Landurlaub von den Alpen bis Nord- und Ostsee

Radler an einem blühenden Rapsfeld

von Ursula A. Kolbe

Reisen aufs Land, viele denken da auch gleich an den immer beliebter werdenden Urlaub auf dem Bauernhof. Unter diesem Motto traf sich diesmal die Runde des TourismusDialog.Berlin zu einem angeregten Meinungsaustausch. Und eingeladen waren Gäste aus beliebten Ferienregionen Bayerns im Süden sowie dem Pendant im Norden, dem Tourismusparadies Mecklenburg-Vorpommern, diesjähriges erstmals deutsches Partnerland der Internationalen Tourismusbörse in Berlin.

Rege im Gespräch waren die Landräte der bayerischen Landkreise Schwandorf, Thomas Ebeling, und Cham, Franz Löffler; das Mitglied des Deutschen Bundestages Karl Holmeier aus dem Wahlkreis Schwandorf-Cham; die Geschäftsführerin Landurlaub Mecklenburg-Vorpommern, Cornelia Hass, und Ute Mushardt, die Vorsitzende der Bundesarbeitsgemeinschaft für Urlaub auf dem Bauernhof und Landtourismus.

Wanderparadies auf 140 km langem „Goldsteig“

Wer hier z. B. an Bayern denkt, hat sicher neben den Alpen vor allem den Bayerischen Wald, die größte Waldlandschaft Mitteleuropas, zwischen Donau, Böhmerwald und der österreichischen Landesgrenze gelegen, oder den Nationalpark Bayerischer Wald entlang der Grenze zu Tschechien im Blick.

Dass dabei Erholung und aktive Betätigung im Mittelpunkt steht, ist klar. Aber auch die Kultur z. B. darf nicht fehlen. Da fällt u. a. das Stichwort Kulturlandschaft im Landkreis Cham, der dafür 2017 bundesweit ausgezeichnet wurde. Auch der Festspielsommer 2018 im Naturpark Oberer Bayerischer Wald im Landkreis Cham wird wieder seine Liebhaber finden. Sieben Festspielorte bieten einzigartige Aufführungen, versprechen die Veranstalter, und allein schon die traumhaften Kulissen seien einen Besuch wert. So in Furth im Wald, Schlosshof in Waldmünchen, Lichtenegger Burgfestspiele bei Rimbach, Burg Falkenstein, Laienbühne Schorndorf, Burg Neuhaus (Details s. https://www.bayerischer-wald.org/de/kultur-und-brauchtum/festspielsommer). Ebenso finden Wanderer ein wahres Paradies mit Pfaden verschiedenster Schwierigkeitsgrade. Besonders reizvoll ist eine Wandertour auf dem Qualitätswanderweg „Goldsteig“, der auf 140 km durch die herrliche Landschaft auf dem „Grünen Dach Europas“ führt. Auch die heimische Pflanzenwelt mit seltenen und geschützten Arten, die Tierwelt, eines größten Vogelschutzgebiete Deutschlands in der Regentalaue bei Cham laden ein, um nur kurz etwas herauszugreifen (mehr unter https://www.bayerischer-wald.org).

Familiencredo weitertragen: Leben im Einklang mit der Natur

Auch in Mecklenburg-Vorpommern ist Landurlaub, hier vor allem der Urlaub auf dem Bauernhof, überraschend vielseitig. Ob Bauern- oder Reiterhöfe, traumhafte Guts- und Herrenhäuser als Feriendomizil, Naturparks – zwischen Ostsee, Insel Rügen, Mecklenburger Seenplatte ist überall Natur pur. Wandern, Radwandern, Reiten, Angeln, Wassersport, die Tiere auf dem Bauernhof – schier unerschöpflich scheinen die örtlichen Möglichkeiten.

29 Erlebniszentren zeigen Flora und Fauna aus dem Norden Europas und der ganzen Welt. Denkt man an Essen und Trinken, erhält der Begriff „Typisch regional“ besonderes Gewicht. Der Platz reicht hier nicht, ins Einzelne zu gehen, lesen Sie selbst unter https://auf-nach-mv.de/landurlaub.

Aber eines sollte hier noch genannt werden: Das neue, vor zwei Jahren eingeweihte Internationale Haus des Tourismus in Rostock, eine touristische Schaltzentrale, in der 11 Nutzer ihre Kompetenzen bündeln können. Und heißt es nicht immer, miteinander reden und handeln, sei schon die halbe Miete. Ja, ein „Leuchtturm für die Tourismusbranche im Land“, der weit sein Licht ausstrahlt.

Über eigene Erfahrungen konnte Ute Mushardt, auch „Botschafterin vom Lande“ genannt, berichten. Die agile Bäuerin, u. a. gelernte Hotelfachfrau, Hauswirtschaftsmeisterin, Kräuterpädagogin, spricht über sich von einem spannenden Leben. Gemeinsam mit ihrem Ehemann Hans-Heinrich und im Verbund mit ihren vier Kindern bewirtschaften sie auf dem historischen, 250 Jahre alten Bauernhof Katthusen Otterndorf an der Nordseeküste 230 ha Land, auf 15 ha Weideland grasen 15 Ammenkühe und zwei Pferde.

Leben im Einklang mit der Natur ist das Motto der Familie. Und das vermitteln sie auch ihren Feriengästen. Den Landtourismus sieht Ute Mushardt neben zusätzlichen Einnahmen als Bindeglied zwischen der landwirtschaftlichen Produktion und den Verbraucher. Das Landleben ist kein Schleckerstiel. Waren es ursprünglich zwei, laden heute fünf Ferienwohnungen ein. Beachtlich z. B. die Durchschnittsbelegung mit 220 Tagen in Otterndorf und 197 auf dem elterlichen Hof Altenbruch (hiesiger Durchschnitt 127 Tage).

Mushardts Erlebnishof ist herrlich an der Nordsee gelegen. Und die Region, und ihre Menschen sind geprägt vom Leben am Elbstrom, an Ebbe und Flut. 50.000 Schiffe passieren die Küste jährlich, vom kleinen Nordseekutter, Frachtern, riesigen Containerschiffen bis zu den modernen Kreuzfahrtschiffen. Besonderes Highlight sind die Inseln wie die Watteninsel Neuwieck, die man noch immer mit dem Postfuhrwerk über den Meeresboden erreicht, oder auch die Hochseeinsel Helgoland mit ihrem besonderen Klima. Und, und, und….

Der Hof selbst ist ebenso schon ein Erlebnis für sich: Ponyreiten, Streichelstall, Spielheuboden, Kneippanlage, Abenteuerwald…aber lesen Sie selbst unter https://www.mushardt.net.

Interessant ist sicher noch zu wissen, dass heute knapp 10.000 landwirtschaftliche Betriebe mit 138.000 Betten Urlaub auf dem Bauernhof anbieten; durchschnittlich vier Ferienwohnungen mit 15 Betten. In Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein sind es 25 Betten und mehr. Auch anders gesagt, sind das sechs Prozent aller Inlandsreisen in diesem Segment.

Dabei sollte man auch wissen, dass diese Umsätze für jeden zweiten Anbieter von großer Bedeutung sind. Trends im Landtourismus sind Urlaubsangebote für Kinder und Mitmachhöfe, aber auch Wellness/Gesundheitswesen und Genussreisen.

Diese Anmerkung sei übrigens noch gestattet: Auch den Ort der Zusammenkunft fand ich gut gewählt: Das Restaurant Zollpackhof, eine historische Restauration im Moabiter Werder. Hier gründete 1685 der Hugenotte Menard die „Menardie“, eine Gaststätte mit Gartenwirtschaft. Und schon bald war diese damals ein beliebtes Ausflugsziel der in Berlin lebenden Hugenotten und der feinen Berliner Gesellschaft geworden.

Heute liegt der Zollpackhof in einem Viertel im Zentrum der Stadt, wo Tradition auf Moderne trifft – direkt gegenüber dem Bundeskanzleramt an der Spree. Hier unweit des Hauptbahnhofs kann man also jetzt gemütlich im Biergarten mit Blick ins Regierungsviertel entspannt in einer grünen Oase seine „Molle zischen“. Und natürlich die bodenstämmige Speisekarte hoch und runter „buchstabieren“.