Kleine Krabbler mit großem Ordnungssinn

Mehrere Ameisen

von Christa-Dorit Pohle

Ich erhielt eine Einladung zum Kindergeburtstag. Es war der 9. Geburtstag von Sophie, einem sehr aufgeweckten Mädchen. Wunderbares Wetter, die Eltern von Sophie hatten alles gut vorbereitet und für einige Überraschungen gesorgt.

Auch eine Hüpfburg und ein großes Planschbecken waren vorhanden und es herrschte ausgelassenes Treiben. Ein Stadtkind, die kleine Martha, war etwas wasserscheu und zögerte lange, ehe sie Schuhe und Söckchen auszog und sich zu den anderen Kindern gesellte. Was wir nicht ahnen konnten: Sie hatte die Schuhe und Strümpfe an einer Stelle abgelegt, wo sich ein Ameisennest befand.

Als sie nach fröhlichem Herumtollen später Söckchen und Schuhe wieder anziehen wollte, bekam sie einen Schreck. Unzählige Ameisen krabbelten darin herum und Martha fing an zu weinen. Sophie rettete die Situation, nahm Martha in den Arm und beruhigte sie. Es gab noch ein Stück Torte, ein Paar Sandalen, andere Söckchen, und dann erzählte Sophie, was sie über das Leben der Ameisen schon wusste und sagte Martha, dass sie keine Angst haben müsste vor den kleinen Krabblern.

Und sie werden es vielleicht nicht glauben, aber es war so interessant, was Sophie zu berichten wusste, dass unsere Erwachsenen – Gespräche verstummten und alle zuhörten. So erzählte Sophie von einer Ameisenkönigin, die noch kein Volk hatte. Zuerst muss sie viele Eier legen und sich selbst darum kümmern.

Sie wartet ab, bis die Arbeiter-Ameisen aus den Puppen krabbeln. Erst dann hat sie ihren Hofstaat zur Verfügung, der sie verwöhnt und umsorgt. Dann kann sie sich in aller Ruhe ihrer Hauptaufgabe widmen, nur noch Eier zu legen. Eine Königin kann über 20 Jahre alt werden. Es gibt auch Nester, in denen mehrere Königinnen für Nachwuchs sorgen.

Erstaunlich ist es immer wieder, wie die Natur dafür sorgt, dass jeder dieser kleinen Krabbler eine bestimmte Aufgabe hat, um den Bestand des Ameisenvolkes zu sichern. Die Pflege der Brut im Nestinneren ist eine sehr wichtige Aufgabe. Dann müssen viele Insekten ins Nest getragen werden und als Wachschutz müssen die Ameisen-Soldaten Eindringlinge abwehren. Aber die meisten Ameisen sind den ganzen Tag damit beschäftigt, Futter zu sammeln, damit von der Larve bis zur Königin niemand hungern muss.

In einem Nest haben alle Ameisen den gleichen Geruch, dadurch können Eindringlinge schnell erkannt werden. Wer sich dem Nest nähert und anders riecht, wird mit einer Ladung Ameisensäure vertrieben. Wussten sie, dass es diese erstaunlichen Lebewesen fast überall auf der Welt gibt? Von den Tropen bis zum Polarkreis, in der Wüste und im Hochgebirge findet man sie.

Onkel Max lobte Sophie sehr und staunte, was sie alles zu berichten wusste über das Leben der Ameisen. Martha bekam ihre gereinigten Schuhe und Söckchen zurück und hat von nun an keine Angst mehr vor den Krabblern. Sie meinte mit einem Lächeln: „Arme Tierchen, die haben es auch nicht leicht, wenn jeder sie töten will. Ich werde nur mit dem Finger schnippen, wenn sie mal wieder an mir hoch krabbeln wollen.“

Es war eine schöne Kindergeburtstagsfeier und was ich besonders toll fand, dass auch bei den Kindern nicht nur über die „coolen Geschenke“ gesprochen wurde.