400 Jahre Finowkanal - Mit dem Rad an Deutschlands ältester Wasserstraße entlang

Erholung pur bietet ein Ausflug entlang des Finokanals

Erholung pur bietet ein Ausflug entlang des Finokanals

von Matthias Schäfer

Ein Meisterwerk der Wasserstraßenbaus begeht in diesem Jahr ein rundes Jubiläum: Der Finowkanal wird 400 Jahre alt. Zwar sind die Feiern dazu in Zeiten der Corona-Pandemie ausgefallen. Trotzdem lohnt es sich, unbedingt mal eine Tour entlang des Kanals zu machen – denn die Route ist nicht nur landschaftlich reizvoll, sie offenbart ebenso Einblicke in die vergangene Industriekultur.

Ein guter Ort zum Starten ist Eberswalde im Barnimer Land. Vom Hauptbahnhof geht es in Richtung Marktplatz, wo sich ganz in der Nähe das Museum Eberswalde befindet. Wer sich vor dem Start der Tour über die Industriegeschichte am Finowkanal informieren möchte, wird hier fündig.

Von Eberswalde nach Finow

Nur wenige Meter vom Museum entfernt liegen der Finowkanal und die Stadtschleuse von Eberswalde. Sie ist eine von insgesamt zwölf Schleusen, die den Kanal auf seinen rund 42 Kilometern schiffbar machen. Von hier aus geht es mit dem Fahrrad in westlicher Richtung immer am Wasser entlang über den Treidelweg nach Finow. Früher wurden die Lastkähne per Muskelkraft und Pferdestärke über diesen Weg gezogen oder „getreidelt“ wie man sagte. Heute ist der Weg ein gut ausgebauter Radweg, der aber auch zum Wandern einlädt.

Die zwölf historischen und heute noch handbetriebenen Schleusen sowie alte Werkshallen und Kraftwerke rechts und links des Ufers zeugen von der industriellen Hochzeit im Finowtal. Da ist zum Beispiel die Borsighalle in Höhe des Familiengartens Eberswalde. Sie gehörte einst zu einer Eisenspalterei. Noch heute kommt der gewaltig wirkenden Halle eine architekturgeschichtliche besondere Bedeutung zu. Die stützenfreie Konstruktion aus halbkreisförmigen Eisengitterbögen diente unter anderem als Vorbild für zahlreiche Bahnhofshallen wie zum Beispiel beim Bau des Berliner Hauptbahnhofes.

Papier für die Queen aus dem Finowtal

Nur ein paar Kilometer weiter stand einmal die Papierfabrik Wolfswinkel. Die industrielle Produktion begann dort 1834. Eine Sensation war 1930 die Inbetriebnahme der damals modernsten Spezial-Papiermaschine Europas. Kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs stellte der VEB Papierfabrik Wolfswinkel wieder Papier her. Die handgeschöpften Papiere erlangten zu DDR-Zeiten einen weltweiten Ruf. Sogar Queen Elisabeth ließ sich dort ihr Briefpapier herstellen, heißt es auf einer Info-Tafel.

Nachdem man das alte Kraftwerk Heegermühle passiert hat, ist die Schleuse Heegermühle in Finow nicht mehr weit. Natürlich geht der Treidelweg noch viele Kilometer weiter. Doch wer Lust auf eine Abkühlung hat, sollte in Finow den Treidelweg verlassen und über die Biesenthaler Straße, am Flugplatz Finow vorbei bis zum Schwärzesee fahren, der mitten im Wald liegt. Nach einem Sprung ins Wasser geht’s anschließend über Biesenthaler Straße (für Autos gesperrt) je nach Kondition nach Melchow oder Biesenthal zum Bahnhof, wo die Züge im Stundentakt zurück in Richtung Berlin fahren.
Gesamtlänge der Radtour: rund 15 Kilometer.

Finowkanal-App:

Der Finowkanal ist ein Erlebnis der besonderen Art. Schließlich führt diese Tour entlang der ältesten künstlichen Wasserstraße Deutschlands zu den interessantesten Plätzen der Industriegeschichte Brandenburgs. Zu diesen Wahrzeichen der Industrielandschaft im Finowtal zählt zum Beispiel der 1954 errichtete Montagekran „Eber“.

Mittlerweile funktionslos geworden, wurde er für die Landesgartenschau Eberswalde saniert und im Jahr 2002 mit einer Aussichtsplattform versehen, der heute im Familiengarten steht. Weil der seit 2007 unter Denkmalschutz stehende Finowkanal zudem gänzlich Sportbooten vorbehalten ist, lässt sich hier die idyllische und ursprüngliche Landschaft besonders gut in Ruhe genießen.
Hier geht’s zur App: www.finowkanal-industriekultur.de

Ausleihe für Boote: Unter anderem im neuen Marinapark Eberswalde, dem ehemaligen Naturbad am Finowkanal, www.marinapark-eberswalde.de