Der 80. „Grüne-Woche-Jahrgang“ wiederum großer Publikumsmagnet

Mit landestypischen Produkten lud Partnerland Lettland zum Buffet

von Ursula A. Kolbe

Sie war wieder ein weltumspannender Schmaus für Gaumen und Sinne: Die nunmehr 80. Internationale Grüne Woche. Seit 1926 blickt sie auf eine 89-jährige wechselvolle Geschichte zurück; von einer lokalen Warenbörse mit den inzwischen längst legendären Lodenmänteln hin zur weltgrößten Verbraucherschau für Landwirtschaft, Ernährung und Gartenbau.

Von Anbeginn bis zum letzten Messetag war der Besucherstrom mit über 415.000 Gästen w ungebrochen und der Umsatz von rund 48 Millionen Euro leicht gestiegen. Pro Kopf sind im Durchschnitt rund 117 Euro ausgegeben worden.

Agrarminister Christian Schmidt hatte zur Eröffnung diese Weltmesse in den Messehallen unter dem Berliner Funkturm als die emotionale Herzkammer der Land- und Ernährungswirtschaft gewürdigt und betont: „Hier wird der Takt vorgegeben, entstehen Emotionen und von hier gehen Impulse aus.“

Partnerland Lettland mit agrarischer Vielfalt

Unter dem Motto „Nimm dir die Zeit“ hatte das baltische Land zum 20. Mal und in diesem Jahr als Partnerland an die Messestände von 113 Firmen eingeladen. Eines der reinsten Länder des Planeten stellte sich vor. 500 km lange Sandstrände, weite Wälder, reine Seen und Flüsse, schöne Bauernhöfe mit gesunden Produkten, all das charakterisiert das Land, das übrigens jetzt im ersten Halbjahr die EU-Ratspräsidentenschaft innehat.

Drei Neuheiten weckten das besondere Interesse: Eis aus Bier oder Ziegenmilch und ein Getränk mit dem Namen „Milch des tollen Bullen“. Und natürlich das lettische Roggenbrot, die „Benchmark“ des Baltikums. Die von der „Latviljas piens“ hergestellten „Trikata Schneebälle“, ein einziartiger Frischkäse mit verschiedenen Gewürzen, sind der ganze Stolz der örtlichen Meister.

Klima und geografische Lage des Landes eignen sich besonders auch für den Obstanbau. Obwohl traditionell kein Weinanbaugebiet, kann sich Lettland rühmen, den nördlichsten Weinberg Europas zu besitzen und Wein aus Beeren, Blüten und Früchten zu erzeugen.

Eine symbolische Geste: Die lettische Staatssekretärin, Dace Lucaua, hat auf der Messe der polnischen Vizeministerin, Zofia Krzyzanowska, das Europäische FriedensBrot übergeben. Polen wird Gastgeber des nächsten FriedensBrot-Forums „Landwirtschaft und Frieden“ sein.

In den Länderhallen fast kein Durchkommen

Unbestrittene Zugkraft hatten wieder die Länderhallen mit ihren Spezialitäten. Da wurde gekostet – Handfestes wie Flüssiges und auch gekauft natürlich. Zufriedene Gesichter vor und hinter den Standtischen waren wohl das beste Spiegelbild.

Denn ob die niedersächsische Kartoffelplate und der Burger vom Wagyu-Rind aus Deutschlands Agrarland Nummer 1, das bayerische „Gesundheitselixier“ Aronia über die süßscharfe Meerrettich-Soße zur Weißwurst, hinüber zu den landestypischen Badenwürttembergischen Spezialitäten wie schwäbische Maultaschen oder Schwarzwälder Kirschtorte, ob der „Maränenkaviar“, das Gold der Binnenseen“, aus Mecklenburg-Vorpommern – die Köstlichkeiten aus allen Ländern waren schier unerschöpflich.

Etwas aus dem Rahmen fiel Berlin, da es hier naturgemäß ja nur wenige Agrarbetriebe gibt. Das Hauptaugenmerk lag auf innovativen Start-ups. Neben Traditionsmarken wie Mampe, Pfennigs und Schilkin gab es eine Vielzahl von Innovationen. Handschellen und künstliche Hüftgelenke aus Schokolade für Polizisten und Ärzte sind die neuesten Geschenkideen aus dem „Schoko-Engel“ von Christiane Müller.

Die Firma Bonativo stellt den ersten Online-Wochenmarkt für frische Lebensmittel aus der Region vor. Michael Schwab hat in seiner Handwerksbrauerei Brewbaker die traditionelle Berliner Weiße in Flaschengärung wiederentdeckt.

Auf die Grüne Woche schwört Bilgec Serdaroglu, dessen Berliner Manufaktur 44 verschiedene Sorten produziert. Olaf Höhn will mit seinem inzwischen weit bekannten Florida-Eis aus Spandau jetzt auch die Märkte in Bayern und Baden-Württemberg erobern und präsentierte in exklusiver Namenslizenz des Bayerischen Könighauses die neue Edelmarke König Ludwig Glace Royal.

In Nachbarschaft der Landesverbände Brandenburg und Sachsen zeigte der Landesverband Berlin der Gartenfreunde in der Blumenhalle 9 Aspekte der Gartengeschichte der Hauptstadt auf.

Bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden Kleingärten angelegt, um Hunger und Verarmung der Stadtbevölkerung entgegenzuwirken. Während der Industrialisierung halfen sie, den Speisezettel der Armen günstig um frisches Obst und Gemüse zu erweitern.

Ob Schrebergarten, Laube oder Heimgarten: Knapp 1,2 Mio Menschen in Deutschland haben heute ihr eigenes grünes Idyll mitten in der Stadt. Rund fünf Millionen Nutzer sind es insgesamt. Tendenz vor allem junger Familien wieder steigend.

Sauerkrautbrot und Erdbeer-Secco-Eis

In der Brandenburg-Halle waren fast alle der 200 Aussteller sozusagen schon Stammgäste. Mit den Eisherstellern „Ice Guerilla“ aus Beeskow und „Cadillac“ aus Templin sowie der ODW Frischeprodukte Elsterwerda waren drei Neulinge dabei.
Auch Bio war gefragt. Die Branche wächst um jährlich acht bis zehn Prozent.

Das Biobackhaus Leib aus Falkensee hat eigens für die Messe Havelländer Sauerkrautbrot kreiert, das nunmehr schon der Naturkostfachhandel geordert hat.
Zum 16. Mal ist der-pro agro-Marketingpreis in drei Kategorien verliehen worden. Die ersten Preise gingen an die Hoffnungstaler Werkstätten für ihren „Lobetaler Bio Naturschutzbecher“ (Kat. Ernährungswirtschaft), die Klosterbrauerei Neuzelle für die „Neue Produktlinie „UrCraft“ (Kat. Direktvermarktung) sowie die Christine Berger GmbH & Co. KG fürs „Tourismuskonzept rund um den Sanddorn“ (Kat. Land- und Naturtourismus).

Am Brandenburg-Tag kam ich kurz mit dem Geschäftsführer der Klosterbrauerei, Herrn Stefan Fritsche, ins Gespräch, wollte mehr über das neue Produkt erfahren: Das „UrCraft“ Pilsner, Bockbier und Porter wird nach dem Reifeprozess direkt unfiltriert abgefüllt. Es wird nicht pasteurisiert und sollte deshalb möglichst frisch genossen werden.

In kleinen Mengen einmal im Monat produziert, erfolgt der Vertrieb über den online-Versand. Per Mail wird dem Newsletter-Kunden die Verfügbarkeit angekündigt und nach dessen Bestellung kostenfrei bis an die Haustür geliefert.
Mein Urteil über das UrCraftBockbier: Es schmeckt.

Stichwort Landurlaub auf dem Bauernhof. Ausgezeichnet wurden die zwölf beliebtesten Ferienbauernhöfe 2014. Kriterien waren Qualität der Unterkünfte, Service, Freizeitangebote und gastronomische Versorgung. Zu den Geehrten im Land Brandenburg gehört der „Rüsterhof“ 15848 Rietz-Neuendorf, Ortsteil Görzig. (s.a. www.landreise.de).

Zu erfahren war auch, dass sich zur alljährlich am zweiten Juniwochenende (13. und 14. Juni) stattfindenden Brandenburger Landpartie fast 200 Betriebe als Gastgeber angemeldet haben. Ausrichterbetrieb der zentralen Eröffnungsveranstaltung ist der Landwirtschaftsbetrieb Thomas Richter aus dem Nennhausener Ortsteil Damme im Havelland.

Das Dorf- und Erntefest 2015 findet am 12. September in der Gemeinde Schönwalde-Glien, Ortsteil Paaren, statt.
Und ein letzter Hinweis auf die 25. BraLa in Paaren-Glien: Die Landwirtschaftsausstellung mit Tierschau kann vom 14. -17. Mai 2015 besucht werden.

Wo Weltkultur und Weltnatur so nah beieinander sind

Diese Region hat Einzigartiges zu bewahren: In der Welterberegion Wartburg Hainich im Thüringischen trifft das Weltnaturerbe Nationalpark Hainich das Weltkulturerbe Wartburg.

In der Blumenhalle 9 konnte man beim Schlendern durch die Imitation des naturbelassenen, alten Buchenwaldes im 7.500 ha großen Naturpark vieles davon erahnen.

Zu sehen war eine beeindruckende Waldinszenierung mit Moosen und unzähligen Farnen zwischen den 160 Baumstämmen, um dem Charakter des echten Hainich möglichst nahe zu kommen.

Im Original: Nirgendwo ist der Weg von einer Welterbestätte zur anderen so beeindruckend wie hier, darf die Natur wirken, ohne dass der Mensch eingreift.
Zwar thronte die Miniatur der Wartburg nicht in gewohnter Höhe, rückte aber untrüglich ihre 900 Jahre alte Geschichte ins Auge: Leben und Wirken der heiligen Elisabeth, Richard Wagners Oper „Tannhäuser“. Und des großen Reformators Martin Luthers Übersetzung des Neuen Testaments natürlich. Mit Blick auf 500 Jahre Reformation im Jahre 2017 ganz besonders.

Ich bin neugierig geworden auf diese Welterberegion, wo doch Geschichte, Kultur und Natur so nahe beieinander liegen. Deshalb in einem weiteren Beitrag auch mehr.

SUISSE GARANTIE auf alle Produkte

Zum Selbstverständnis: Über 15 Mio Tiere leben auf rund 56.000 Schweizer Bauernhöfen, die landwirtschaftlich genutzten Pflanzen wachsen auf rund 1 Mio ha Nutzfläche. Und die Produkte stehen für eine ökologische und tierfreundliche Produktion. SUISSE GARANTIE inbegriffen.

Der schmackhafte und hochwertige Hart- und Halbhartkäse ist mit 52.000 t bleibt nach wie vor der Parade-Export innerhalb Europas. Davon geht die Hälfte nach Deutschland.

Mit Blick auf die Weltausstellung „Expo Milano 2015“ vom 1. Mai – 31. Oktober sprach Urs Schneider, Präsident der Agro-Marketing Suisse, u. a. von einem Tablet-Projekt als Speisekarte im Restaurant, das auch auf der Grünen Woche getestet wurde. Es enthält Informationen über Schweizer Spezialitäten und Kochrezepten, ebenso über die Land- und Ernährungswirtschaft des Landes.

Für Allergiker, Vegetarier und Veganer

Erstmals fanden zwei bereits mit großem Erfolg in Großbritannien durchgeführte Gastveranstaltungen statt: Die „Allergy & Free From Show“; eine Verbrauchermesse, die sich an Millionen von Menschen richtet, die mit Allergien, Zöliakie, Atemwegsbeschwerden, jeglichen Unverträglichkeiten, Hautproblemen und Chemikaliensensibilitäten leben.
Die „V Delicious Show“ versteht sich als kulinarisches Wunderland für Vegetarier, Veganer.