Neues Elefanten-Kleinod im Thüringer Zoopark

Zwei Elefanten im Gehege

Zwei Elefanten im Gehege

von Ursula A. Kolbe

Fallen Stichworte wie Krämerbrücke, Alte Synagoge, Mikwe, oder DomStufen-Festspiele, auch egapark, dann fällt einem doch gleich als Synonym Erfurt ein, Thüringens grüne Landeshauptstadt.

Jetzt ist ein weiteres hinzugekommen: Die neue, erst vor kurzem eingeweihte weiträumige Elefantenanlage im Thüringer Zoopark auf dem Roten Berg. Zudem ist der Eigenbetrieb der Stadt jetzt Deutschlands größte Anlage ihrer Art. Und mit fast 63 ha kann der Zoopark auch den Anspruch als flächenmäßig drittgrößter des Landes für sich in Anspruch nehmen.

Zusammen mit seinem Aquarium beherbergt er fast 3.000 Tiere in rund 400 Arten aus aller Welt. Und das in großzügig gestalteten Anlagen. Ob Löwensavanne, Nashornhaus, Flamingolagune oder die Pampaslandschaft und Gepardenanlage – sie alle bieten ausreichend Platz und Rückzugsmöglichkeiten.

Zudem gewähren neue Wegebereiche den Besuchern dabei einzigartige Einsichten in die faszinierende Welt der Tiere. Bei den Geparden macht es z. B. ein Futterseilzug möglich, das schnellste Landsäugetier der Erde auf Beutejagd zu beobachten.

Hausbesichtigung mit wissenswerten Einsichten

Doch jetzt ziehen natürlich erst einmal die afrikanischen Elefanten in ihrer neuen, insgesamt 15.000 qm großen Anlage die Blicke auf sich. Und besonders groß war natürlich der Andrang am Tag nach der offiziellen Eröffnung, als die Erfurter und ihre Besucher während der ganztägigen Hausbesichtigung eindrucksvolle Blicke hinter die Kulissen werfen konnten.

Alle Raffinessen der Anlage durften erkundet werden, durch alle Türen des Hauses waren geöffnet, einladend die ganze Außenanlage.
Klar, dass die Tierpfleger geduldig die vielen Fragen beantworteten, so z. B., dass die afrikanischen Elefanten in der afrikanischen Savanne leben, sie am Tag 50 kg Heu, 25 kg Gemüse/Obst, fünf kg Pellets fressen.

Das kostet rund 10.000 bis 11.000 Euro im Jahr. 70 bis 100 l Wasser braucht ein Tier am Tag.
Auch ist der Elefant das größte Landsäugetier. Geschlechtsreif ab neun bis 11 Jahre, Geburten aller fünf, sechs Jahre möglich, rund 50 Jahre Lebenserwartung. Elefanten können nicht schwitzen und schlafen im Stehen oder Seitenlage. Und sie sind sehr gute und ausdauernde Schwimmer.

Kurz, die Blicke waren zugleich auch solche mit wissenswerten Einsichten. Nun, wie ja überhaupt Zoo- und Tierparkbesuche überhaupt entspannend und allgemein sehr lehrreich sind.

Es gab zudem einen „Barfußpfad“ mit Sand, Geröll und Waldboden zu entdecken; Suhlen aus Sand, die für ein entspannendes Peeling sorgen; einen modernen medizinischen Behandlungsstand; Fächer und Kästen zur Beschäftigung der Dickhäuter; Heunetze; sogenannte Nippeltränken und einen großen Gemeinschaftspool.

Stellvertretend für alle Verantwortlichen sollen die Worte von Erfurts OB Andreas Bausewein stehen, der u. a. sagte, mit dieser Anlage sei nicht nur eine Attraktion geschaffen worden, sondern auch eine Anlage, auf der sich die Elefanten wohl fühlen werden und es nun an diesen ebenso wie an der neuen Zooleitung ist, „die Anlage im wahrsten Sinne des Wortes mit Leben zu füllen und den ‘Zoo der großen Tiere’ neben großen wie auch mit kleinen, vielmehr jungen Tieren noch attraktiver zu machen“.

In diesem Sinne will die neue Zoodirektorin Dr. rer.nat., Dr. med.vet. Sabine Merz, seit dem 1. Oktober im Amt und zuvor stellvertretende Geschäftsführerin der Bundesärztetierkammer Berlin, ihre Schwerpunkte setzen und dieses Konzept „Zoo der großen Tiere“ weiter zielstrebig verwirklichen helfen.

Mit im Blick, die Zoopädagogik zu fördern, auch die Barrierefreiheit in der zum Teil sehr hügelig gelegenen Einrichtung am Roten Berg weiter voranzubringen. Da sie den Erfurter Zoopark schon seit 1999 kennt und hier teilweise auch ihre Dissertation geschrieben hat, wird ihr dieser neue Einstieg sicher nicht schwer gefallen sein

Blick in die Zukunft

Die bereits in der alten Anlage beheimatete zehnjährige Chupa und die 43jährige Safari haben inzwischen ihr neues Domizil bezogen. Zum Jahresende oder dann im Frühjahr soll der zehnjährige Bulle Kibo aus Wien-Schönbrunn dazu kommen. Insgesamt ist die Anlage ausgelegt für einen Bullen, sieben Kühe und Jungtiere. Das hehre Ziel ist, hier Afrikanische Elefanten zu züchten.

Klar: Gegen die natürlichen Lebensräume der Elefanten wirken Zoos und Tierparks natürlich wie Puppenstuben. So durchwandern afrikanische Elefanten je nach Dürreperioden und Regenzeiten ein Gebiet von bis zu 2.000 Quadratkilometern.

Aber wie wichtig das Stichwort Zucht ist, macht die nach wie vor erschreckende Wilderei mit ihren Folgen deutlich. Nur ein paar Fakten: Um 1900 betrug der Afrikanische Elefantenbestand zehn Millionen Tiere. Heute sind es noch rund 470.000 afrikanische Elefanten und 35.000 asiatische Elefanten, davon 15.000 als Arbeits- oder Touristenelefanten.

Rund 38.000 Elefanten erlegen Wilderer pro Jahr. Weil es sich lohnt. Der Handelspreis pro kg Rohelfenbein: 1.800 USD, und je kg verarbeitetes Elfenbein: 6.500 USD.

„In den letzten sieben Wochen wurden fast zehn Tonnen Elfenbein in Ladungen von mehr als 500 kg aufgegriffen – laut Interpol ein Indiz dafür, dass das organisierte Verbrechen hinter dem Schmuggel steckt“, stellte jüngst Robert Kless, Kampagnenleiter für Wildtierhandel beim IFAW-Deutschland jüngst im August anlässlich des Welt-Elefanten-Tages heraus.

Der Elefantenhandel könne nur gestoppt werden, wenn die Regierungen zusammenarbeiten und mit Interpol kooperieren, um die Hintermänner dieses internationalen Verbrechens aufzuspüren.

„Auch wenn das Schicksal der Elefanten düster aussieht, ist doch in den letzten Monaten einiges passiert auf Seiten der internationalen Politik, die endlich begreift, dass sie handeln muss“, resümierte Kless. Auch Anlagen wie diese hier im Zoopark Erfurt tragen zum tieferen Verständnis bei, öffnen gerade den Jüngsten die Augen für die breite Vielfalt und Schönheit der Tierarten auf dieser Welt.

PS: Ein Nachtrag
Dieser Nachtrag sei noch gestattet: Nach der erlebnisreichen Eröffnung der Elefantenanlage im Zoopark am Tage gab es noch einen Abend der Sinnlichkeit, der unsere Gedanken beflügelte, mit Casanova aus den düsteren Bleikammern der Inquisition hinauf in die königlichen Betten Europas zu fliehen.

Wir erlebten, wie die grandiose Kulisse der Barfüßerruine zu leben begann – ein sinnreiches Theatererlebnis unter freiem Himmel mit überraschenden Verwandlungen und humorvoll-frechen Szenen. Ja, auch das ist Erfurt, eben immer wieder eine Reise wert.