Bismark, BUGA und das Altmärker Kulinarium

Blick auf den, auf der Anhöhe über der Havel gelegenen, Dombezirk

von Ursula A. Kolbe

Am 1. April wird das 200. Geburtstags-Jubiläum von Otto Eduard Leopold Fürst von Bismarck begangen – erster Reichskanzler Preußens und auch kurz der „Eiserne“ Kanzler genannt.

Nur wenige Tage später, am 18. April, öffnet die Bundesgartenschau (BUGA) 2015 ihre Pforten. Unter dem Motto „Von Dom zu Dom – das blaue Band der Havel“ stehen dann besonders das Havelland und die Altmark erstmals über zwei Ländergrenzen hinweg bis zum 11. Oktober vor allem im Zeichen dieser Jubiläen.

Dazu werden viele Gäste aus Nah und Fern erwartet. Sei es für einen Tagesausflug, über mehrere Tage oder einen ganzen Urlaub hinweg. Die Gastgeber in der Region fühlen sich gerüstet.

Tangermünde – Historie, aber auch Prosit Kuhschwanzbier

Nicht nur am Rande: Die einstigen Hansestädte halten bis heute zusammen: 1998 hatten sich Tangermünde, Stendal, Gardelegen, Salzwedel, Osterburg, Werben, Seehausen und Havelberg nach 480 Jahren wieder zu einem neuzeitlichen „Altmärkischen Hansebund“ zusammengeschlossen.

Vereint wollen sie das gemeinsame Erbe der Hansezeit in der heutigen Gegenwart erlebbar machen. Solche Spuren finden sich besonders in Tangermünde. Seit 1368 in diesem Bund, sind mächtige Stadttore, die geschlossene Stadtmauer, das beeindruckende spätgotische Rathaus und Kirchen Zeugnisse aus dieser Zeit.

Beim abendlichen, fast romantischen Stadtrundgang mit Regine Schönberg vom hiesigen Tourismusbüro fallen bedeutsame Namen wie der des Brandenburgischen Herrschers Markgraf Albrecht der Bär (12. Jh.),von Kaiser Karl IV. (14.Jh.) oder Kurfürst Friedrich I. aus dem Haus der Hohenzollern (15.Jh.), die zu ihren Zeiten die Geschichte der Stadt prägten.

Die wunderschönen Fachwerkhäuser aus dem 17. Jahrhundert bilden einen reizvollen Kontrast beispielsweise zu den Denkmälern der Backsteingotik. Ein Flair in der Stadt an der Mündung des Flüsschens Tanger in die Elbe, dem man sich einfach nicht entziehen kann.

Ganz zu schweigen von den vielen lukullischen Köstlichkeiten der hiesigen Beherbergungs- und Gastronomie-Landschaft. Das Hotel „Exempel Schlafstuben“ in Tangermünde z. B., ein Gesamtkunstwerk. So hat jedes Zimmer sein eigenes Thema und damit Namen: Von Wallensteins Lager über Grete Mindes Brandruine, die Pastorenkemenate und Mannes Maleratelier bis zu Prinzessin Feodora Chambre und Königin Luises Salon.

Wir betteten unser Haupt im sinnträchtigen „Bauernalkoven“. Viele Gäste kommen übrigens deshalb öfter her, um jeweils in einem anderen Zimmer zu nächtigen, sagte uns Hotel-Chefin Stine Pohl.

Der Höhepunkt aber der Tagesausklang beim Mittelaltergelage mit Kuhschwanzbier, der hiesigen Spezialität. (Und die gut mundete.) Die „Zecherei St. Nikolai“, um das mal kurz zu skizzieren, befindet sich in einem über 800 Jahre alten Kirchengemäuer.

Meterdicke Wände, Kerzenbeleuchtung, Bleiglasfenster, Chorgestühl, Kanzel, Beichtstuhl, Kamin und vieles mehr bilden den perfekten Rahmen, um in das Mittelalter einzutauchen. Mit üppig eingedeckten Tischen, reichlich Gesöff, Musik von Sackpfeife, Laute und Trommel oder auch ein Bad im Badezuber. Das alles lässt den Alltag vergessen.

Auch die rustikalen Gaststuben „Exempel“ sind originell und unverwechselbar. Das Gasthaus in der alten Schule atmet sprichwörtliche Geschichte aus der Zeit vor 100 Jahren: Auch hier Kuhschwanzbier. Es wird dort serviert, wo einst der Kantor wohnte und auch unterrichtete.

Das Schulheft, sprich Speisekarte, ist der beste Kompass. Serviert, natürlich in passendem Gewand. Und wenn die Mamsell dann bei passendem Wetter im Biergarten auftischt…

Havelbergs historische Stadtinsel eine BUGA-Blumeninsel

Insel- und Domstadt im Grünen, auch „Wiege der Prignitz“, nennt sich die kleine Stadt am Zusammenfluss von Havel und Elbe. Der knapp 7.000 Einwohner zählende Ort hat als Bischofssitz – die Kirche wurde 946 von Otto d. Gr. gegründet, und 1170 als römische Basilika geweiht – mit seiner über 1.000jährigen Geschichte eine große Vergangenheit und eine interessante touristische Zukunft.

Zumal umgeben von Naturschutzgebieten in Urstromtälern zwischen Grund- und Endmoränenzügen, ein Wander-, Wasser- und Radlerparadies.
Wo hier an jedem erstem Wochenende im September übrigens wahrlich „das Pferd los“ ist. Denn dann lockt der traditionsreiche Pferdemarkt noch heute Hunderttausende an, bietet neben Pferdehandel mit Handschlag wie vor Jahrhunderten auch Westernreiten, Indianerspiele, Schausteller, Ballonfahrertreffen, Riesenflohmarkt und und und….

Interessant ist das ringförmig bebaute Altstadtgebiet, in einer Mischung aus Giebel- und Traufhäusern historisch gewachsen. Die Spülinsel dagegen gibt es erst seit den 30er Jahren, entstanden als Kanal und Schleuse im Mühlenholz.

Insgesamt fünf Brücken verbinden die City, den Domberg und das „Havelberger Wassertouristikzentrum“ miteinander. Und auch als Tagungsort europäischer Diplomatie ist die Stadt in die Geschichte eingegangen, u. a. als sich 1716 Friedrich Wilhelm II. und Zar Peter I. hier trafen.

Ja, Havelberg und Brandenburg a. d. Havel hatten einst die mächtigsten Bauwerke des Mittelalters östlich der Elbe. Man kann den Beginn der regionalen Verbundenheit suchen, die jetzt einen Höhepunkt in der BUGA findet, dem Motto „Von Dom zu Dom – das blaue Band der Havel“ folgend.

Schon die eigens zu dieser Gartenschau gestalteten Flächen rund um den Dom St. Marien lohnt eine Reise nach Havelberg. Insgesamt 3,9 ha allein im Dombezirk über der Stadt plus 16 wechselnde Blumenhallenschauen in der Kirche St. Laurentius auf der Stadtinsel plus „Haus der Flüsse“ direkt hinter der Altstadt.

Übrigens erreichten wir hier in Havelberg unser Quartier, das ArtHotel Kiebitzberg, auf dem Wasserweg am hoteleigenen Bootsanlegesteg – und zwar per Bootscharter mit dem PonTOM, dem Wassercabrio für Bootstouren mit Skipper, sozusagen eine schwimmende Erholungsinsel. Gebucht wird über das ArtHotel. Es war schlicht ein kleines Naturerlebnis für sich.

Das Hotel, am Stadtrand gelegen und dennoch zentrumsnah. Auch hier jedes Zimmer mit individueller Note, stilvollem Design, besonderen Beleuchtungskonzepten und künstlerischen Akzenten.

Und das Lukullische in Havelberg? Das Stichwort Gasthaus „Zur Güldenen Pfanne“ führte uns in die Lehmkuhle 2 zu den heutigen Inhabern der Familie Hippeli. In ein altes Fachwerkhaus mit über 250jähriger Tradition, in der sich dank seiner Inhaber, insbesondere seines umtriebigen Wirts Manfred Hippeli unter Fachwerk wahrlich Gemütlichkeit mit Kochkunst vereint.

Wir haben das im wahrsten Sinne des Wortes genossen. Von ihm übrigens auch in „würziger“ Sprache kommentiert. Hier werden phantasievolle Genüsse zubereitet, Hausmannskost wie international. Nicht zu vergessen eine der umfangreichsten Weinkarten mit rund 100 Sorten von fünf Kontinenten.

Die „Güldene Pfanne“ serviert ebenso Wissenswertes und Unterhaltsames. An „unserem“ Abend stand dafür das Bismarck-Jubiläum mit auf der Speisekarte. Kenner und Militärhistoriker Harald-Uwe Bossert sprach darüber kurzweilig, mit vielen Zitaten des „Eisernen“ Kanzlers garniert. Eines z. B., aktuell heute noch: „Es wird niemals so viel gelogen wie vor der Wahl, während des Krieges und nach der Jagd.“

Die Wahrheit auf jeden Fall aber ist, dass die in diesem Beitrag genannten Hotels und Gaststätten das Gütesiegel „Altmärker Kulinarium“ tragen. Das heißt Spitzenqualität in Küche und Service, für Frische und regional geprägte Produkte.
Die Altmark, doppelt so groß wie das Saarland, steht für Natur pur, Historie zum Anfassen, viel Genuss, üppige Kultur; schlicht – ein Landstrich zum Erholen und Entspannen.

(s. a. Beitrag „Auf den Spuren Bismarcks und der BUGA durch die Altmark“; Jan./Feb.-„Spätlese“ –Ausgabe 2015).