8. Mai 1945 – Gedenken und Gedanken

Das "Haus der Befreiung" im Bezirk Marzahn-Helelrsdorf von Berlin

von Barbara Ludwig

Kriegsende – Alle Völker der Welt sind vom deutschen Faschismus befreit!
Mindestens 50 Millionen Menschen kamen gnadenlos ums Leben. Die Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken hat in diesem „Großen Vaterländischen Krieg“ das meiste unermessliche Leid erfahren. 27 Millionen Opfer gefallen, ermordet, vernichtet, hat sie zu beklagen.

Dazu Hunger, Elend und ein zerstörtes Land. Die Hauptlast des von Deutschland geführten faschistischen Krieges trug zweifelsfrei die Sowjetunion. Im April 1945 zog die Sowjetarmee siegreich in Berlin ein und hisste am 30. April 1945 auf dem Reichstag die sowjetische Flagge. „Auf dem Wege der Befreiung Berlins vom Hitlerfaschismus hissten Sowjetsoldaten in Berlin Marzahn“ bereits am 21. April „die Rote Fahne des Sieges“, steht auf der Gedenktafel des „Hauses der Befreiung“ zu lesen. Ihr Sieg war unser Glück!

Am 7. Mai 1945 wurde die bedingungslose Kapitulation im Alliierten Hauptquartier in Reims unterzeichnet. Stalin ließ wissen, dass er die Kapitulation nur anerkenne, wenn diese durch den Oberkommandierenden der Roten Armee, Marschall Schukow, ebenfalls unterzeichnet würde. Dieser unterzeichnete die auf den 8. Mai datierte Gesamtkapitulationsurkunde im Sowjetischen Hauptquartier in Berlin-Karlshorst kurz nach 0 Uhr Mitteleuropäischer Zeit des 8. Mai 1945.

Russland feierte den Sieg über den Faschismus am 9. Mai 1945 auf dem Roten Platz mit einer Siegesparade und nachfolgend in jedem Jahr.
Zur Teilnahme an der Feier zum siebzigjährigen Gedenken und zur Teilnahme an der Siegesparade auf dem Roten Platz in Moskau am 9. Mai 2015 lud Präsident Wladimir Putin 68 Staatsoberhäupter ein.

Doch etwa die Hälfte der europäischen und außereuropäischen Staatenlenker als auch Kanzlerin Angela Merkel lehnten überheblich und gehorsamst ab, doch wohl vor allem, weil US-Präsident Barack Obama der Einladung eine Absage erteilt hatte. „Das beleidigt das Andenken der sowjetischen Soldaten und der eigenen Landsleute“, äußerte EU-Botschafter Tschischow.

„Mit Blick auf das russische Vorgehen auf der Krim und in der Ostukraine erscheint die Teilnahme an einer Militärparade als nicht angemessen“, erklärte Regierungssprecher Steffen Seibert.

Unsinnigerweise werden historische Ereignisse mit gegenwärtigen Situationen verknüpft, gedreht und gewendet je nach Bedarf. Streit- und Angelpunkt wird noch lange Zeit die Eingliederung der Krim in das Gebiet Russlands sein, die der NATO nunmehr für vorgesehene militärische Zwecke nicht mehr zur Verfügung steht, ebenso der Osten der Ukraine.

Putin erklärte sehr verärgert zu den Ablehnungen: „Wir sehen heute nicht nur Versuche, die Ereignisse des Krieges umzudeuten, zu verzerren, sondern eine zynische und völlig unverhohlene Lügerei, die dreiste Verleumdung einer ganzen Generation Menschen, die Frieden auf der Welt geschaffen haben.“

Aus diplomatischen Gründen und um den Eindruck einer Beleidigung der Gefallenen zu entgehen, fand Angela Merkel ein Hintertürchen, das ihr einen Ausweg zeigt: Sie wird am nächsten Tag in Begleitung Putins am „Grabmal des Unbekannten Soldaten“ einen Kranz niederlegen.

Ein offizielles Gedenken von Seiten der Bundesregierung Deutschland zum 70. Jahrestag der Befreiung vom Hitlerfaschismus wird es nicht geben. Aber sie kündigte an, entsprechende Veranstaltungen durchzuführen. Der Stellenwert des 8. Mai ist somit klar.

Dieser Stellenwert resultiert aus dem nicht zur Kenntnis nehmen wollenden, erstarkten Russland unter der konsequenten Führung Putins, ganz entgegen Jelzins angebiedertem Streben, das westliche Kapital zu favorisieren.

In einer Gedenkrede am Antikriegstag äußerte Bundespräsident Joachim Gauck: „Wir werden“ … die „Verteidigungsbereitschaft den neuen Umständen anpassen.“
„Meinst du, die Russen wollen Krieg?“ heißt es in einem Gedicht von Jewtuschenko, das Gisela Steineckert in Liedform gebracht hat:

Meinst du, die Russen wollen Krieg?
Ich frage dich, für welchen Sieg?
Den russischen Soldaten frag,
er liegt dort, wo er sterbend lag.
Die Russen brauchen keinen Sieg!
Meinst du die Russen wollen Krieg?. . .

sie haben einen Krieg gehabt,
viel tiefer, als ihr jemals grabt . . .

Zum Schluss sei mit dem deutschen Politiker Friedrich von Weizsäcker gesagt: „Der 8. Mai hat uns alle befreit von dem menschenverachtenden System der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft.“
Und nicht, wie gern gedacht und geäußert wird: Deutschland hat zu seinem Leidwesen einen Krieg verloren.
Den Russen zu danken, sollte Verpflichtung sein!

Literatur:
Hintergrund (Internet) v. 24.3.15 u. II. Quartal 15, Daniel Bratanovic
Rotfuchs v. Mai 2014, Gisela Steineckert
Wikipedia