Spätlese an der Unstrut (Teil 1)
Bild: Otto M. Knackfuss
von Otto M. Knackfuß
Es war ein 2021er Weißburgunder Spätlese aus dem Dorndorfer Rappental. Angeboten vom Winzer Böhme zu Sylvester in der Weinstadt Freyburg/Unstrut. Eine köstliche Flasche Prädikatswein auf unserer Reise entlang der Weinstraße „Saale-Unstrut“. Auf die 60 km lange Strecke waren wir in der ottonischen Kaiserpfalz (Memleben) an der Unstrut gestartet. Die Gesamtroute führt über solche Orte wie Nebra, Laucha, Freyburg, Großjena, Naumburg und Bad Kösen bis Bad Sulza. Ein Weinanbaugebiet von rd. 800 ha Fläche mit 1.200 Winzern. Von vielen wird die Region „Toscana des Nordens“ genannt.
Traditionelle Weinsorten sind hier Müller-Thurgau, Weißburgunder, Silvaner und Rieslinge. Darunter unzählige Spätlesen. Cornelia & Eckhard Winter empfangen uns in ihrer Probierstube gleich neben dem Klosterareal. Sie üben den Weinbau seit 35 Jahren aus und schätzen ihn als Kulturgut in seiner langen Tradition. Das Markenzeichen des Weinhofes ist die „Nebraer Venus“ mit höchsten Prämierungen für ausgezeichnete Qualität. So probieren und genießen wir die Spätlesen Burgunder, Regent und Cabernet Cortis. Winzer Winters Weine sind Sorten der “Neuen Generation – den PIWI‘s“, die bisweilen keinen chemischen Pflanzenschutz mehr benötigen. Seit Jahren auch Resultat der weltweiten PIWI-Pedia-Kooperation für neue Zukunftsweine.
Nach dem Weingenuss geht es weiter in der romantischen Flusslandschaft des Burgenlandkreises über Karsdorf, Wetzendorf und Wennungen zur Glocken-, Wein- und Luftsportstadt Laucha. Auf seinem Weingut sind wir verabredet mit Johannes Beyer, Techniker für Weinbau und Oenologe. Im Weinberg der Großeltern aufgewachsen, ist sein Credo heute die Nachhaltigkeit. Der junge Winzer arbeitet auf einer 1,3 ha Fläche mit Strohabdeckung und verzichtet auf Bewässerung. Vorteil generell in dieser Region sind die Muschelkalkverwitterungsböden. Seit 2007 werden vom Beyerteam jedes Jahr brillante Weine angebaut und hergestellt. Davon zeugen zahlreiche Preise bei den letzten Landesweinprämierungen. Zum Beispiel für die Sorten Rotlink Muschelkalk oder Weißburgunder Buntsandstein. Jederzeit kann sich der Wanderer im Unstruttal für eine Verkostung anmelden.
Auf dem Weg in die Weinhauptstadt Freyburg kommen wir wie geplant am Weingut Bernard Pawis in Zscheiplitz vorbei. Das „wahrscheinlich kleinste“ Weingut wurde 1990 gegründet, geprägt von mittelalterlichen Gutshofbauten. Jeder Stein ist hier Geschichte, meint der Winzer und ergänzt: „Einen besonders eindrücklichen Blickwinkel auf das lebendige Treiben des Weinguts erhaschen Sie von dem aufwändig restaurierten Wasserturm“. Unsere große Leidenschaft gilt den Riesling- und Burgunderweinen, unser Stolz sind die Großen Gewächse vom Edelacker, die die Sortimentsspitze bilden und unser ganzes Können verlangen. In Barriquefässern reifen besondere Rot- und Weißweine, die zu den Spezialitäten des Betriebes gehören. In der Vinothek, dem alten Pferdestall, sind 30 Weine von 15 Rebsorten Zuhause. Und es gibt eine Straußwirtschaft: Wenn’s Sträußchen hängt, wird ausgeschenkt!
Weiter geht es auf der Weinstraße in Richtung Freyburg. Westlich vor der Sekt- und Weinstadt entlang der Schweigenberge. Weinberge, die Geschichte bewahren. Sie sind die markantesten Weinberge des gesamten Anbaugebietes und darüber hinaus auch ein bedeutendes Zeugnis deutscher Weinkultur. Zudem ein weltweit einmaliges Erbe aus 1000 Jahren europäischer Historie. Typisch die originellen Weinberghäuschen an den Terrassen. Hier trifft die Weinstrasse auf die Strasse der Romanik.
Von weither gut erkennbar zwei Wahrzeichen: das Schloss Neuenburg und die Freyburger Kirche St. Marien. Sie wird als verkleinerter Naumburger Dom bezeichnet. In der malerischen Altstadt geht es ruhig zu (Tempo 30; Einbahnstraßen, kein Hundegebell) und überall erwartet den Gast eine freundliche Einkehr. Alles natürlich angenehm mit Wein verbunden. So auch die Weingalerie der Winzervereinigung Freyburg-Unstrut, gegründet 1934. Ein überbordender Shop mit Regalen aus edlem Holz; dann das ANISIUM, die moderne Probierhalle inclusive Weinkeller und Flaschen, Flaschen, Flaschen. Wir verlieren den Überblick zwischen den über 40 Sorten an Weiß- und Rotweinen.
Am Ende des Tages haben wir uns dann dem Sekt zugewandt. Wer kennt sie nicht, die Weltmarke Rotkäppchen, Zuhause in Freyburg seit 1894. Eine historische Sektkellerei, 2023 neu ergänzt mit der Erlebniswelt, der bewegten Geschichte Rotkäppchens, sowie den Geheimnissen der Sektherstellung. Auf über 1.400 m² Ausstellungsfläche und im Sektpavillon kann man einen spannenden Tag verbringen. Mit Führung oder eigener interaktiver Entdeckertour. Motto: „Von der Rebe zum Rotkäppchen Sekt“. Höhepunkt dabei das größte geschnitzte Cuvéefass Deutschlands. Inhalt: 120.000 Liter. Gebaut Ende des 19. Jahrhunderts aus 20 Eichenstämmen. Bauzeit: 6 Monate. Trotz unserer ausgedehnten Studien und Eindrücke vom Sekt bleibt noch Zeit zum Probieren. Im roten Shop sind alle Besonderheiten aufgereiht, die es nur hier gibt. Prosit!
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