Warum nicht mal ins kleinste Mittelgebirge Deutschlands?
Bild: Wolfgang Prietsch
von Wolfgang Prietsch
Ganz im Südosten von Sachsen, östlich von Dresden, liegt das Zittauer Gebirge, das kleinste Mittelgebirge Deutschlands. Man kann es mit Fug und Recht als einen landschaftlichen Edelstein bezeichnen: Eine Wanderwoche, vielleicht im Anschluß an eine Kulturreise nach Dresden, kann bestens empfohlen werden.
Geologisch gesehen bildet das Zittauer Gebirge die Fortsetzung der Bergkette Sudeten, zu der auch das Riesen- und Isergebirge gehören.
Aus dem Kreidesandstein ragen die Basaltkegel der Lausche (793 m ü.NN), des Hochwaldes (749 m ü. NN) hervor, die vulkanischen Ursprungs sind. Die vulkanische Tätigkeit führte zu hoch sehenswerten Felsformationen wie die Orgel bei Jonsdorf.
Als 3. Bergspitze ist der gern besuchte Töpfer zu nennen (582 m ü. NN).
Beginnen sollte man so eine Reise im idyllisch zwischen den Bergen liegenden Kurort Oybin. Hier ist ein Aufstieg zur Burg- und Klosteranlage ein Muß. Schon Caspar David Friedrich wußte die romantische Stimmung der Ruine der alten Klosterkirche und der Burgruine zu schätzen und malerisch zu gestalten.
Vom Zentrum des Ortes kann man bequem mit dem Oybiner Gebirgsexpress, einer Kleinbahn auf Autoreifen, auf den Berg Hochwald und auch auf den Töpfer fahren. Von beiden Gipfeln hat man phantastische Ausblicke weit ins Dreiländereck Deutschland, Tschechien, Polen. Malerisch sieht man vom Töpfer die nahe unten im Tal liegende alte Stadt Zittau mit ihren Türmen. Dass um den Töpfer herum mehrere bizarre Sandstein-Felsformationen zu sehen sind, die Namen wie Brütende Henne, Felsentor oder Schildkröte tragen, sei nur erwähnt. Natürlich findet man hier auch Gastronomie.
Viel reizvoller ist es aber, die genannten Berghöhen zu Fuß zu erwandern.
Allerdings ist eine gewisse Kondition erforderlich. So kann man z.B. vom Ortszentrum Oybin bei einer Wanderzeit von etwa 3 Std. über das Felsmassiv Scharfenstein, und die Böhmische Aussicht (mit wunderbarem Fernblick bis ins Riesengebirge) den Töpfer erreichen, Die Wege sind tadellos markiert, kurze steile An- und Abstiege sind besonders zwischen Scharfenstein und Töpfer (durch die kleine Felsengasse) erforderlich.
Den Scharfenstein sollte man, Trittsicherheit vorausgesetzt, wegen der guten Aussicht vom Plateau des Berges besteigen. Den Abstieg vom Töpfer kann man relativ bequem über die, auch vom Oybiner Gebirgsexpress genutzte, Fahrstraße vornehmen.
Doch etwas anderes ist der Aufstieg zum Kegelberg Lausche.
Die Wanderung kann man in Jonsdorf an der Gondelfahrt beginnen. Zunächst läuft man auf eine bizarre Felsformation zu, den Nonnenfelsen, ein ideales Fotomotiv. Bald steigt der Weg zum Falkenstein an und man benötigt etwas Kondition. Aber der Blick vom, an der tschechischen Grenze mitten im Wald liegenden, Falkenstein entschädigt für die Mühe.
Weiter geht es zunächst absteigend über den Grenzweg vorbei am Lausche-Hochmoor (Abstecher ins Moor möglich) zur Wache. Schon auf diesem Weg sieht man über Wiesen den Kegelberg Lausche liegen.
Die Rübezahlbaude hinter der Wache (alter Grenzposten) lässt man rechts liegen und steigt jetzt auf einem mit grünem Strich markierten Weg steil hoch zur Lausche. Der Aufstieg ist etwas anspruchsvoll, auf der Lausche gibt es keine Gastronomie mehr, dafür aber wieder wunderbare Blicke.
Den Rückweg muss man zwar zunächst steil von der Lausche absteigend vornehmen, er ist dann aber geruhsam und ohne große Höhendifferenz zu bewältigen, um dann auf gutem Wanderweg wieder zur Gondelfahrt in Jonsdorf zurück zu gehen. 4 Stunden Wanderzeit sollte man einplanen.
Auch den Hochwald kann man, außer mit dem Gebirgsexpress, wandernd ersteigen (Aufstieg 2 Std., Abstieg 1 Std.). Die Wege sind gut beschildert: Von der Hochwaldbaude und auch vom anderen Hochwaldgipfel Hochwaldturm geht der Blick weit über das Land. Zum Nachdenken anregende Gipfelkreuze mit deutscher und tschechischer Aufschrift sind sowohl an der Hochwaldbaude (Einer trage des Anderen Last / Jeden Druheho Bremena Neste) als auch auf dem Töpfer aufgestellt.
Unterkunft findet man in den Gebirgsorten Oybin, Jonsdorf oder Lückendorf oder, etwas entfernt, im eleganten Schlosshotel Alt-Hörnitz mit kleinem Schlosspark. In allen Zittauer Gebirgsorten findet man auch die typischen Oberlausitzer Umgebindehäuser.
Natürlich sollte man bei einem Gebirgsaufenthalt auch einen Abstecher ins nahe Zittau unternehmen. Man kann die Stadt von Johnsdorf und Oybin aus mit der dampfenden Zittauer Schmalspurbahn erreichen. Zittau ist reich an Sehenswürdigkeiten, von denen nur der Markt mit Patrizierhäusern und Rathaus, das Salzhaus, die Schinkel- Johanniskirche, die Fleischerbastei mit Blumenuhr auf dem beschaulichen Grüngürtel genannt werden sollen.
Unbedingt sehenswert sind die in Deutschland einzigartigen und für Europa bedeutenden Fastentücher im Museum „Kirche zum Heiligen Geist“ bzw. (kleines Fastentuch) im Kulturhistorischen Museum „Franziskanerkloster“. Das große Tuch ist 8,20 m hoch und 6,80 m breit, dieses Textilkunstwerk von 1472 zeigt Szenen aus dem Alten und Neuen Testament.
Zittauer Gebirge? Lohnt da eine Reise, auch wenn man aus entfernt liegenden Regionen kommt?
Wir können es nur wärmstens empfehlen, zumal, wenn das reine Naturerlebnis mit Stadtbesichtigungen(Dresden, Zittau, Bautzen) kombiniert wird.
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