KPM im Zeichen des blauen Zepters seit 1763

buehne Teegedeck mit Erdbeer-Törtchen und Büste der Königin Luise auf rotem Dekosand

_von Ursula A. Kolbe_

Das weiße Gold von Berlin – dieser Begriff steht für KPM, sprich Königliche Porzellan-Manufaktur Berlin.

Und diese Firma begeht in diesen Tagen ein großes Jubiläum. Vor 250 Jahren, am 19. September 1763, erwarb Friedrich der Große, König von Preußen, dessen 300. Geburtstag ja im vergangenen Jahr gebührend begangen wurde, die Porzellanmanufaktur vom Berliner Kaufmann Johann Ernst Gotzkowsky.

Er gab ihr seinen Namen und sein Zeichen: Das königliche Zepter.

Der heutige Eigentümer und Alleingesellschafter Jörg Woltmann, vor 65 Jahren in Moabit geborener Ur-Berliner und von Beruf Banker, setzte mit diesem Kauf vom Land Berlin 2006 seinen ganzen Ehrgeiz darin, diesen, einen der ältesten deutschen Traditionsbetriebe vor der Insolvenz zu retten und zu neuer Blüte zu führen.

Diese Manufaktur habe eine einmalige Historie, sieben Könige und Kaiser waren Eigentümer, da solle und dürfe es keinen Bruch geben.

Wie ernst Woltmann seine Vision ist, verdeutlicht die kurze, knappe Antwort auf die Frage, wie er auf die KPM aufmerksam geworden ist, gegenüber der Berliner Zeitung (vom 8./9. Dezember 2012) mit den Worten: „Als ich 28 war, leistete ich mir drei Dinge: Eine gute Uhr, einen Rolls-Royce und ein KPM-Service“.

Jetzt, im 250. Jubiläumsjahr, können Chef und Belegschaft auf gute Erfolge, weiterhin große Resonanz auf das Porzellan verweisen. Die Arbeit der rund 170 Mitarbeiter gewinnt immer mehr an Ausstrahlungskraft, national wie international. Die KPM betreibt sechs Verkaufsgalerien und arbeitet mit rund 150 anerkannten Handelspartnern zusammen.

Friedrich der Große hat das Berliner Porzellan in Europa populär und begehrt gemacht. Mit dem blauen Zepter als Markenzeichen gab er gleich zu Beginn 21 Services für seine Schlösser in Auftrag. Geschickt setzte er dann das Porzellan als diplomatisches Geschenk ein, machte so die KPM in ganz Europa berühmt. Auch heute wird dieses geschätzte Porzellan in die Welt getragen.

Mit Blick auf das Jubiläum

So manches Service aus der Anfangszeit stellt die Manufaktur noch heute her. Darunter auch das um 1790 entstandene Service KURLAND, das aufgrund seiner zeitlosen Eleganz seit mehr als 200 Jahren eine ihrer erfolgreichsten Klassiker ist.

Jetzt, zum 250. Jubiläum, präsentiert die KPM mit KURLAND BLANC NOUVEAU ein handgefertigtes Porzellan höchster Qualität. Sein edles Material macht das Service durch ein raffiniertes Spiel mit Gegensätzen zum sinnlichen Erlebnis und führt zugleich innovativ zu den Ursprüngen der im 18. Jahrhundert entstandenen Marke zurück. Ein neues Service, visuell und haptisch (im Sinne von fühlbar – d. A.) erlebbar.

Darüber hinaus stellt die KPM mit 22 exklusiven Sammler-Editionen Meilensteine aus der 250jährigen Geschichte vor. Sie widerspiegelt das hohe künstlerische Niveau und das von Generation zu Generation weitergegebene Können, mit Entwürfen, weit über ihre Zeit hinausweisend, die Dynamik der Metropole Berlin in jeder Stilepoche mit ihrem Porzellan widerspiegelnd.

Beeindruckend die Liste der Künstler und Designer, die sich von der einzigartigen ästhetischen Wirkung des Berliner Porzellans zu neuen künstlerischen Ideen inspirieren ließen und für die Manufaktur gearbeitet haben. Zu nennen sind Karl Friedrich Schinkel und Johann Gottfried Schadow im Klassizismus bis hin zu Georg Kolbe, Gerhard Marcks und Enzo Mari im Zeitalter der Moderne.

Mit Stolz können Friedrichs Porzellan-Erben auch darauf verweisen, dass Werke der KPM aus drei Jahrhunderten in den Sammlungen der bedeutendsten Museen zu bewundern sind. In der Fachwelt gilt KPM als die führende Manufaktur für designorientiertes Porzellan.

So wurde Trude Petris Service URBINO, das immer noch zu den Bestsellern gehört, aufgrund seiner perfekten Symbiose aus Form und Funktion in die ständige Sammlung des Museum of Modern Art New York aufgenommen.

Unerwähnt soll auch nicht bleiben, dass Bottega Veneta, eines der bedeutendsten Luxusunternehmen der Welt, eine eigene kleine Kollektion zu Ehren des KPM -Jubiläums entwickelt hat. Das gemeinsame Bekenntnis zum Kunsthandwerk verbindet beide Marken nun schon seit 2008.

Die Rede ist vom Special „Knot“, eine Tasche mit Metallspange, die aussieht wie eine kleine Box, mit dem typischen Bottega-Veneta-Flechtmuster überzogen und ein Klassiker der Firma. Das in der Taschenmitte eingelassene KPM – Porzellan-Medaillon wurde mit von Hand verschnittenen Engeln verziert. Dieses Jubiläumsstück der italienischen Firma ist limitiert.

Die schönste und umfassendste Ausstellung

Besucher werden mir bestätigen: Die schönste und umfassendste Ausstellung königlichen preußischen Porzellans findet sich in der KPM WELT Erlebnisausstellung, direkt auf dem Manufakturgelände in der Wegelystraße 1 am S-Bahnhof Tiergarten.

Mit seinem denkmalgeschützten Ensemble aus Ofenhalle, Schlämmerei und ehemaliger Dreherei zählt das KPM Quartier aus dem Jahr 1871 zu den historisch bedeutendsten Gewerbebauten Berlins.

Ein lebendiges Denkmal, in dem nach wie vor alle Schritte zur Herstellung des königlichen Porzellans stattfinden – von der Zubereitung der Porzellanmasse bis zur Bemalung der handgefertigten Porzellanteile.

Es ist immer wieder beeindruckend, wie sich im Ausstellungsbereich Geschichte und Gegenwart des Porzellans mit dem blauen Zepter in allen Facetten erleben lässt, wie interessant die Einblicke in die Arbeitsweise der Manufakturisten an den Schauarbeitsplätzen.

Wer dabei – wie einst Friedrich der Große – der Faszination des weißen Goldes erliegt, wird in der KPM -Verkaufsgalerie kaum versäumen, eine Kostbarkeit aus handgefertigtem Porzellan mit nach Hause zu nehmen.

Mir selbst hat Marketing- Managerin Theresa Haala bei unserem Gespräch im gemütlich anregenden KPM Café schon mit der Präsentation zweier handgefertigter Porzellan-Kartoffeln, die zu Ehren des 300. Geburtstages des Preußen-Königs, der ja bekanntlich auch als „Kartoffel-König“ in die Annalen eingegangen ist, schon den Mund wässrig gemacht.

Ein weiteres Mal fand ich bestätigt: KPM – das ist verkörpertes Handwerk, ein Stück altes und neues Berlin. Umso mehr ist es schade, dass der Senat für dieses Jubiläum kaum Aufmerksamkeit übrig hat.

Porzellankunst aus privaten Sammlungen im Blick

Ich möchte auch nicht versäumen, auf die vom 19. September bis zum 5. Januar 2014 stattfindende markante Ausstellung „Königliche Porzellan-Manufaktur Berlin 1763 – 2013. Porzellankunst aus privaten Sammlungen“ zu verweisen.

300 einzigartige Schätze der Porzellankunst aus 18 Privatsammlungen bieten einen wunderbaren Querschnitt durch sämtliche Schaffensperioden der Manufaktur.

Zu den Höhepunkten zählen erlesene Service des Rokoko, Prunkvasen des Klassizismus und der Belle Époque, fantasievolle Schöpfungen der „Goldenen Zwanziger“ sowie wegweisende Entwürfe funktionalen Designs.
Dazu erscheint ein von der „Ernst-von-Siemens-Stiftung“ geförderter Katalog.