Den TF 2 würde Fontane nicht mehr wandern
Bild: Günter Knackfuß
von Günter Knackfuß
Fontanewege bzw.Fontanewanderwege sind Wander- und Radrouten, die auf den Spuren von Theodor Fontanes Werk durch die ehemalige Mark Brandenburg führen. In seinem fünfbändigen Werk, das zwischen 1862 und 1889 erschien, beschrieb Fontane aufgrund eigener Wanderungen Schlösser, Klöster, Orte und Landschaften der Mark, ihre Bewohner und ihre Geschichte. Ein im Jahre 1988 nach Fontanes literarischen Vorlagen erstellter Rundweg (TF 2) hat viele interessante Geheimnisse – allein Fontane würde die Route im Landkreis Märkisch-Oderland heute meiden…
Start der Strecke ist Strausberg. Es geht über Gielsdorf, durch den naturgeschützten Gamengrund, vorbei an Tiefensee bis zur Ortschaft Beiersdorf-Freudenberg. Glänzt der Ortsteil Freudenberg noch mit einem imposanten Kirchenbau, deklassiert sich die Hauptgemeinde Beiersdorf mit einer Kirche ohne Dach. Auch die vielgepriesene Bockwindmühle präsentiert sich als Ruine. Gastronomie Fehlanzeige.
Weiter gings zu Baudenkmalen und dem Fontanedenkmal in Falkenberg (Mark). Fontane beschrieb es mit den Worten “gebirgsdorfartig” – ein Ort mit prachtvollen Villen, einem reißenden Bach und einer alten Wassermühle: „Ein Dorf, das durch seine schöne Lage, vielleicht auch durch den schlichten Zauber des Ländlichen bevorzugt. Falkenberg ist doppellebig. Seine Natur bringt das so mit sich, und während es die Wiesen zu einem Bruchdorfe machen, machen es die Berge mit ihren Quellen und schattigen Plätzen zu einem Brunnen- und Badedorf. Im Einklang mit dieser Doppellebigkeit unterscheiden wir denn auch einen Sommer- und einen Winter-Falkenberger. Der Winter-Falkenberger ist ganz Märker, d.h. ein Norddeutscher mit starkem Beisatz von wendischem Blut. Er ist fleißig, ordentlich, strebsam, aber mißtrauisch, eigensinnig und zu querulieren geneigt. Der Sommer-Falkenberger ist thüringisch, eine Art Ruhlenser: freundlich, gebildet, entgegenkommend.
Die Karlsburg, ein heiteres, villenartiges Gebäude, blickt von dem sogenannten Paschenberg aus in die Oderbruchlandschaft hinein. Was ihr als Aussichtspunkt einen besonderen Reiz verleiht, ist die aparte Schönheit des Vordergrundes, des Dorfes Falkenberg selbst, über dessen Schluchten, Dächer und Türme hinweg der Blick zu der weiten, grünen Fläche des Bruches hinüber schweift.“
Auf dem flachen Oderbruchterrain führt uns Fontanes Richtschnur nach Kunersdorf. Die Oder und das Oderbruch sowie die Anstrengungen, das Oderbruch trockenzulegen und nutzbar zu machen, stehen im Mittelpunkt des zweiten Bandes der “Wanderungen durch die Mark Brandenburg“. „Ich bin das Bruch unzähligmal durchreist …!“ Fontane schrieb nicht nur über die wunderschöne Landschaft, sondern auch über die historischen Abläufe und über den hiesigen Adel. In Kunersdorf ist die Grabkolonnade ein klassizistisches Denkmalensemble von europäischem Rang. Der einmalig prächtige Lennè-Park erwärmt uns das Herz.
Schließlich erreichen wir Altfriedland mit den Resten des Zisterzienserklosters: Alles dem Verfall preisgegeben – nur die Kirche lebt noch. Auf einem schmalen Landstreifen zwischen zwei Seen gelegen, dem Kloster- und dem Kietzersee, muss die Ansicht, so berichtet Fontane “von nicht gewöhnlicher Schönheit gewesen sein, als die umgebende Bruchlandschaft noch ihren alten Charakter hatte und die hohen Giebel des Klosters abwechselnd in den einen oder anderen See ihre Schatten warfen”. Alle Kneipen während unserer Vorfrühlingstour natürlich dicht. Vorbei an der Nonneneiche (7,90m Ø), die sie hier Napoleoneiche nennen, gings zurück zum Startort Strausberg. Alles nachzulesen bei Theodor FONTANE Bd. 2.
Man muss die Mark kennen, um sie lieben zu können, sagte Fontane einmal.
Der Schriftsteller, Journalist, Erzähler und Theaterkritiker war einfach überall. 27 Jahre streifte er durch das Berliner Umland, seine Reiseberichte sind fünfbändig als „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ bekannt geworden.
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