Schwarzwald: Freie Fahrt mit dem KONUS-Ticket

buehne_Blick vom Hochfirst auf den Titisee

von Ursula A. Kolbe

Ob alter Hut oder nicht, aber wenn ich an den Schwarzwald denke, fallen mir sofort Torte, Kuckucksuhr, Bollenhut und jetzt noch eines – das KONUS – Ticket – ein.

Doch dieser Flecken Erde im Baden-Württembergischen – im Westen an Frankreich gelegen, im Süden die Schweiz vor Augen – ist mehr.

Weil man sofort an Natur und Erholung denkt, die zwei Naturparke Schwarzwald Mitte/Nord und Südschwarzwald vor Augen.

Diese, von einer einzigartigen ursprünglichen Natur geprägten touristisch attraktiven Region, sind jetzt der 21. Partner von Fahrtziel Natur – eine Kooperation vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschlands (BUND), Naturschutz Deutschland (NABU) Verkehrsclub Deutschland (VCD) und der Deutschen Bahn AG.

Diese Träger engagieren sich bereits seit 11 Jahren gemeinsam dafür, das Naturerbe und die Artenvielfalt durch die aktive Förderung des umweltverträglichen Tourismus zu erhalten. Dabei vereinigt Fahrtziel Natur die attraktivsten Reiseziele in ländlichen Regionen unseres Landes. Ob Niedersächsisches Wattenmeer, Harz, Sächsische Schweiz oder Bayerischer Wald.

Und jetzt bin ich im Schwarzwald, im höchsten Mittelgebirge Deutschlands.
Mein Einfallstor mit dem ICE war Karlsruhe. Erst 1715 von Markgraf Wilhelm von Baden-Durlach gegründet, ist sie die jüngste Stadt unseres Landes, mit ihren 800 Hektar öffentlichen Grünanlagen eine bekannte „grüne Stadt“.

Die ehemalige badische Residenz gilt durch ihre Lage in der oberrheinischen Tiefebene als eine der sonnigsten Gegenden hierzulande überhaupt.
Schon die Weiterfahrt mit der S-Bahn nach Baiersbronn ließ mich die Schönheit der Schwarzwald-Natur erahnen: Dichte Wälder wechseln sich mit ausgedehnten Wiesen- und Weideflächen ab.

In einer über Jahrhunderte gewachsenen Kulturlandschaft sind wertvolle Lebensräume wie Moore, Blockhalden, eiszeitlichen Karseen und Bannwälder eingebettet – die Heimat für viele Tier- und Pflanzenarten, darunter das legendäre Auerhuhn, der Charaktervogel des Schwarzwaldes.

Ein Blick und ungewohnte Friedfertigkeit

Hier tut sich ein Refugium für stressgeplagte Großstädter auf. Spätestens im Hotel Schliffkopf „1.025 Meter über dem Alltag“ an der Schwarzwaldhochstraße, wie die Besitzer, die Fahrner`s, ihr Wellness & Natur Resort definieren, versetzt mich der sprichwörtliche Panoramablick in klarer Luft ins weite Land mit seiner bizarren, ursprünglichen Natur bis hinüber in die nahe Rheinebene in ungewohnte Friedfertigkeit.

Hier kann man im wahrsten Sinne des Wortes die Seele baumeln lassen. Das gelingt auch bei schönen Wandertouren, selbst gewählt oder mit einem Schwarzwald – Guide. Der kennt am besten die Schätze des mit rund 375.000 ha größten Naturparks Schwarzwald Mitte/Nord.

Wie viel diesen die Bewahrung der Lebensräume vor allem seltener Tier- und Pflanzenarten am Herzen liegt, die Natur aber gleichzeitig auch dem einzelnen erlebbar zu machen, rückte mir die Naturpark-Naturpädagogin Dorothea Schulze vom Naturpark-Haus auf dem Ruhestein/Baiersbronn an der Schwarzwaldhochstraße bei einer kleinen Tour mit den Naturpark-Entdecker-Westen, die mit unterschiedlichen Exkursionsmaterialien ausgestattet sind, in den Blick.

Dazu und mehr unter www.naturparkschwarzwald.de. Wie sagte doch schon Galilei: „Man kann einen Menschen nichts lehren, man kann ihm nur helfen, es in sich selbst zu entdecken.“

Die Trümpfe der Naturpark-Wirte und der „Zibärtle“

Mit dem Schliffkopf „1.025 Meter über dem Alltag“ denke ich künftig nicht nur an Ruhe und Höhenluft, nein, auch an das Essen aus frischen, heimischen Produkten, die familiäre Atmosphäre des Vier-Sterne-Superior-Hotel – wir hatten Unterkunft bei einem Hotelchef und Naturpark-Wirt.

Der hat mindestens drei regionale Gerichte und ein Menü mit den Hauptzutaten aus dem Naturpark im Angebot. Einfach köstlich. So wie auf den Naturmarkt-Märkten, beim Brunch auf dem Bauernhof, den Naturpark-Wirten entlang der Käseroute oder bei den Messen regionalen Geschmacks.

Am Rande: Abends beim Essen a lá regional fiel das Wort „Zibärtle“, was natürlich sofort meine Neugierde weckte, und ich erfuhr: Das ist eine Wildpflaume, die nicht genießbar ist, aber geerntet wird, durch Schütteln, und daraus gern Schnaps gebrannt wird. Ihre Besonderheit: Sie wächst nur in dieser Region, wird übrigens auch im Haus als „Fahner`s Gipfel-Zibärtle“ angeboten – die „Wildpflaume aus dem Schwarzwald“.

Als wir auf unserer E – Bike – Tour auf dem Naturpark-Radweg im Kinzigtal auch an Streuobstwiesen vorbei kamen, hat mich unsere Begleiterin, Schwarzwald-Guide Billy Sun-Hermann, extra auf diesen Baum aufmerksam gemacht.

Und: Echt Schwarzwald Brände und Liköre bekommen ihren einzigartigen Geschmack allein aus der reinen Frucht von vollreifem Naturpark-Streuobst und dem aus alter Tradition entstandenen Wissen um besonders schonende Herstellung.
Apropos Brunch auf dem Bauernhof.

Den hatten wir auf Armbrusters Bauernhof ganz lecker, wie mein Jüngster, aber längst Erwachsener sagen würde, in Berghaupten im Obertal, einem Seitental des vorderen Kinzigtals. Werner und Ulrike Armbruster handeln hier nach dem Motto: umschauen, Natur genießen, dann essen. Getreu ihrem Leitspruch, der auf dem Hof zu lesen ist: „Die Welt bleibt nicht stehen, wenn du mal eine Pause machst.“

Stolz zeigte uns der Hof-Wirt seine Streuobst-Wiesen, die zugleich als Weide für die Rinder und Schafe dienen, die Rohstofflieferant für die eigene Brennerei sind.
Es gibt Events mit Hausmacherwurst und frischem Bauernbrot aus eigenem Steinbackofen, werden die selbstgebrannten Edelbrände und –liköre serviert, finden Anklang und Interesse das Kräuterbufett nach einer Kräuterführung – Leidenschaft und Steckenpferd von Ulrike, der Frau des Hauses.

Im Hofladen gibt es darüber hinaus selbst gemachte Konfitüren und Gelees, sind Präsentkörbe im Angebot, Floristik aus dem Bauerngarten, Kirschkernsäckchen, Firmenpräsente und, und, und…Nicht zu vergessen das neue Kräuterkochbuch mit 34 Rezepten aus neun verschiedenen Wildkräutern.

Jetzt in der bevorstehenden Advents- und Weihnachtszeit sollen natürlich nicht die Adventsdekorationen vom Armbruster Hof unerwähnt bleiben, die Weihnachtsbäume aus eigenen Kulturen, auch selbst zu fällen, Adventsausstellung und Adventskaffee. Gemütliches Ambiente drinnen wie draußen, je nach Wetterlage, inbegriffen. Landleben zum Anbeißen. (mehr unter www.Armbruster-Berghaupten.de).

Nur wenige Kilometer weiter wecken auch die Angebote der Naturpark-Marktscheune, ebenfalls in Berghaupten, den Appetit auf regionale Köstlichkeiten von rund 60 Lieferanten aus der Umgebung. Die übrigens nicht nur eingekauft werden, sondern im Bauern-Café auch gleich vor Ort verkostet werden können.

Um hier der wachsenden Nachfrage gerecht zu werden, soll das Café vergrößert werden, sagt Markscheunen-Chef Ulrich Ritter, selbst erfolgreicher und engagierter Bergbauer von Hause aus.

Kostenlose Nutzung des ÖPNV

Das Zauberwort, die Schönheiten der gesamten Ferienregion mobil mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erkunden, heißt KONUS – Ticket: KONUS = Kostenlose Nutzung des ÖPNV für Schwarzwaldurlauber. Diese einzigartige umweltfreundliche Gästekarte, ausgestellt vom Hotel oder eines anderen Beherbergungsbetriebes, gilt zwischen Rhein und Neckar, zwischen Karlsruhe bis nach Basel Badischer Bahnhof in die Schweiz.

Inbegriffen die Einfahrt auf der Rheintalbahn und der Albtalbahn nach Karlsruhe sowie freie Fahrt im gesamten Karlsruher Innenstadtgebiet. Angeschlossen dem System haben sich inzwischen auch die Städte Lörrach und Breisach.
Fazit heute: KONUS hat Durchschlagskraft, gilt inzwischen bundesweit als Vorbild für ähnliche Projekte, passt wie maßgeschneidert ins mobile Nachhaltigkeitskonzept der Fahrtziel-Idee.

Fahrtziel-Projektleiterin Dr. Kathrin Bürglen sagte dazu, dass der Schwarzwald hier eine Vorreiterrolle habe und Impulsgeber für andere sein kann. Sie hält die touristische Nutzbarkeit des ÖPNV für ein wichtiges Merkmal eines umweltfreundlichen Verkehrskonzepts am Urlaubsort. Mehr unter www.konus-schwarzwald.info.

Wenn ich also den Schwarzwald mit Kirschtorte, Kuckucksuhr und Bollenhut in Verbindung bringe, gehört jetzt unbedingt die KONUS-Karte dazu.
Inzwischen bieten 138 Ferienorte diesen umweltfreundlichen Service für die Urlauber bei mehr als 10.000 Gastgebern an.

Wie problemlos das Ticket genutzt wird, machte mir eine kurze Episode in der Ortenau- S-Bahn Richtung Freudenstadt deutlich: Zwei Fahrgäste, die sich als Bad Bramstedter aus Schleswig-Holstein entpuppten, mit dem Pkw angereist waren und tags zuvor ihr Quartier in Altpirsbach genommen hatten, hatten sich auf gut Glück in den Zug gesetzt und fragten uns spontan, welchen Ort sie denn nun besuchen könnten.

Ein Glück, wir hatten mit Gaby Baur vom Schwarzwald Tourismus Freiburg im Breisgau, das sachkundige, wandelnde „Auskunfts-Lexikon“ an unserer Seite. Voll in ihrem Element animierte sie die Beiden, einfach in Freiburg Halt zu machen, sich dort die sehenswerte Altstadt mit ihren beiden Wahrzeichen Münster und Bächle anzuschauen, und dann weiter an den nur 30 km entfernten Titisee zu fahren und sich dort zu entspannen, ist er doch ein weithin bekanntes Paradies für Wasserfreunde, lädt zum gemütlichen Flanieren an der Uferpromenade ein.

Ob die „Nordlichter“ diesen Ausflug dann gemacht haben, ist unbekannt geblieben.
Mit der KONUS-Karte im Gepäck, reisten wir am nächsten Tag in den Südschwarzwald weiter.

Wir waren im Segelzentrum Schluchsee mit seinen barrierefreien Angeboten, schwebten mit der Feldberg-Bahn auf den Gipfel, besuchten am Fuße das interessante Haus der Natur, fuhren auf der Käseroute mit der Pferdekutsche zum Ospelehof, genossen die Annehmlichkeiten beim Naturpark-Wirt Walter Wimmer, Chef des Hotel Adler in Feldberg. Lesen Sie aber darüber mehr in der nächsten „Spätlese“-Ausgabe.