Wenn die Natur die „Flatter“ macht…
Bild: LFB / Frank Becker
von Hans Rudolf / PI
…dann blüht die Flatter-Ulme. Im Frühjahr – von März bis Mai – noch vor dem Blattaustrieb blüht diese Ulmenart. Wer die buschigen Blüten der Flatter-Ulme (Ulmus laevis) einmal im Wind hat tanzen sehen, weiß, woher die Baumart ihren Namen hat. Mit ihr wurde gewissermaßen eine „starke Brandenburgerin“ von der Dr. Silvius Wodarz Stiftung zum 31. „Baum des Jahres 2019“ gekürt. Seit 1989 wird in Deutschland jedes Jahr der Baum des Jahres gekürt. So soll auf den Wert der Bäume für uns Menschen aufmerksam gemacht werden.
Der Landesbetrieb Forst Brandenburg nutzt den inzwischen 31. Baum des Jahres, um auf die vielen Baumarten hinzuweisen, die es im Kiefernland Brandenburg gibt. Bereits vor zehn Jahren hat das Landeskompetenzzentrum Forst Eberswalde (LFE) ein bundesweites Projekt zur Erfassung seltener Baumarten geleitet und dabei 58.158 der oft im Wald versteckten Flatter-Ulmen erfasst. Mecklenburg-Vorpommern folgt mit 24.576 und Sachsen-Anhalt mit 16.353 Bäumen.
Alle anderen Bundesländer haben deutlich geringere Bestände von unter 10.000 Bäumen. Hier findet man die Flatter-Ulme am ehesten noch in größeren Flußtälern – in der Rhein-Main-Ebene, im Oberrheingraben und entlang der Donau. Die Flatter-Ulme kommt nach der elektronischen Wald-Datenbank auf nur rund 300 Hektar in den Wäldern Brandenburgs vor, der jedoch eine Größe von 1,1 Millionen Hektar hat. Übrigens verfügt das Land Brandenburg damit über einen Waldanteil von 37,3 Prozent und ist somit waldreichstes ostdeutsches Bundesland.Ein außergewöhnlicher Baum
Ulmen sind Bäume, die schon seit der Steinzeit eine große Bedeutung im Leben der Menschen in Mitteleuropa hatten. Es gibt bei uns drei der weltweit 45 Arten dieses sommergrünen Laubbaumes: die Bergulme, die Feldulme und die Flatter-Ulme. Letztere ist heutzutage – wenn auch immer seltener werdend – in ganz Mitteleuropa heimisch. Sie kommt bis zu einer Höhe von 600 Meter NN vor und kann 250 Jahre alt werden.
Damit ist die Flatter-Ulme eher eine kontinentale Art, die ihre Verbreitungsschwerpunkte von Ostdeutschland über Polen und die baltischen Staaten bis in die Region zwischen Moskau und Kasan hat. Dennoch ist die Flatter-Ulme eine eher seltene Baumart in Deutschland. Das hat vor allem auch mit dem Verlust ihres Lebensraumes zu tun, an dem wir Menschen nicht unschuldig sind. Aber unter den Forstfachleuten gilt Ulmus laevis sozusagen als „Leitbaumart“ für die Revitalisierung von Bach- und Flussauen. Zusammen mit Stiel-Eiche, Esche, Bergahorn und Feldulme prägt sie dort die sogenannten Hartholz-Auenwälder. Nicht zuletzt leistet die Baumart einen wichtigen Beitrag zum Artenschutz von Tierarten, die auf Ulmen angewiesen sind. Die Flatter-Ulme begleitet die Menschheit seit der letzten Eiszeit und hat so auch ihren festen Platz im urbanen Bereich. Früher standen traditionell alte Ulmen als Dorf- oder Gerichtsulmen im Mittelpunkt zahlreicher Dörfer und Siedlungen. Und so wird auch heute unter Forstleuten und Städteplanern darüber nachgedacht, dem „Baum des Jahres 2019“ als widerstandsfähigen und attraktiven Stadtbaum neue Lebensräume zu schaffen.
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