr von Hackerangriffen, die ganze Systeme lahm legen können.

Kritisch sollte der Kunde also all die genannten Angebote hinterfragen und nicht jeder neuen Masche auf den Leim gehen. Nicht alles, was bequem ist, ist auch gut und sicher.

Noch ist die deutsche Bundesbank gegen die Abschaffung von Bargeld und Münzen, ja sogar gegen Restriktionen für die Bargeldhaltung. Aber wie lange noch, wenn sich eine solche Entwicklung global vollzieht?

So stelle ich also wiederum die Frage: Brauchen wir eigentlich noch das Bargeld? Ich für meinen Teil sage noch immer ja, schon wegen der genannten Begründungen. Und ist Geld nicht auch ein historisches Kulturgut, welches geschützt werden muss, wenn ich nur an seine Entstehung im Jahr 750 nach Christus denke? Was meinen Sie?