Von Bali nach Bangkok, Teil 5: Meeresrauschen
Bild: Rays E. Tannthe
von Rays E. Tannthe
Das aufgewühlte Südchinesische Meer zwang uns, breitbeinig und im Zickzack über Gänge zu tapsen. Wellen knallten mit Wucht gegen die Schiffswand und wir erhielten gratis den einen oder anderen blauen Fleck. Nanu, wo sind denn die ganzen Leute hin?
Die regelmäßigen Durchsagen des Käpt’n dienten der Beruhigung und klärten über „die aktuelle Dünung“ der Wellen auf. Er würde „mit dem Dampfer einen Zahn zulegen, um in ruhigere Gewässer zu kommen“.
An Deck war eine optimale Tischauswahl möglich. Nur wenige Leute waren bereit, zu den regulären Mahlzeiten zu erscheinen. Seefeste Kellner räumten zügig alle Gläser ab und wir erfuhren, weshalb Tische und Stühle massiv und schwer sind. Uns ging ein Licht auf: Möbel sollen bei hohem Seegang möglichst nicht durch die Gegend purzeln, an was man als Schiffseinrichter alles denken muss…
Wenn schon keiner an Deck war, hörten wir eben dem Südchinesischen Meer beim Rauschen zu. Was hatte es zu erzählen? Dieses niemals endende beruhigende Geräusch kennt zwar jeder, jedoch sind viele Phänomene, die an der Meeresoberfläche auftreten, sehr komplex und wissenschaftlich nicht vollständig geklärt.
Physiker wissen es bestimmt ganz genau: Aus der Luft, die beim Brechen der Wellen ins Wasser gelangt, bilden sich zahllose Bläschen. Diese vom Wasser verformten Bläschen beginnen zu schwingen, sie platzen und erzeugen Schallwellen. Bläschengrößenabhängig haben diese Schallwellen unterschiedliche Frequenzen. Das Meeresrauschen ist also das Ergebnis vieler unterschiedlicher Töne.
Am Abend durfte ich mich beim Käpt’n einhaken. Ich brauchte bei diesem heftigen Seegang schließlich eine fachmännische Stütze. Unsere Bordlektorin, eine ambitionierte Tierärztin, hielt einen Sondervortrag zu Primaten plus. Das „Plus“ enthielt eine detaillierte veterinärmedizinische Beschreibung des Nasenaffen-Verdauungstraktes. Genau, das wollte ich schon immer wissen und passte thematisch gut zu den nicht anwesenden und leidenden Mitreisenden. Am nächsten Morgen hatte sich das Meer beruhigt.
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