Wenn die Reben weinen ...

Martin Saahs bringt die Flaschen zur Ernte der Rebtränen an

von Ursula A. Kolbe

Jedes Mal fasziniert uns die Wachau, vor den Toren Wiens gelegen, auf’s Neue. Ihre Natur, ihre Geschichte, ihr Flair. Wie auch der Nikolaihof, in der Tat verkörperte Geschichte in Österreich. Seit rund 2.000 Jahren ist er ein Teil dieser beeindruckenden UNESCO-Weltkulturregion und tief mit dem Wein verwurzelt, der seit den Kelten angebaut wird.

Seine erste urkundliche Erwähnung fällt in die Zeit des heiligen Severin der Römer um 470 n. Chr. Severin selbst soll – sofern es die Arbeit als Seelsorger, Missionar und Klostergründer zuließ – häufig die Abgeschiedenheit der Weinberge für seine Gebete aufgesucht haben. – Heute ist der Nikolaihof das älteste Weingut Österreichs und international eines der ersten Weingüter mit der hehren Aufgabe, nach biodynamischen Richtlinien zu wirtschaften.

Wir kommen mit Geschäftsführer Martin Saahs ins Gespräch. Er verantwortet die Nikolai Demeter Naturkosmetik und macht uns mit einigen Stichpunkten aus der Familienchronik vertraut. Über 1.000 Jahre war dieses Weingut in Kirchenbesitz, bis sein Urgroßvater im Jahre 1894 Hof und Riede erwerben konnte und seitdem von der Familie Saahs bewirtschaftet wird. Damals lernten die Urväter aus der Not heraus, weil kein Geld für landwirtschaftliche Hilfsmittel da war, ohne Pflanzengift, dafür im Einklang mit der Natur und ihren Nützlingen zu arbeiten.

Als Martin Saahs Mutter, die Winzerin, 1971 auf den Hof kam, begannen sie, nach den Methoden Steiners zu arbeiten, sprich, den Blick für anthroposophische Richtlinien zu öffnen. Diese waren eigentlich für landwirtschaftliche Betriebe gedacht, ebneten dann aber auch den Weg in den „biodynamischen“ Demeter-Weinbau.

Martin Saahs älterer Bruder Nikolaus hatte 2005 das Weingut übernommen; er selbst sammelte erst einmal Erfahrungen im Ausland. Als Martin mit vielen Erfahrungen im Gepäck auf den elterlichen Hof zurückkam, begann er, die Demeter-Naturkosmetik-Linie aufzubauen. Um das Bild abzurunden, sei vermerkt: Schwester Elisabeth leitet das Gästehaus „ad vineas“ in Mautern; Schwester Christine ist anthroposophische Kinderärztin geworden. Wie hatte seine Mutter zu ihren Kindern gesagt: „Wir haben die Demetersche Infektion!“ – Womit wir bei einem neuen Kapitel des Nikolaihof , den „Tränen des Weinstocks“ , sind.

Der Weg von der Weintraube zur fertigen Gesichtspflege
Ja, Klima und geologische Bedingungen sind in dieser Region der Wachau wie für den Weißwein geschaffen. In Rieden mit klingenden Namen wie „Im Weingebirge“, „Vom Stein“, „Steiner Hund“ oder „Klausberg“ – liegen die Weingärten der Familie Saahs. In dieser von milden Luftströmungen begünstigten Donauregion wachsen Riesling- und Veltliner-Trauben sowie Gelber Muskateller, Neuburger und Gewürztraminer zu bester Qualität und höchster Reife heran.

Neben dem Wein- und Traubenkernöl gibt es noch einen anderen edlen Tropfen, den der Weinstock ganz ohne menschlichen Zutuns und im Eigeninteresse entstehen lässt: Rebwasser – Die alten Römer sprechen von Lacryma vitis oder Aqua vitis – jene Flüssigkeit, die der Rebstock nach dem Winterschlaf durch seine Rebzweige fließen lässt, um den Stock als Gesamtes mit Vitalstoffen zu versorgen und zu aktivieren.

Sind die Rebzweige zuvor vom Winzer für ein kontrolliertes Wachstum geschnitten worden, tropft das kostbare Nass an ihrer Schnittstelle heraus. Die Rebe wehrt damit Bakterien ab, die über eine offene Wunde in den Weinstock eindringen könnten und versiegelt die Wunde mit Harz, das sich schließlich aus dem Rebwasser bildet. Was aussieht wie ein tropfender Wasserhahn, ist das sichtbar gewordene Immunsystem eines Weinstocks: „ SeineTränen“.
Übrigens: Schon Hildegard von Bingen und die Römer erkannten diesen wertvollen Wirkstoff und nutzten ihn entsprechend für ihre Anliegen. Die ersten Produkte, so Martin Saahs, seien 2016 auf den Markt gekommen. Ein kleines Detail: Für 1l Rebwasser der edlen Tränen werden rund 100 Flaschen gebraucht, um die Rohstoffe aus den eigenen Weingärten zu verarbeiten – palmöl- und mineralölfrei sowie Verzicht auf sämtliche künstliche Konservierungsstoffe.

Die ersten marktreifen Produkte waren ein Serum und vier verschiedene Gesichtspflegen. Duschgels, Shampoos kamen hinzu. Heute umfasst die Produktpalette rund 25 Erzeugnisse. So z. B. Reinigungsgels, Reinigungsmilch, Gesichts-Tonikum, Traubenkern Gesichtspeeling & Maske, das Traubenkern Intensiv-Serum, Augenserum, Veganes Feuchtigkeits-Fluid. Ganz neu wird die Bio-Baby Kinderpflege angeboten. Und nicht zu vergessen das neue Nahrungsergänzungsmittel, das “AOX OPC Präparat”. – Selbstredend sind alle Produkte zu 100 Prozent durch Demeter zertifiziert. Vielleicht das noch: Demeter, eine der zwölf olympischen griechischen Gottheiten, steht für die Fruchtbarkeit der Erde, des Getreides und der Saat. Ihr römischer Göttername ist Ceres.

(Wer mehr über diese Produkte erfahren will – und vielleicht schon den Blick auf ein Weihnachtsgeschenk richtet, mehr auf der Homepage; auch im Land Brandenburg das Schönheitsinstitut Bärbel Schmidt, 15328 Küstriner Vorland, Ahornweg 1; Telefon: 033 472 50950)