Per Pedes ein Blick hinter die Kulissen
Bild: visitBerlin / Thomas Kierok
von Ursula A. Kolbe
Schon der Einladungsort zu diesem TourismusDialogBerlin animiert zu einigen Zeilen, waren wir doch hier in den Späth’schen Baumschulen, Berlins ältestem Gewerbetrieb seit 1720, zu Besuch. Den Anlass der Runde, Gedanken über das Thema „Radtourismus – Modell auch für Berlin“ auszutauschen im Hinterkopf, führte uns Thomas Hoppe durch das Gelände, und das mit einem kurzweiligen Diskurs auch durch die Historie.
Im Schnelldurchlauf: 1720 von Christoph Späth vor den Toren des Halleschen Tores in Berlin als kleine Gemüse- und Blumengärtnerei gegründet, ist über alle Generationen die Firma zielstrebig weitergeführt und ausgebaut worden, immer die Anzucht von Zierpflanzen und Obstbau, Erweiterung der Baumschulflächen im Blick.
Nach 1945 firmierte der Betrieb erfolgreich als VEG Saatzucht-Baumschule Berlin und nach der Wende wurde er 1997 an die Späth’schen Erben übertragen und trägt seitdem den Namen „Späth’sche Baumschulen“ in Baumschulenweg.
Das Wohnhaus ist heute Sitz des Instituts für Biologie, AG Botanik und Arboretum der Humboldt-Universität zu Berlin.
Im Jahre 2010 würdigte der Regierende Oberbürgermeister Klaus Wowereit das 290. Jubiläum des Bestehens der Firma mit den Worten “Berlin ein ganzes Stück grüner gemacht zu haben.“ Viele Berliner würden der Kompetenz in Sachen Garten- und Balkonpflege vertrauen, sich gern beraten lassen und auch gern hierher kommen, weil es hier auf historischem Gelände viel zu sehen gäbe. – Ja, Charme, mitten in einer Großstadt.
Doch nun zum Thema Radfahren in Berlin im gemütlichen Hof-Café Späth. Und der Ort war gar nicht so abwegig. Erzählte mir doch Inhaberin Kirsten Böttner, dass hier oft auch Radler eine Pause einlegen. So kehren regelmäßig jedes Jahr Teilnehmer der Mauerrad-Tour zu einem Zwischenstopp, um sich zu stärken, ein.
In diesem Jahr im Mai waren es rund 120 Radfahrer, die Rast machten und es sich bei einem Imbiss schmecken ließen. Apropos Mauerfall. In diesem Jahr ist es der 25. Jahrestag. Und seit 2006 kann auf dem 160 km langen Rundweg, in 14 Etappen eingeteilt, um die West-Berliner Halbstadt gefahren werden.
Überhaupt ist Radfahren in Berlin immer mehr angesagt. Zunehmend auch Touristen dabei. Sie bringen entweder ihre eigenen Untersätze mit oder wünschen eine Ausleihe. Neben Fahrrad-Verleihern stellen sich zunehmend auch Hotels diesen Wünschen sagt u.a. Ulli Weida von den Partnerhotels von visitBerlin. Dienstleistungen ums Rad inbegriffen.
Schwerpunkt bei allem bleibt der Ausbau des Radwegesystems zwischen den Bezirken, wie überhaupt das Miteinander aller Verkehrsteilnehmer zum gegenseitigen Verständnis weiter ausgeprägt werden muss. Ein anregender Gedanke, dass man sich mit Kieztouren die Stadt gut erschließen könne.
Naheliegend war natürlich ein Blick ins benachbarte Brandenburg. Beliebtes Ausflugs- und Naherholungsziel für die Berliner und Touristen sowieso. Logisch, dass beide Länder an einem steten Ausbau der Zusammenarbeit bauen. So wird derzeit für die nächste ITB im März 2015 ein gemeinsames Auftreten vorbereitet.
Brandenburg liegt derzeit auf Platz 2 der beliebtesten Reiseregionen Deutschlands. Hier sind z. B. über 5.000 km und damit fast drei Viertel des insgesamt rund 7.000 km umfassenden touristischen Radfernwegenetzes vom ADFC Brandenburg anhand von Kriterien wie Routenführung, Sicherheit, Wegweisung und touristische Infrastruktur geprüft und zertifiziert worden.
Sehr beliebt sind der Elberadweg und der Oder-Neiße-Radweg. Insgesamt gibt es 28 Radfernwege und mehr als 20 regionale Touren (s.a. Broschüre „Die schönsten Radpartien in Brandenburg“ unter www.radeln-in-brandenburg.de) Und gut zu wissen: Derzeit sind 440 Gastgeber als Bett & Bike-Betriebe im Brandenburgischen registriert.
Wer sich deutschlandweit kundig machen will – der Fahrrad-Tourismus wird schließlich ein zunehmender Wirtschaftsfaktor und mit dem Nationalen Radverkehrsplan 2020 will die Bundesregierung den Radtourismus weiter voranbringen – erhält die Broschüre „Deutschland per Rad entdecken“ kostenlos in den ADFC-Geschäftsstellen und bei Fahrradhändlern; Infos unter www.adfc.de
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