„Ich bin ein Mansfeldisch Kind“
Bild: Markus Scholz
von Beate Hagen
An keinem anderen Ort kann man so viel über die Kindheit und frühe Jugend Martin Luthers erfahren wie in Mansfeld-Lutherstadt. Im dortigen Elternhaus des Reformators, das 2014 durch ein Museum erweitert worden ist, informiert die Ausstellung „Ich bin ein Mansfeldisch Kind“ über das Alltagsleben Luthers und das seiner Familie.
Für die Archäologen war es eine Sensation: Bei den umfassenden Sanierungsarbeiten an Martin Luthers Elternhaus in Mansfeld-Lutherstadt stießen sie 2003 in einer Abfallgrube auf annähernd 10.000 Artefakte, die einmalige Einblicke in das Alltagsleben Luthers und das seiner Familie gewähren, darunter Kochtöpfe, Geschirr, Pfeifen und Schellen, Spielzeug wie Würfel und Murmeln, aber auch Küchenabfall, der zeigt, wovon die Familie gelebt und wie sie sichernährt hat. In der Fastenzeit zum Beispiel von frischem Fisch, während es bei den ärmeren Familien vor allem Stockfisch oder Salzhering gab. Als besondere Delikatesse kam auch mal Fleisch – von gebratenen Singvögeln – auf den Tisch.
Die Eltern waren wenige Monate nach Luthers Geburt 1483 von Eisleben nach Mansfeld umgesiedelt, hatten sich dort ein Haus gekauft und ein Unternehmen aufgebaut. Die kleine Stadt, eingebettet in die hügelige Landschaft des Südharzes, war vom Kupferschieferbergbau geprägt, was vielen Menschen Wohlstand gebracht hatte, auch den Luders, wie die Luthers damals noch hießen.
Luthers Vater, Hans Luder, war ein erfolgreicher Hütten- und Bergwerkbesitzer, und anders als Luther später häufig behauptete, war die Familie durchaus recht wohlhabend – was auch die Funde ausden archäologischen Ausgrabungen bezeugen.
13 Jahre lang lebte Martin Luther in Mansfeld. Dort erhielt er seine erste schulische Ausbildung in der Lateinschule, die ihm den Weg in die akademische Welt ebnete, dort knüpfte er Freundschaften und dort erwachte seine Liebe zur Musik. Er sang im Chor der Kirche St. Georg. Zeit seines Lebens blieb er nicht nur durch familiäre und
freundschaftliche Kontakte mit Mansfeld verbunden, sondern unterhielt auch intensive Beziehungen zu den Grafen von Mansfeld. Luthers Heimat war und blieb das Mansfelder Land, außer in Wittenberg hat ernirgendwo länger gelebt.
2014 wurde das Elternhaus umfassend saniert und durch einen modernen Museumsneubau erweitert, wodurch Luthers Heimat einen musealen Ort erhalten hat. Es ist das weltweit einzige Museum zur Kindheit und frühen Jugend Martin Luthers. Eine Ausstellung unter dem Titel „Ich bin ein Mansfeldisch Kind“, ein Ausspruch Luthers, der die enge Beziehung des Reformators mit dem Mansfelder Land bekundet, erzählt vom Alltag der Familie. Spiele und Pflichten des jungen Martin, aber auch die engen Beziehungen der Familie zu Stadt, Kirche und Grafschaft Mansfeld stehen im Mittelpunkt der Ausstellung.
Zu den Exponaten gehören zudem die archäologischen Fundstückeaus der Abfallgrube, die im Museum unprätentiös, wenig akademisch, dafür aber sehr sinnlich präsentiert werden.
„Mansfeld ist ein zentraler Ort im Leben Martin Luthers, er hat dort seine Kindheit und die ersten Jahre seiner Jugend verbracht. Und wer sich dafür interessiert, wie Luther gelebt hat, Mansfeld-Lutherstadt ein Muss“, sagt der Direktor der Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt, Dr. Stefan Rhein. Auch Architektur-Liebhaber sollten an Mansfeld nicht vorbeifahren: Das neue Museum, ein Entwurf des Berliner Büros Anderhalten, dürfte für sie von großem Interesse sein.
Mit seiner Außenhaut aus grauem Sichtbeton, in die Schlacke-Steine aus der Region mit eingearbeitetsind, steht das Museum im Kontrast zum städtebaulichen Umfeld und übt dadurch einen besonderen Reiz aus. Mit der modernen Architektur des Museums sei es gelungen, den Bogen zu schlagen von der Zeit Luthers ins 21. Jahrhundert, meint Stiftungsdirektor Rhein.
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