Weinstrasse Saale-Unstrut (Teil 2)
Bild: Otto Knackfuß
von Otto Knackfuß
Die erste Etappe unserer Reise führte von Memleben bis zur Weinhauptstadt Freyburg im Burgenlandkreis. Dort haben wir im uralten Hotel Künstlerkeller Quartier bezogen. 1000 Jahre Weinbau und über 100 Jahre Hotel haben gut gepasst. Der Ableger des Hotels Unstruttal besticht durch sein außergewöhnliches historisches Flair mit weintypischem Mobilar und Raumschmuck. Einladend die einzig original erhaltene Weinstube an Saale und Unstrut, der Weinkeller, Jahnstube und Jägerzimmmer sowie ein lauschiger Innenhof. Dazu kommt eine ausgezeichnete deutsche Küche mit Unstrutweinen.
Auf der Weinstrasse war unser nächstes Ziel Großjena am linken Unstrutufer. Wieder immer entlang gepflegter Weinberge sticht am Hang das “Steinerne Bilderbuch” hervor. Es ist ein in Stein gehauenes, 150 m langes Relief und zeigt 12 fast lebensgroße Bilder mit meist biblischen, aber auch weltlichen Motiven aus der Weinbaugeschichte.
Einen Abstecher wert ist auch das Landhaus des Leipziger Malers und Grafikers Max Klinger (1857-1920), der einige Jahre in einem Weinberg am Blütengrund gelebt hat. Gleich dahinter fließt die Unstrut in die Saale und wir nehmen Kurs auf die Domstadt Naumburg. Hier wachsen in bester Hanglage überraschend feine Rebsorten.
Im Sonneck wird seit über 1000 Jahren Weinbau betrieben und diese Kombination aus Tradition, Können und Sonnenschein schmeckt man in den trefflichen Weinen. Vier anerkannte Winzer, darunter Dr. Wartenberg, haben ihre Güter am Leihdenberg oder am Weinberge.
Im Jahre 2002 wurde die Naumburger Wein & Sektmanufaktur neu gegründet, betrieben vom Inhaber Andreas Kirsch. Er erinnert gern an den altdeutschen Spruch: „Der Boden ist der Vater des Weines, der Rebstock die Mutter und das Klima das Schicksal“. Die älteste Sektherstellung geht zurück auf eine Gründungsgeschichte von W.F. Bürger & Sohn im Jahre 1824. Neben Führungen und Verkostungen stehen Jungweinproben und Weinwandertage auf dem aktuellen Jahresprogramm.
Jetzt geht es weiter in der ökofreundlichen Saale-Region nach Kloster Pforta. „Ora et labora“ – bete und arbeite – lautete die Maxime der einstigen Zisterziensermönche um 1137. Heute ist mit circa 50 ha das Landesweingut Kloster Pforta eines der größten Einzelweingüter an Saale und Unstrut.
Die Winzer hier kehren zu alten, heimischen Rebsorten und ursprünglichen Anbaumethoden zurück. Leitrebsorten sind bei ihnen Riesling, Weißer Burgunder, Blauer Zweigel und Blauer Spätburgunder. Spätlesen inclusive.
Nach einem Abstecher zum Hauptsitz des Gutes (leider geschlossen wg. Betriebsferien) machen wir einen Probierstop in der Vinothek. In den Räumen des ehemaligen Torhauses des Klosters florieren Weinverkostung und Verkauf. Neben feinen Weinen und Sekt im Angebot aus der fruchtbaren Landschaft an Saale und Unstrut auch viele weitere Spezialitäten. Zum Beispiel Honig und Weingelees, Schnapssorten sowie Apfelsaft von Streuobstwiesen.
Vorbei am berühmten Saaleck mit der Rudelsburg erreichen wir unser Endziel: Bad Sulza in Thüringen. Der Ort trägt als Heilbad den Beinamen Kur- und Weinstadt. Demzufolge dreht sich auch hier sehr viel um den Weinanbau, nachgewiesen seit 1195. Die Tourismus-Information am Kurpark 2 wirbt um Gäste mit einer Vielzahl ausgefallener Veranstaltungen.
Uns interessierte vordergründig der erste Weinprobierautomat, der aber noch in der Versuchsphase steckt. So hat uns Elke Meinhardt, Vorsitzende des Thüringer Weinbauvereins, die Köstlichkeiten ihrer Weinhochburg persönlich eingeschenkt. Einen trockenen Johanniter vom Weingut Zahn und einen Gutedel vom Thüringer Weingut Bad Sulza mit Porträt der Weinkönigin Emma. Beide mit besonderer Note.
Zum finalen Punkt der Weinstrasse Saale-Unstrut sind wir dann in die Nähe des Gradierwerkes gewandert, zum Weintor. Nicht besonders attraktiv im Winter aber ein Symbol, das am Start der Route noch fehlt. Jedenfalls machen wir uns im Sommer noch einmal auf den Weg, wenn in diesen schönen deutschen Landen alle Straußwirtschaften geöffnet sind. Wo der Besen hängt, wird ausgeschenkt.
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