Der Harz – eine einzigartige Erlebniswelt!
Bild: Touristeninformation Thale
von Ursula A. Kolbe
Von Theodor Fontane heißt es, dass er in den Harz kam, nach Thale, um als gestresster Großstädter seine Nerven zu kurieren. Aber er hat der Nachwelt auch Romane und Novellen hinterlassen, die hier ihren Ursprung haben, die auch wir heute gern lesen.
Nicht umsonst wird der Harz als Sagenharz bezeichnet. Wohl kein deutsches Mittelgebirge ist so mythenumwoben. So wird das Bodetal von Goethe als gewaltigstes Felsental der nördlichen Alpen beschrieben und im Volksmund als der „Grand Canyon“ des Harzes bezeichnet.
Heinrich Heine hat in seiner „Harzreise“ der Region ein Denkmal gesetzt. Unvergesslich die Eindrücke in der Glaskabinenbahn, die übers Bodetal hinauf zum Hexentanzplatz schwebt. Der Blick auf die wild schäumende Bode, über die Wipfel des Waldes – einmalig schön. Solche Eindrücke konnten uns die Klassiker natürlich noch nicht hinterlassen.
Also hinauf zum Kultplatz Hexentanzplatz, natürlich Teil der Seilbahnen Thale Erlebniswelt. Hexe „Gondolina“ begrüßte uns standesgemäß und so überzeugend, dass man sich wahrhaftig in eine Märchenwelt versetzt fühlt.
Goethe-Zitate sprudeln nur so aus ihr heraus. Kein Wunder, hat Goethe doch den Höhepunkt seines weltbekannten Dramas „Faust“ auf den sagenumwobenen Brocken verlegt, auf den man bei klarem Wetter direkt hinauf schauen kann.
Und da wir gerade in den letzten April-Tagen diese Harz-Visite machten, war natürlich die jedes Jahr aufs Neue aktuelle Walpurgisnacht allerorts in aller Munde. Denn in der Nacht zum 1. Mai wimmelt es in den Wäldern um Thale nur so von Hexen und Teufeln, sind die Vorgärten damit ausstaffiert, wird allerlei „Hexenwasser“ an den Mann gebracht.
Ein Blick in die Geschichte der katholischen Inquisition allerdings zeigt aber auch das grauenvolle Kehrbild. Ungezählte Frauen – zu Hexen erklärt – mussten damals in der Feuersbrunst einen qualvollen Tod erleiden.
In der Harzköhlerei mitten im Harzer Wald
Ein Erlebnis ganz anderer Art hatten wir in der Harzköhlerei Stemberghaus mitten im Harzer Wald. In diesem ersten und einzigen Köhler-Museum Deutschlands verbinden sich Tradition, Handwerk und Geselligkeit zu einem guten Dreiklang.
Eindrucksvoll wird hier das typische Leben und die harte Arbeit, ihre mühevolle Handarbeit gezeigt. Immerhin werden 50 Tonnen Holz im Jahr verkohlt. Ein anschauliches Beispiel: 30 Raummeter Holz erzeugen 2.500 kg Holzkohle.
Über die Jahrhunderte hinweg war das aber auch gnadenloser Raubbau an den Wäldern. Denn schon in der späteren Eisenzeit um etwa 800 v. Chr. wurde mit Holzkohle Erz geschmolzen. Zur Eisenverhüttung, Glasherstellung und Verarbeitung von Edelmetallen unabdingbar.
Erst ab dem 18. Jahrhundert ging mit verstärkter Nutzung der Steinkohle die Köhlerei zurück.
Verkürzt gesagt: Ohne die Holzkohle hätte es weder eine Eisen-, noch die Bronzezeit gegeben. Und eine Zivilisation, die sich damals mit Schwertern verteidigt, ein Münzsystem entwickelt oder mit Messer und Gabeln gegessen hätte, schon gar nicht.
Fazit: Ohne Kohle kein Fortschritt. Jetzt macht das schwarze Gold Erdöl dem Fortschritt die vorderen Ränge streitig. Und Holzkohle ist heute nur noch beim individuellen Grillen gefragt, wird in der Regel jedoch industriell hergestellt.
Und wer die flüssige Holzkohle nicht kennt, kann sie hier im Stemberghaus genießen, den 50prozentigen Kräuterschnaps nämlich. In der gemütlichen Köhlerhütte oder rustikalen Biergarten im Freien und mit einem schmackhaften Köhlertopf (Erbseneintopf) z. B. oder zum Mitnehmen aus dem Köhlerladen und weiteren Souvenirs etwa.
Freuen können Sie sich auf die Köhlerweihnacht jeweils an den Advent-Wochenenden, das Oldtimertreffen zum 1. Mai oder das Köhlerfest jährlich am 1. August-Wochenende.
Lichtinstallation im „Großen Dom“ tief unter der Erde
Die Schauhöhle Heimkehle bei Uftringen, eine der größten von etwa 200 bekannten Höhlen der Südharzer Karstlandschaft, ist eine Geschichte ganz anderer Art. Zu einer Führung, und das just zum 60. Jahrestag der Wiedereröffnung, ging es naturgemäß unter die Erde.
Über hunderttausende von Jahren haben die Wasser von Thyra, Krebsbach und Krummschlacht eine der eindrucksvollsten, bizarrsten Stätten geschaffen. Beeindruckend der „Große Dom“ insbesondere mit einer Lichtinstallation, das große Portal des Natureingangs und der unterirdische Thyra-See.
Bergbau, Geologie, die Höhlen überhaupt werden gegenständlich. Ende der 90er wurde der Kupfererzbergbau eingestellt. Ist übrigens heute auch beliebtes Überwinterungsquartier für Fledermäuse.
Die dunkelste Seite dieser Höhlengeschichte jedoch haben die Nazis ab 1944 hier geschrieben. Unterirdisch mussten 1.500 Häftlinge unter unmenschlichsten Bedingungen Fahrgestellteile für das Kriegsflugzeug JU 88 produzieren und im KZ-Außenlager am Ortsrand von Rottleberode vegetieren. Am 4. April 1945 wurden sie einfach auf Todesmärsche geschickt.
Ein Denkmal im „Kleinen Dom“ und das Museum im Außenbereich dokumentieren diese Zeit und erinnern die nachkommenden Generationen an die Opfer der Gewaltherrschaft. Der 60. Jahrestag der Wiedereröffnung der Höhle brachte auch die vielen Helfer ins Gedächtnis zurück, die vor 60 Jahren am 25. April 1954 die Eröffnung ermöglicht haben.
Unbeschwert mit dem HATIX-Ticket unterwegs
Und wie ich schon im ersten Harz-Beitrag in der letzten “Spätlese“-Ausgabe geschrieben habe, konnten wir mit dem HATIX-Ticket im Landkreis Harz und auf ausgewählten Linien im Landkreis Mansfeld-Südharz zu den einzelnen Sehenswürdigkeiten fahren. Das erhält jeder Urlauber direkt vor Ort von seinem Gastgeber und ist über die Zeit seines Aufenthaltes kostenlos gültig.
Seit 2009 gibt es dieses attraktive Angebot, und auch hier im Harz motiviert es viele Autofahrer zum Umsteigen, sagen die Insider. Die Buslinie 18 z. B. von Thale nach Friedrichsbrunn mit Haltestelle Hexentanzplatz erlebt seitdem einen ungeahnten Zuspruch.
Auch das ein Ausdruck fruchtbringender Zusammenarbeit zwischen Nationalparkverwaltung, Verkehrsbetrieben, Regionalverbänden, der DB mit seinem Angebot „Fahrtziel Natur“. Und wie versichert wurde, wird an einem Ausbau auf die gesamte Harzregion zielstrebig gearbeitet.
(Mehr unter www.fahrtziel-natur.de/harz; www.hatix.info). Sehr informativ außerdem die vom Harzer Tourismusverband herausgegebene Broschüre „HarzCard 2014 / Ein Ticket – über 100 Erlebnisse“.
Um noch mal auf Goethe und seinen „Faust“ zurückzukommen mit seinem schon legendären Ausspruch: „Hier bin ich Mensch, hier darf ich’s sein!“ Mit den vielen Sehenswürdigkeiten, herrlichen Wäldern und nicht zuletzt auch auf der Grundlage eines der letzten DDR-Ministerratsbeschlüsse zur Bildung von Nationalparks am 1. Oktober 1990, also zwei Tage vor der deutschen Wiedervereinigung, kann im Harz die Natur auch Natur sein.
Und wie formulierte doch der gebürtige, mit Leib und Seele in der Region verwurzelte Dr. Friedhart Knolle, zuständig für Presse, Marketing, und Regionalentwicklung im Nationalpark Harz, dass der ein Stück Natur sei, in dem sich die Natur selbst regele. Beflügelt von seiner Vision eines Urwaldes von morgen. Weil ihm „sein“ Nationalpark Harz so am Herzen liegt.
SeniorenServiceBüro
Sozialkommission
- Tel.: (030) 90293 4371
- Fax: (030) 90293 4355
- E-Mail SeniorenServiceBuero@ba-mh.berlin.de
Sonder-Sozialkommission
Redaktion Spätlese
Leiter: N.N.