Mit dem Kahn auf zur „Spreewaldweihnacht“ zum Rumpodich

Kahnfahrt im winterlichen Spreewald

von Ursula A. Kolbe

Wieder neigt sich langsam ein ereignisreiches Jahr dem Ende zu. Und irgendwie ist die Vorweihnachtszeit doch immer wieder eine besonders stimmungsvolle, macht neugierig auf andere Traditionen, überhaupt auf Neues.

Wie zum Beispiel die „Spreewaldweihnacht“. Auch in diesem Jahr werden wieder traditionelle Weihnachtsbräuche präsentiert. Das machte mich neugierig, und ich erfuhr: Das Angebot, mit dem Kahn von Weihnachtsmarkt zu Weihnachtsmarkt zu fahren, gilt nur im winterlichen Spreewald.

Bei der Hafenweihnacht im Großen Spreewaldhafen in Lübbenau mit seinen Spreewaldkapitänen erwartet die Gäste zunächst Räucherfisch und Grog.
Dann geht es dick eingemummelt und mit Glühwein gewärmt mit dem traditionellen Kahn über die winterlichen Fließe zum Freilichtmuseum Lehde. Bei den „Wichtelkahnfahrten“, die für die Überfahrt angeboten werden, sitzen so manche Lutken, sprich Wichtel, mit im Kahn. Sie tragen Weihnachtsgeschichten oder Gedichte vor.

In Lehde angekommen, sind die Vorbereitungen für das Weihnachtsfest in vollem Gange, so, wie sie vor über 100 Jahren getroffen wurden. In den Höfen und erleuchteten Stuben sieht man die „Bewohner“ beim Spinnen, Federn schleißen, Backen und Geschenke basteln, bis schließlich der originale Drehbaum geschmückt wird, der einer Weihnachtspyramide ähnelt.

Ebenso lernen die Gäste des Weihnachtsmarktes auch traditionelle Weihnachtsfiguren aus der Region kennen wie das Bescherkind und den Rumpodich. Darüber hinaus natürlich auch jede Menge weihnachtliche Köstlichkeiten aus der Region.

Zurück nach Lübbenau geht es abermals mit dem Kahn oder auf einer stimmungsvollen geführten Fackelwanderung.
Übrigens findet dieser besondere Weihnachtsmarkt, die „Spreewaldnacht“, in diesem Jahr erstmals an zwei Wochenenden statt: Am 28. und 29. November sowie am 05. und 06. Dezember.

Preis für die Hin- und Rückfahrt im Kahn inkl. Eintritt ins Freilandmuseum für Erwachsene 13 Euro; Kinder bis 11 Jahre 7 Euro; Familienkarte 33 Euro.
Preise Fackelwanderung: Erwachsene 2 Euro, Kinder in Begleitung Erwachsener frei.

Die erste Kahnabfahrt um 10.30 Uhr, die letzte Rückfahrt um 17 Uhr.
(Mehr: www.spreewaldweihnacht.de)
Zur Tradition: Das Gesicht mit weißem Tüll und bunten Bändern verhüllt und in die schönsten Teile der sorbischen Brautjungferntracht gehüllt, zieht das Bescherkind von Haus zu Haus und kündigt seine Ankunft mit einem Glöckchen an. In der einen Hand trägt das verschleierte Mädchen eine mit bunten Bändern verzierte Rute aus Reisig. Damit hat es früher an Fenster und Türen geschlagen und sein Kommen angekündigt.

Bei der Spreeewaldnacht streift es damit den aufgeregten Kindern leicht über die Schultern. Das soll ihnen Kraft, Glück und Gesundheit für das neue Jahr geben. Am anderen Handgelenk hat das Bescherkind ein kleines mit Süßigkeiten, Äpfeln und Nüssen gefülltes Bündel, um die Kinder damit zu beschenken. Zur Seite steht Knecht Ruprecht, der bei den Sorben und Wenden Rumpodich heißt. Er trägt einen Mantel aus weißem Schaffell mit passender dunkler Mütze dazu.

Dieser jahrhundertealte Brauch geht auf eine Zeit zurück, in der sich die jungen Frauen eines Dorfes in der Spinnstube auf einem der Bauernhöfe getroffen haben. Wenn eine unter ihnen war, die im folgenden Jahr heiraten wollte, wurde sie zum Bescherkind ernannt.

Bis in die 1950er Jahre hielt der Brauch an. Erst nach der Wende lebte diese alte Tradition wieder in den Dörfern der sorbischen Minderheit wieder auf.