ITB – Wo sonst kann man so schnell die globale Tourismuswelt erkunden?

Mongolische Schönheiten aus dem diesjährigen Partnerland der ITB

von Ursula A. Kolbe

Im Universum Internationale Tourismusbörse Berlin (ITB), um mit Messechef Dr. Christian Göke zu sprechen, waren mit exakt 10.069 Ausstellern aus 186 Ländern weltweit alle 26 Messehallen unter dem Funkturm komplett ausgebucht; präsentierten somit einen repräsentativen Überblick über das globale Reiseangebot und wachstumsstarke Nischen.

Einen starken Andrang – 175.000 Besucher an fünf Tagen – verzeichneten die Messeveranstalter aus dem Nahen Osten, Asien und Lateinamerika. Iran belegte erstmals eine ganze Halle, Afghanistan war wieder dabei. Als boomende Region auf der touristischen Landkarte drängen Brasilien und Argentinien verstärkt in den Markt. Auch Afrika war, global gesagt, wieder sehr stark vertreten.

Bei allen relevanten Reisezielen, von den europäischen Metropolen über die Mittelmeerländer bis hin zu den Fernreisedestinationen, war eine gute Stimmung zu verzeichnen. Für Reisende aus Nordamerika ist eine Reise nach Deutschland aufgrund des starken US-Dollars günstig wie lange nicht mehr. Hoch in der Gunst der Reisenden: Ägypten und Griechenland, letzteres verzeichnet trotz der kontroversen Schulden-Diskussion im dritten Jahr zweistellige Zuwächse, sagen die Statistiken.

Das Partnerland Mongolei und sein exotisches Angebot

Die gebührende Aufmerksamkeit fand das diesjährige Partnerland Mongolei. 30 Aussteller informierten über ihr Angebot und präsentierten nachhaltige Reisen, begeisterten vor Ort mit ihrer ungewöhnlichen Folklore. In der großen Jurte am Messe-Eingang Süd konnte sich jeder über die interessante mongolische Kultur informieren – über ein Land zwischen Milchschnaps und Moderne.

Als ein erstes Fazit konstatierte die Tourismus-Ministerin Oyunkhorol Dulamsuren am Messeende, dass es ihnen als das diesjährige offizielle ITB-Partnerland gelungen sei, ihre einzigartigen Tourismusangebote, Destinationen und den nomadischen Lebensstil der Weltöffentlichkeit zu präsentieren.

„Ebenfalls konnten wir zeigen“, sagte sie, „dass die Mongolei ein geheimnisvolles und dynamisches Land ist – mit großartiger Natur und kulturellen Attraktionen.“ 2020 will das exotische Land die Besucherzahl von einer Million erreichen. Der Anteil des Tourismus am BIP soll bis dahin von jetzt 5,3 auf 14 Prozent wachsen. Helfen soll dabei u. a. ein neuer internationaler Flughafen nahe der Hauptstadt Ulaanbaator.

Reisefreudig wie nie präsentierte sich China – und der Markt wächst weiter. Nur ein Fakt: 2014 gaben Chinesen knapp 165 Mrd. US-Dollar im Ausland aus.

Boomendes Segment: Gay and Lesbian Travel

Es ist unbestritten: Gay and Lesbian Travel gehört zu einem der wachstumsstärksten Segmente in der internationalen Reisewelt. Diese speziellen Angebote sind längst kein Nischentourismus mehr. Laut einer Schätzung der Gay European Tourism Association gibt die Zielgruppe rund 50 Mrd. aus – und das allein in Europa.

Damit bestreiten Homosexuelle rund acht Prozent des Marktes, obwohl sie nur 2,6 Prozent der Bevölkerung stellen. Bei Städtereisen sind vor allem Wien, Berlin und Barcelona stark nachgefragt.

Deutsche ungebrochen im Reisefieber

Die Deutschen bleiben in Reiselaune und freut die Reiseveranstalter, die ihren Umsatz 2014 um rund einer Mrd. Euro steigern konnten; ein Plus von fast vier Prozent. Mit Blick auf die Generation „65plus“ hierzulande konstatiert die Stiftung für Zukunftsfragen, dass sie so reisefreudig wie nie zuvor ist.

Verreisten vor zehn Jahren 44 Prozent aller Ruheständler, sei gegenwärtig fast jeder Zweite wenigstens fünf Tage unterwegs. Überhaupt werden die Touristen immer älter. In den nächsten zehn Jahren wird ein Drittel der Bevölkerung zur Gruppe der sogenannten Jungsenioren (50 bis 65 Jahre) gehören. Und die Ansprüche wachsen stetig.

Genau so beliebt wie weiter wachsend ist die Neugier auf das eigene Land. An beiden Besuchertagen platzten die Hallen mit den 16 Bundesländern und ihren Angeboten förmlich aus den Nähten.
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Tandem Berlin – Brandenburg*

Wiederum gemeinsam in der Halle 12 aufgetreten, wählten die TMB Tourismus Marketing Brandenburg und visitBerlin in diesem Jahr als das gemeinsame Thema das Radfahren. Neben fachkundiger Beratung konnten die Messebesucher Abschnitte beliebter Touren virtuell abfahren.

Während sie auf einem Tandem in die Pedale traten, waren vor ihnen auf einem Monitor Videos von Radwegen wie Berlin – Kopenhagen, Spreeradweg, Berlin – Usedom oder ausgewählte Berliner Kieztouren zu sehen, die je nach Umdrehung auch schneller oder langsamer laufen. Ein großer Touchscreen lieferte viele weitere Informationen zu diesen und anderen Routen.

Für Brandenburg war touristischer Schwerpunkt, den Blick auch auf die BUGA, die vom 18. April bis zum 11. Oktober stattfindet, zu lenken. Bekanntlich findet sie erstmals an fünf Orten statt, die bis zu 80 km auseinanderliegen; von Brandenburg/Havel bis ins anhaltinische Havelberg.

Berlins Herz schlägt in den Kiezen. Die Hauptstadt präsentierte ein neues Tool von visitBerlin. Die einzigartige Atmosphäre der typischen Berliner Stadtviertel lässt sich für die Besucher noch leichter entdecken – mit Tipps, Touren, Events und Kurzfilmen aller Bezirke.

www.reiseland-brandenburg.de; www.visitBerlin.de

Die BERLIN HIGHLIGHTS

Die Veranstalter der BERLIN HIGHLIGTHS, 16 bedeutende Vertreter der Berliner Kunst-, Kultur- und Tourismusszene, traten erstmals auf der ITB auf, um ihre diesjährigen Aktionen und Veranstaltungen vorzustellen. So wird der 5. Juli von 10 bis 20 Uhr als „Der Tag für alle Berliner“ stehen. U. a. mit 16 Attraktionen, vielen Überraschungsgeschenken, BERLIN HIGHLIGTHs-Reiseführer gratis.

Tickets im Vorverkauf, an der Tageskasse. Weitere Infos unter www.BERLIN-HIGHLIGHTS.de

Als neue Partner wurden das CINESTAR IMAX im Sony Center und die Oldie Käfer Tour vorgestellt.

Mit der fast 500 Quadratmeter großen IMAX-Bildfläche besitzt das Kino die größte Leinwand Berlins und fasziniert mit der weltweit besten 3D-Technik, perfektem Bild und glasklarem, mit Lasern ausgerichteten Sound. www.cinestar.de

Die Oldie Käfer Tour ist das ultimative Spaß-Erlebnis für alle Oldtimer-Fans und bietet aufregende Konvoi-Sightseeing-Touren sowie Entdeckertouren entlang der berühmtesten Sehenswürdigkeiten der Stadt an. Wer sich in der Stadt auskennt, kann die Käfer auch einfach mieten. Für maximal sechs Mitfahrer steht ein VW Bus bereit. Mehr unter “ www.oldie-kaefer-tour-berlin.de

Mit dem „eTrabi“ auf Nostalgietour quer durch Rügen

Die Tourismuszentrale Rügen stellte auf der ITB den eTrabi vor, dem von der ReeVOLT GmbH ein neues, elektrisches „Herz“ sozusagen eingepflanzt wurde. Auf dem Messegelände den interessierten Besuchern schon mal vorgestellt, starten auf der Insel Rügen ab 1. April zunächst drei dieser auf Elektrobetrieb umgerüsteten Oldtimer zweimal täglich zu geführten Erlebnistouren von Binz über Prora nach Sassnitz.

„Mitgeliefert“ wurden auf der Pressekonferenz auch „böse“ Trabi-Witze. Eine Kostprobe: „Als der reiche Amerikaner den von ihm bestellten Trabi bekommt, sagt er voller Anerkennung: ‚Diese Deutschen – immer gründlich! Bevor sie das Auto liefern, schicken sie erst mal ein Plastemodell. ‘“

Oder: „Steht ein Trabi vor einem Kuhfladen. Fragt dieser: ‚Was bist du denn?“‘ Antwort: ‚Ich bin ein Auto!‘ Der Kuhfladen lacht: ‚Wenn du ein Auto bist, dann bin ich eine Pizza! ‘“
www.ruegen.de; www.auf-nach-mv.de

Thüringen und Hessen gemeinsam auf „GrenzTouren“

Das war ein Novum auf der ITB: Mit Blick auf den 25. Jahrestag der deutschen Einheit das gemeinsame Auftreten von Thüringen und Hessen u. a. mit der Bilanz neuer Übernachtungsrekorde beider Länder und dem Vorstellen der neuen Broschüre „GrenzTouren – Unterwegs in Hessen und Thüringen“.

Anliegen der in Kooperation mit dem ADAC Hessen-Thüringen entstandenen Broschüre ist, den (Rad)tourismus beiderseits der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze zu stärken. Darin werden fünf Radtouren vorgestellt, die jeweils beide Bundesländer berühren.

Neben dem Klassiker „Quer durch die Rhön“, der von Meiningen nach Fulda führt, werden auch so ungewöhnliche Touren wie „Entlang der einstigen Whiskey-Wodka-Linie“ mit Streckenbeschreibungen und Sehenswürdigkeiten vorgestellt. Radprofi Marcel Kittel aus Thüringen empfahl auch den Werratalradweg auf 290 km durch Thüringen und Hessen.

Zugleich wurde über die zentralen Feierlichkeiten zum Tag der deutschen Einheit informiert, die im 25.Jubiläumsjahr um den 3. Oktober in Frankfurt/Main stattfinden werden.

Im Blick stand ebenso eine verstärkte Kooperation der touristischen Destinationen entlang der Landesgrenze, die in der Rhön zwischen den hessischen, thüringischen und bayerischen Teilen seit vielen Jahren bereits gelebte Praxis ist.
www.thueringen-entdecken.de; www.hessen-tourismus.de

Dresden – Große Jubiläen im Zeitraffer

Zuerst ein Blick voraus auf 2016: Dann begeht der weltberühmte Dresdner Kreuzchor sein 800jähriges Bestehen. Seitdem prägen die rund 150 Kruzianer im Alter von neun bis 18 Jahren die Stadt und ihre Menschen, begründen die europäische Kulturmetropole an der Elbe immer wieder neu. Getreu dessen: In der Welt zu Gast – in Dresden zu Hause. Mit jährlich mehr als 300 nationalen und internationalen Konzerten rund um die Welt.

Und in diesem Jahr die jüngeren Jubiläen im Zeitraffer: 10 Jahre Frauenkirche in ihrer altehrwürdigen Form und 30 Jahre Wiederaufbau der Semperoper, die seitdem wieder zu den renommiertesten Opernhäusern weltweit zählt.
Die Frauenkirche ist in das Herz der Stadt zurück gekehrt, ist DAS Symbol der Zerstörung, aber auch des Wiederaufbaus. Eindrucksvoll spiegelt es sich im Geburtstagsmotto „10 Jahre Leben in der Frauenkirche“. In der Festwoche vom 22. Bis 31. Oktober feiert sie u. a. mit Festgottesdiensten, Konzerten mit Uraufführungen und thematischen Orgelandachten.

Yadegar Asisi zeigt zum 70. Gedenkjahr an das Ende des zweiten Weltkrieges das zerstörte Dresden nach den Bombenangriffen 1945 sein „Dresden-1945-Panorama“; ein Symbol für alle im Zweiten Weltkrieg zerstörten deutschen und europäischen Städte, ein Beispiel für den Wiederaufbau und Lebenswillen seiner Bewohner und kann bis zum 31. Mai besucht werden. Im Anschluss daran präsentiert Asisi das 360-Grad-Panorama „Dresden im Barock“. www.marketing-dresden.de

Leipzig feiert 1.000 Jahre Ersterwähnung

Ein denkwürdiges Datum: Am 20. Dezember 1050 erwähnte Thietmar, Bischof von Merseburg, erstmals die Burg Leipzig (urbs lipzi) im siebten Buch seiner Chronik und begründete damit den Eingang in die Geschichtsbücher. Unter dem Motto „Wir sind die Stadt“ gestaltet die Stadt ein Festjahr, das die charakteristische Vielfalt Leipzigs zeigt.

Von April bis Oktober entsteht das längste Bürgerfest der Region. Der zentrale Höhepunkt ist die Festwoche vom 30. Mai bis 7. Juni, die mit dem StadtFestSpiel „Lipsias Löwen“ eröffnet wird. Und am 20. Dezember, dem Tag der Ersterwähnung, findet das Festjahr stimmungsvoll auf dem Augustusplatz mit großem Geburtstagskuchen und 1.000 Kerzen seinen Abschluss.

Auch 850 Jahre Leipziger Messen, 850 Jahre Nikolaikirche, 600 Jahre Universitätsmedizin und 100 Jahre Hauptbahnhof sind in den 1.000jährigen Reigen der Stadt eingebunden. Ebenso die 1. Nationale Sonderausstellung zum 500. Reformationsjubiläum „Luther und die Fürsten“ der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden ( 15. Mai – 31. Oktober) im Schloss Hartenfels in Torgau.
Mehr unter www.leipzig.de

550 km lang wird er sein, der spirituelle „Lutherweg in Sachsen“. Mit seiner Eröffnung am 27. Mai in Döbeln lädt er ein, Wirkungsstätten Martin Luthers u.a. Reformatoren zu besuchen sowie Werdegang und Auswirkungen der Reformation im „Sächsischen Burgen- und Heideland“ nachzuvollziehen. www.lutherweg-sachsen.de

„Weltkulturerbe Kulturwelt Sachsen – Anhalt“

Unter diesem Motto präsentierte das Land seine bunte Reisevielfalt. Im Mittelpunkt die Landesausstellung „Cranach der Jüngere 2015“, BUGA 2015 Havelland, 200 Jahre des ersten deutschen Reichskanzlers Otto von Bismarck, auch das Bauhaus-Jubiläum 2019 in Dessau wirft seine Schatten voraus.

Mit Blick auf das 500. Reformationsjubiläum heißt das Themenjahr 2015 „Reformation – Bild und Bibel“. Anlässlich des Geburtstages von Cranach dem Jüngeren rückt in der weltweit ersten Sonderausstellung die Kunst der Reformationszeit in das Bild.

Zugleich die vier UNESCO-Welterbestätten auf engstem Raum: Quedlinburg, das Gartenreich Dessau-Wörlitz, die Lutherstätten in Wittenberg und Eisleben sowie das Bauhaus und Meisterhäuser in Dessau-Roßlau. Die Reiseangebote sind schier unerschöpflich. Mehr unter www.sachsen-anhalt.de; www.naturfreude-erleben.de