Ist die Ehe noch zeitgemäß?

Straßenschild mit der Aufschrift Straße der Ehe

von Barbara Ludwig

Wollen oder sollen wir heiraten?

Fakt ist, die Ehe ist immer noch ein gesellschaftlicher Zwang. Die Ehepartner sollen bis ans Ende ihrer Tage zusammen leben.

Aber ist der Mensch dafür geschaffen? Aller Wahrscheinlichkeit nach nicht. Beweise gibt es allerorten mehr als genug.

Ehen werden geschlossen und gelöst. Eine der Ursachen ist die wachsende Unabhängigkeit und Selbstständigkeit der Frau durch Bildung und bezahlte Arbeit.

Das Wort Ehegatten sagt viel über die Bedeutung einer Ehe aus: Der Zweck ist Nachwuchs zu zeugen und die Familie zu schützen.

Ist das getan, hat sich die Ehe eigentlich erledigt, wenn nicht die von den jeweiligen gesellschaftlichen und kulturellen Gegebenheiten geschaffenen materiellen und rechtlichen Bedingungen die Lage bestimmen würden.

Die Scheidungen mehren sich von Jahr zu Jahr, obwohl wir eine freie Partnerwahl haben. So schnell also verlischt das Feuer, weil es nur ein Strohfeuer ist, das mit Liebe verwechselt wird. Wirkliche, wahre Liebe hat es schwer, beide Herzen für einander für ihr ganzes Leben zu gewinnen.

Aber sie schafft es gar nicht einmal so selten. Nichts kann den Bund ihrer Ehe erschüttern. So gesehen wäre ihrerseits ein schriftlich geschlossener Heiratsvertrag unnötig. Sie genügen lediglich der geforderten Schriftform.

Das Ehebündnis ist in erster Linie ein wirtschaftlicher Zusammenschluss, der Stabilität und Sicherheit gewährleisten soll. Die Menschheit hat sich so eine Ordnung geschaffen, nicht nur zur gegenseitigen ökonomischen Absicherung, sondern auch der ungehemmten Leidenschaft sexueller Triebe wegen, die durch eine feste Bindung weitgehend beherrscht werden können.

Keine Frage: Eine konstante, liebevolle Verbindung ist für ein harmonisches Leben sehr sinnvoll. Zumal wenn Kinder die Partnerschaft vervollständigen.
Kinder sind eine besondere Überlegung wert und würden den Rahmen dieses Artikels sprengen.

Zu klären wäre: Ist ein schriftlicher Vertrag, der die Ehe besiegeln soll, vonnöten? Eine stabile eheähnliche Gemeinschaft bewirkt doch Gleiches? Im Grunde besteht keine Notwendigkeit, aber Kirche und Staat halten an der vielleicht bereits unzeitgemäßen, althergebrachten Form fest und binden materielle sowie rechtliche Vorteile daran.

Ein Heiratsvertrag hat erst einmal mit Liebe nichts zu tun. Aber die Liebe sollte niemals fehlen, denn sonst wird seine Erfüllung zum Albtraum. Dann werden Rechte und Pflichten niemals Herzensangelegenheiten sein, sondern Drangsal. Eine derartige Ehe wird zur Lebenslüge, denn in unserer Welt, so heißt es, sei Liebe eine Voraussetzung für ein Ehebündnis.

Dann erst rangiert die materielle Absicherung. Leider verwechseln Viele die Liebe mit sexueller Leidenschaft. Dann wächst nach dem ersten Rausch auseinander, was zusammen gehören sollte.

Die Paarbildung ist ein Bedürfnis, aber die Ehe, auch die Lebensgemeinschaft dürfen nicht idealisiert werden, weil sie daran zu Grunde gehen können. Der Realität ins Auge zu sehen, ist allemal wertvoller, als sich selbst zu verblenden. Ansonsten kommt es in den meisten Fällen früher oder später zum Bruch.

Es gibt Ehen, die scheinbar halten, weil die Eheleute nach außen hin glauben machen, sie verstünden sich, im Grunde aber sind sie sich gleichgültig. Oft sind sie zu bequem, um die Mühen einer Eheauflösung auf sich zu nehmen. Nicht wenig ist auch Angst vor Gewalt und Verlust von Sach- und Geldwerten im Spiel, denn Ehe und Familie sind an das Privateigentum gebunden.

Also doch lieber eine eheähnliche Gemeinschaft? Dann haben Staat und Kirche kaum eine Möglichkeit, dem Paar Vorschriften aufzubürden. Es ist weitgehend unabhängig, muss aber auch bereit sein, stark eingeschränkte Rechte anzuerkennen.

Es ist schwer, die richtige Entscheidung zu treffen. Am besten scheint es, erst eine sogenannte „wilde Ehe“ zu führen, zu prüfen und bei Eignung zu heiraten. Das Feuer allerdings ist dann meist verloschen, aber ein liebenswerter, freundschaftlicher, respektvoller Umgang ist wichtiger, er fördert das seelische Gleichgewicht und gibt Sicherheit in allen Lebenslagen.

Heiratet oder heiratet nicht, es wird schon schief gehen.