„Ich bin nach Weisheit weit umhergefahren“
Bild: Brunhild Hauschild
von Brunhild Hauschild
lässt uns der Dichter und Naturforscher Adelbert von Chamisso wissen.
Eine Autostunde von Berlin entfernt findet der Interessierte eine wunderschöne Villa mit Museum, in dem das Wirken und Schaffen „eines der letzten Universalgelehrten“ Adelbert von Chamisso gewürdigt sowie an die Frauen von Friedland und den Kunersdorfer Musenhof erinnert wird.
Es ist schon eine Zeitreise, sich vom Berliner Nordosten nach Kunersdorf zu begeben. Wenn man kurz vor Wriezen in die grüne Landschaft abbiegt, erahnt man die ehemaligen Friedländer Güter, die den Familien Lestwitz und von Itzenplitz gehörten. Diesem Ort hat Theodor Fontane ein ganzes Kapitel in seinen „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ gewidmet. Herausragend in dem kleinen Dorf im Oderbruch sind die Grabkolonnaden der beiden adligen Familien, der Schlosspark, der durch P.J. Lenné seine endgültige Gestaltung erhielt, die Kirche sowie das ehemalige Inspektorenhaus mit dem Chamisso Museum, die zusammen ein einzigartiges Dorfensemble des Klassizismus bilden.
Dieses Museum ist ein Gedenkort für Chamisso, der im Jahr 1813 den Sommer in Kunersdorf verbrachte und hier seine Märchennovelle „Peter Schlemihls wundersame Geschichte“ schrieb. Als Ort der Wissensvermittlung soll das Museum einen Überblick über das literarische Schaffen Chamissos, seine Tätigkeit als Literaturvermittler und seine Arbeit im Botanischen Garten von Berlin geben. Auch seine Rolle als Weltreisender steht hier im Fokus.
Seine wissenschaftlichen Entdeckungen sind populär erläutert und seine Arbeit als Botaniker wird mit seinen Herbarien erklärt. In einem Raum mit Inszenierung der Romanzoffischen Entdeckungs-Expedition läuft ein Kurzfilm zu Chamissos Weltreise, unterlegt mit seiner literarischen Reisebeschreibung. Der Besucher schlendert durch den Salon mit Chamissos Korrespondenz und seiner Dichtung, entdeckt die Bibliothek mit Arbeitsplatz, findet dazu einen Raum, in dem Chamissos Wirken und Forschen als Botaniker präsentiert wird. Ein Bindeglied zwischen den Räumen sind markante Zitate aus Chamissos Dichtung. Außerdem gibt es Fotos und Kurzportraits zu den Persönlichkeiten und Freunden seines Umfelds wie auch den Schlossbewohnern.
Damals war das Kunersdorfer Gut für seine Gesinnung der Aufklärung und seinen Freigeist bekannt. Unter den Frauen von Friedland, die geistreiche Gastgeber waren, entwickelte sich Kunersdorf als Treffpunkt für Gleichgesinnte. Auch dank der Schlossbibliothek, die mit ihren Beständen eine der größten in Preußen war, kamen viele Künstler, Gelehrte und Politiker gerne hierher.
Mit der Einrichtung des Museums war der Förderverein Kunersdorfer Musenhof e.V. bemüht, die 1945 durch den Abriss des Schlosses entstandene Lücke in diesem klassizistischen Ensemble würdig zu schließen. Der Verein, gegründet 2015, bereichert mit Lesungen, Vorträgen und Konzerten das kulturelle Leben in diesem Landstrich rund um Kunersdorf.
Übrigens: wer sich auf so eine Zeitreise begibt, freut sich über eine kulinarische Stärkung. Ein persisches Ehepaar bietet in dem angeschlossenen Café hervorragende selbstgemachte Speisen und Getränke an.
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