Touristische Partnerschaft entlang der Oder

buehne Blick auf das Schloss Goluchow aus der Vogelperspektive

_von Ursula A. Kolbe_

Ob jetzt die Landesgartenschau in Prenzlau oder die Rosenschau in Forst, allein diese beiden Anziehungspunkte im Brandenburgischen, die noch bis 6. Oktober bzw. 29. September ihre Pforten öffnen, haben unsere polnischen Nachbarn zunehmend als Ausflugsort ins Nachbarland entdeckt.

Doch nicht nur Ausflüge, besonders auch mehrtägige Aufenthalte werden immer beliebter, konstatierte jüngst Brandenburgs Wirtschafts- und Europaminister Ralf Christoffers anlässlich der nunmehr zehnjährigen Zusammenarbeit zwischen der Wojewodschaft Wielkopolska (Großpolen) und seines Landes.

Die Tourismus-Statistik verzeichnet für 2012 mehr als 11 Millionen Übernachtungen, davon über 800.000 ausländische Gäste, ein Plus gegenüber dem Jahr zuvor um 5,1 Prozent.

Polnische Besucher waren mit rund 123.000 Übernachtungen dabei, sieben Prozent mehr als 2011. Diese positive Entwicklung sei nicht zuletzt das Ergebnis des professionellen Auslandsmarketings von Tourismus Marketing Brandenburg.

Waren es 2006 gerade einmal knapp 60.000 polnische Buchungen, ist die Verdopplung in diesen wenigen Jahren schon eine Erfolgsgeschichte, so der Minister zu diesem runden Jubiläum, das jetzt im Herbst gefeiert wird.

Gemeinsam auf der „Boot & Fun“

Unter diesem Zeichen beteiligen sich die Touristiker aus Brandenburg und Wielkopolska u. a. mit einer Veranstaltung am 22. November im Rahmen der Messe Boot und Fun Berlin (vom 21. – 24.11.13), eine der führenden Bootsmessen für die ganze Welt des Wasser- und Outdoorsports. Berlin liegt übrigens im größten Binnenwassersportrevier Europas.

Das gemeinsame Schwerpunktthema liegt hierbei auf dem Wassertourismus.
So wird die polnische Seite die Großpolnische Wasserschleife in den Mittelpunkt stellen, die von Bandenburg aus auf dem Wasserweg erreichbar ist.

Die TMB Tourismus-Marketing Brandenburg rückt neue wassertouristische Attraktionen in den Fokus wie den neuen Stadthafen in Senftenberg und den Koschener Kanal, die ebenfalls neu geschaffene schiffbare Verbindung zwischen dem Geierswalder und dem Senftenberger See.

Durch die Flutung ehemaliger Tagebaue entsteht in der Lausitz eine künstliche Wasserstraße, die in Europa ihresgleichen sucht (siehe auch Artikel “Lausitzer Seenland im Wandel“).

Der polnische Trend, im Urlaub seinen westlichen Nachbarn zu entdecken, hält an, sagt Martin Fennemann, der TMB-Auslands-Marketing-Chef. Die Thermen, das Radwandern, der immer beliebter werdende über 200 km lange Skaterrundkurs „Fläming-Skate“, Potsdams Schlösser und Gärten, der unverwechselbare Spreewald wie auch das winterliche Brandenburg seien im Auslandsmarketing, wo Polen oberste Priorität habe, große Magneten.

Als Teilnehmer des Oder-Partnerschafts-Projekts von visitBerlin werden u. a. grenzüberschreitende Reisen auf Fernmärkten wie den USA beworben, hebt Fennemann als einen weiteren Gesichtspunkt hervor.

Zum Stichwort Zusammenarbeit sei an dieser Stelle kurz vermerkt, dass auf der diesjährigen Sommer-Tour der Berliner Tourismus-Macher erstmalig auch Polen im Blick steht. Gemeinsam mit Mitgliedern der Oder-Partnerschaft touren sie unter dem Motto “Lerne deinen Nachbarn kennen“ auch durch das Nachbarland, um zu Reisen nach Berlin und in die Oderregion zu inspirieren.

Ein besonderes Angebot dabei: Der „Bahnhit“, d. h. das Angebot für drei Übernachtungen in einem Berliner Hotel sowie die Hin- und Rückfahrt mit dem ICE ab allen deutschen Bahnhöfen. Preis schon ab 175 Euro, ohne Zugbindung. Mehr auf www.bahnhit.visitBerlin.de(Externer Link).

Übrigens strebt Brandenburg mittelfristig bei den Tourismus-Übernachtungen aus dem Ausland die Ein – Million-Marke an. Mit den bisher vorliegenden Zahlen ausnahmslos guter Zuwächse sei man da auf einem guten Weg.

„Geradezu sensationelle Zahlen verzeichneten die Touristiker bei den Übernachtungen polnischer Gäste – Bis Ende Mai ein Plus von 45 Prozent“, betonte Minister Christoffers. Übrigens habe es nach dem jüngsten Hochwasser die wenigsten Stornierungen aus Polen gegeben.

Der grenzüberschreitende Tourismus diesseits und jenseits der Oder prägt zunehmend das Leben beider Länder, hilft, sich gegenseitig besser kennen zu lernen und zu verstehen. Solche Partnerschaften wie nunmehr zehn Jahre Kooperation zwischen Brandenburg und Großpolen oder die Oder-Partnerschaft von visitBerlin gehören immer mehr zum Alltag.

Auch solche wie die Initiative des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg und der Stadtverwaltung von Szceczin (Stettin) aus dem Jahr 2011, wo eine Tagesfahrt hin und zurück, einschließlich Nutzung des öffentlichen Stadtverkehrs in der polnischen Grenzstadt, nur je 10 Euro kostet – gegenüber dem herkömmlichen Preis ein Nachlass von 40 Prozent. Auch das Berlin-Brandenburg-Ticket und das Schönes –Wochenend -Ticket gelten bis in die polnische Hafenstadt.

Forster Rosenschau lockt polnische Nachbarn an

Und um noch einmal auf die eingangs kurz erwähnte Rosenschau in Forst zurückzukommen: Die Veranstalter konnten zur Halbzeit vermelden, dass ihr Rosengarten mit 110.000 Besuchern schon fast die ursprünglich der insgesamt erwarteten 125.000 Gäste erreicht hat. Jetzt werden schwarze Zahlen geschrieben. Wie übrigens in der Landesgartenschau Prenzlau auch.

Bürgermeister Dr. Jürgen Goldschmidt verwies zudem gern darauf, dass nach den Brandenburgern, Sachsen und Berlinern vor allem die meisten Blumenliebhaber aus dem Nachbarland Polen diese einmalige Rosenschau besuchten. Was sie so nicht erwartet hätten und wohl auch ein Ergebnis aktiven Marketings sei.

Noch bis zum 29. September zeigen zehntausende Rosen ihren zweiten wunderschönen Flor, wetteifern über 700 Dahlien in rund 70 Sorten mit der „Königin der Blumen“ um die Gunst der Besucher aus Nah und Fern.