Von Bali nach Bangkok (Teil 4: Nasenaffen )
Bild: Rays E. Tannthe
von Rays E. Tannthe
Sollten wir einen kräftigen Ruck bemerken, überqueren wir just in diesem Augenblick die Äquatorlinie. Jaja, der Käpt’n erzählt uns heute Seemannsgarn, „eine Äquatorlinie über die man stolpert“.
Die Lektoren bereiteten uns auf die Insel Borneo in Malaysia vor. Wie immer sind Geschichte und Politik kompliziert. Als größte Insel Asiens ist Borneo zwischen drei Ländern aufgeteilt. Der Süden gehört zu Indonesien und der Norden teils zum Sultanat Brunei und teils zu Malaysia.
Unsere junge Tierärztin hielt einen unterhaltsamen Vortrag über ihre Erlebnisse als Volontärin in einer Orang-Utan-Auswilderungsstation. Sie liebte ihre frechen Affen, die zu 98% unsere genetischen Verwandten sind. Normalerweise kommen Orang-Utans ganz gut ohne uns im Regenwald zurecht. Wenn nur dieser 130 Mio. Jahre alte Regenwald nicht seit den letzten 30 Jahren in Größenordnungen abgeholzt werden würde. Doch Tropenholz wird weltweit gut verkauft. Abnehmer sind bspw. Japaner, die ihre eigenen Wälder unter Schutz stellten. Bringt ihnen auch nichts, wenn es u.a. dadurch klimatische Veränderungen gibt.
An Stelle des Regenwaldes gibt es heute in Monokultur schnurgerade Ölpalmen-Wälder. Der weltweite Bedarf an Palmöl ist enorm und bringt viel mehr Geld ein, als ein paar zottelige orangefarbene Affen. In ihrer jugendlichen Mission appellierte die Tierärztin eindringlich, Produkte mit Palmöl zu meiden. Was nicht so einfach ist, eine eindeutige Deklaration fehlt oft oder wird verschleiert (z.B. in Margarine heißt es „Pflanzliche Fette“).
Ab sofort waschen wir nicht mehr mit Ariel, meiden Nivea und andere Palmöl-Produkte (siehe Listen im Web). Bin skeptisch, ob noch was zu retten ist. Auch die große Menge an herumliegendem Plastikmüll, die allgemeine Bevölkerungsexplosion und andere Fakten sind bedenklich. Wir in Europa sind nicht viel besser. Nirgendwo hat die Politik wirksame Konzepte. Das weltweite Ausmaß der Verschmutzung ist bedrohlich, z.B. ist einer der fünf größten Müllstrudel im Pazifik viermal so groß wie Deutschland, er zersetzt sich in kleinere Teilchen, die irgendwann in unsere Nahrungskette gelangen. Der kürzlich verstorbene Herr Hawking hatte vermutlich Recht, dass sich die künftige Generation nach einem anderen Planeten umschauen muss und die Notwendigkeit besteht, den Weltraum zu besiedeln. Schade um unsere schöne Erde.
Am nächsten Morgen bei Sandakan folgte der praktische Teil: im „Sepilok Orangutan Rehabilitation Centre“ kümmert man sich um gerettete Orang-Utan-Jungtiere, die als Folge der Waldrodung, der illegalen Jagd oder als Haustiere aufgefunden wurden. Die verwaisten Orang-Utans lernen dort, in freier Wildbahn zu überleben. Sie werden nach ihrem Wald-Abitur auf unbewohnte Inseln in die Freiheit entlassen. Trotz allem sind sie vom Aussterben bedroht.
Als Nächstes besuchten wir eine Gruppe Nasenaffen. Was für Nasen! Mike Krüger (den Nippel durch die Lasche zieh’n) wäre neidisch. Im „Labuk Bay Sanctuary“ bekam ein Ölpalmen-Plantagenbesitzer im Jahr 1996 zu Hause plötzlich Besuch von einer Gruppe Nasenaffen. Durch die Abholzung der Mangroven verloren die Tiere ihren Lebensraum und das Futter wurde knapp. Der Plantagenbesitzer fütterte sie und entwickelte eine Faszination für die mit markanten Nasen ausgestatteten Tiere. Somit entstand ein Schutzgebiet der Primaten. Sie waren nicht besonders scheu und ließen sich gern fotografieren.
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