Auf in die Dübener Heide!

buehne Ein Schaufelbagger "SRs1399" in Ferropolis auf einer großen Wiese

_von Rudolf Winterfeldt_

Allerdings wollten wir keine Heidewanderung machen, sondern uns auf unserem Ausflug in dieser Landschaft etwas umsehen.

Wir waren eine kleine Gruppe von Ehrenamtlichen, für die ich jedes Jahr einen Ausflug plane, um damit einmal „Danke“ für die geleistete Arbeit zu sagen.

In diesem Jahr hatte ich Zschornewitz und „Ferropolis“ in der Dübener Heide dafür vorgesehen.

Ein Kleinbus wurde von mir gemietet und nachdem wir alle unsere Plätze eingenommen hatten begann unsere Fahrt. Die Fahrtrichtung war Dessau-Ost. Hier verließen wir die Autobahn und fuhren über Gräfenhainichen nach Zschornewitz.

Hier besuchten wir das „Industriedenkmal Kraftwerk Zschornewitz“. Frau Patze empfing uns freundlich und führte uns durch die Anlagen. Sie selbst war als Anlagenfahrerin in diesem Kraftwerk tätig und konnte uns viel aus dieser Zeit berichten. Zumal Generationen einer Familie hier beschäftigt waren.

Erstaunlich wie vor fast 100 Jahren solche Industrieanlagen gebaut wurden. Anfang 1915 wurde der Bauantrag gestellt und bereits Ende 1915 wurde Strom erzeugt. 1916 liefen acht Turbinensätze mit je 16 MW Leistung.

Zu dieser Zeit war Zschornewitz das größte Braunkohlekraftwerk der Welt und das erste Großkraftwerk in Deutschland. Wir waren von den technischen Leistungen der Ingenieure dieser Zeit beeindruckt. Was man damals schon entwickelt und gebaut hat, ist erstaunlich.

Aber das waren ja auch die Voraussetzungen für die industrielle Entwicklung in Deutschland überhaupt. Allerdings darf man dabei nicht vergessen, dass die Zielrichtung die Rüstung war und dafür sehr viel Energie benötigt wurde. Ein Turbinensatz steht zum Glück noch in dem Museum und kann bestaunt werden.

Da Zschornewitz ein kleines Dorf mit kurz über 200 Einwohnern war, wurde mit dem Kraftwerk auch eine Werksiedlung gebaut. Hier siedelten sich die Fachkräfte und Werksarbeiter an.

1945 wurde das Kraftwerk teilweise demontiert und als Reparationsleistung an die Sowjetunion ausgeliefert. Danach wieder aufgebaut lieferte das Kraftwerk noch bis 1992 Strom und wurde dann stillgelegt und abgerissen. 1995 wurde ein kleiner Teil gerettet und als Industriedenkmal umgebaut. Eine erlebnisreiche Führung ging hier zu Ende.

Das Mittagessen in der Gaststätte „Schacht Barbara“ in Gräfenhainichen war wieder ein kleines Erlebnis. Ein Gastraum, der wie ein Bergwerksschacht ausgebaut ist, lädt hier zum Verweilen ein. Liebevoll gestaltet mit Werkzeugen des Bergmanns, kann hier der Gast einen kleinen Einblick in das Leben eines Bergmanns „unter Tage“ erhalten.

Nachdem wir uns gestärkt hatten, wollten wir uns die Gegend ansehen, wo die Braunkohle für das Kraftwerk herkam. In „Ferropolis“ empfing uns Frau Martina Wormuth mit freundlichen Worten und führte uns durch die „Eisenstadt“. Sie erzählte uns, dass von hier, dem Tagebau Golpa, die Kohle nach Zschornewitz transportiert wurde.

Ab 1958 erfolgte die Lieferung aus dem Tagebau Golpa-Nord. Mit Außerbetriebnahme des Kraftwerkes, wurde auch der Tagebau stillgelegt und saniert. Die verbleibende Grube sollte geflutet werden.

Auf der verbleibenden Landzunge, auf der die Reparaturanlagen für den Tagebau standen, sollte ein Veranstaltungsort entstehen. Die Idee war da und wurde 1995 am 14. Dezember mit der Gründung der „Eisenstadt Ferropolis“ verwirklicht.

Der Gedanke war, die Großgeräte aus dem Tagebau nicht zu verschrotten, sondern als Kulisse für eine Arena zu verwenden. Der Gedanke wurde umgesetzt und die fünf Tagebaugroßgeräte an ihren jetzigen Standort transportiert. Allerdings konnte man sie nicht verladen. Sie mussten auf ihrem eigenen Fahrwerk bis an ihren Standort fahren.

Die Arena für 25.000 Besucher wurde 1999 zwischen diesen Geräten gebaut.
Mit der Flutung des Tagebaurestlochs wurde im Jahre 2000 begonnen und in diesem Jahr auch die Arena mit einem Konzert, das Mikis Theodorakis dirigierte, eingeweiht.

Inzwischen sind hier Großveranstaltungen organisiert worden, auf denen bekannte Stars und Gruppen aufgetreten sind, wie z.B. „Die Ärzte“, „Die Toten Hosen“, Herbert Grönemeyer und Udo Lindenberg. Das Tagebaurestloch ist geflutet und es entstand der Gremminer See.

Das gesamte Ensemble ist sehenswert und wer Interesse an Großveranstaltungen hat ist hier richtig. Für uns war es ein erlebnisreicher Ausflug, der uns viel Interessantes geboten hat und den wir nur weiterempfehlen können.

Wer sich informieren möchte findet unter: www.ferropolis.de Externer Link und unter: www.kohle-dampf-licht.de Externer Link reichlich Hinweise.