Romanikroute von Hönow bis zur Komturei
Bild: Otto Knackfuß
von Otto Knackfuß
Die „Historische Route der Romanik Brandenburg“ beginnt für uns in Hönow. Wir sind unterwegs zu Zeugen der romanischen Kunst- und Stilepoche um 1200. Die ältesten Bauwerke in Brandenburg. Östlich der Berliner Stadtgrenze liegt das Angerdorf Hönow mit seiner imposanten spätromanischen Dorfkirche. Die vierteilige Anlage stammt aus der ersten Hälfte des 13. Jh. Aus gleichmäßig fünfseitig behauenen und in exakten Lagen geschichteten Feldsteinquadern erheben sich Turm, Schiff, Chor und Apsis. Eine Baugeschichte „aus einem Guss“. Es sind vor allem die feldsteinernen Kirchen, die die Jahrhunderte überdauert haben und heute einen Besuch wert.
Auf unserer Reise Richtung Osten erreichen wir die Stadtkirche St. Marien in Altlandsberg. Der Ort liegt am alten Handelsweg vom damals wettinischen Köpenick nach Hohenfinow. Der Kirchenbau ist eine um 1250 aus sauber gequaderten Feldsteinen errichtete dreischiffige Basilika. Ein Kleinod, die sehr alte Glocke, um 1300 oder noch früher gegossen. Von der mittelalterlichen Stadtbefestigung Altlandsbergs existieren noch Teile der Stadtmauer und Wallanlagen, sowie der Berliner und der Strausberger Torturm.
Nur wenige Kilometer entfernt, besichtigen wir die Stadtpfarrkirche St. Marien in Strausberg. Die Stadt wurde mit zwei Parallelstraßen, dem Kirchplatz, der Kirche sowie dem Marktplatz in der Mitte nach spätromanischem Muster angelegt. Von der Stadtbefestigung haben sich im Süden der Stadt Teile aus der Zeit um 1250 erhalten. Die Strausberger Kirche ist eine Basilika ohne Querschiff, mit Westturm und einschiffigem, flach geschlossenem Chor. Trotz der vielen Spitzbögen aus der Entstehungszeit wird das Gebäude der Spätromanik zugeordnet. Wir verlassen Strausberg in Richtung Nordosten über die Prötzeler Chaussee und erreichen nach wenigen Kilometern Klosterdorf. Sein Ortsname bezieht sich auf das Kloster Zinna, in dessen Besitz sich das Dorf seit 1241 befand. Die Mönche der 90 km entfernten Abtei waren zu dieser Zeit mit reichem Grundbesitz auf dem Barnim ausgestattet worden darunter Klosterdorf. Aus der Gründungszeit hat sich die vierteilige Dorfkirche erhalten, ein Feldsteinbau aus in exakten Lagen gemauerten, sorgfältig behauenen Quadern.
Unsere Romanik-Route führt weiter nach Osten über enge Straßen nach Grunow. Dieser Ortsname ist typisch für die neu gegründeten Siedlungen der mittelalterlichen Ost-Expansion. Er bedeutet „Grüne Aue“ und sollte werbend für den Zuzug weiterer Siedler sorgen. Die Kirche befindet sich außerhalb des heutigen Dorfkerns am Ostrand des Ortes. Die dreiteilige Anlage aus regelmäßigen Feldsteinquadern mit Rundbögen Öffnungen, hat aber einem spitzbogigen Triumphbogen im Innern. Das deutet auf eine Bauzeit in der ersten Hälfte des 13. Jh. hin. Für die Dorfgemeinden im Landkreis MOL ist der Evangelische Kirchenkreis Oderland-Spree zuständig. Nur ganz wenige Kirchen haben eine eigene Pfarrei.
Mit ihrem Turm aus dem 19. Jh. und den mannigfaltigen Veränderungen am Außenbau wirkt die gewaltige Dorfkirche von Prädikow auf den ersten Blick wenig attraktiv. Erst bei genauerem Hinsehen erweist sie sich als einer der interessantesten Kirchenbauten im Raum östlich von Berlin. Ein Historiker erklärt dazu: „Prädikow lag verkehrsgünstig an der Via Vetus, der Handelsstraße von Köpenick in die gerade im Aufbau befindliche Neumark jenseits der Oder. Eigentlich waren es zu dieser Zeit zwei Dörfer mit entsprechend großer landwirtschaftlicher Nutzfläche. So liegt der Schluss nahe, dass man dem Ort zur Bauzeit der Kirche (nach 1250) eine größere Bedeutung zumaß, als er im Laufe der Geschichte tatsächlich erhielt“.
Zum Endziel unserer Romanik-Entdeckungen, der Komturei Lietzen, sind es noch einige Kilometer. Wir wollten dieses Kleinod romanischer Architektur, Kultur und Kunst aber unbedingt erreichen. Zumal dieser Ort eine einzigartige deutsche Geschichte symbolisiert. Uns erwartet dort: das Ordenshaus eines Ritterordens, die Saalkirche St. Sebastian, eine einzigartige Feldsteinscheune, der Küchensee und bis dorthin eine typische brandenburgische Landschaft mit Feldern, Wiesen, Wäldern. Die Komturei Lietzen ist der letzte noch erkennbare Rittersitz des ehemaligen Templerordens, später des Johanniterordens in Brandenburg.
1232 durch den Templerorden errichtet ging das Landgut 1312 in den Besitz des Johanniterordens über. Anschließend übernahm 1814 die Adelsfamilie von Hardenberg nach Schenkung durch den preußischen König das Areal. Nach den Wirrungen deutscher Historie erhielt Gebhard Graf von Hardenberg im Jahre 1993 das Anwesen zurück. Sein Hauptanliegen ist die Erhaltung der mittelalterlichen Anlagen in der Komturei, die zu den ältesten ihrer Art in Deutschland zählen.
Der bewirtschaftete Gesamtbetrieb setzt sich im Wesentlichen aus Land- und Forstwirtschaft sowie Jagdrevieren zusammen. Romanische Spuren und Originale entdecken wir auf 20 ha an der Umfassungsmauer aus Feldstein, einer beeindruckenden Feldsteinscheune, der Ordenskirche und großen Teilen des Komtureigebäudes. Einzigartig die Ordenskirche, eine Saalkirche, die im Westteil sorgfältig behauenes und lagig geschichtetes Feldsteinmauerwerk aufweist. Im Innenraum beeindruckt der buntverzierte Kanzelaltar.
Das absolute Highlight: Die fünfstöckige, sehr gut erhaltene Feldsteinscheune für Vorräte aus der Erbauungszeit der Komturei. Eine große Rarität in der Architektur Brandenburgs, ja selbst der ganzen Bundesrepublik. Mit den besten Eindrücken und nachdenklichen Reflexionen über deutsche Historie machen wir uns auf den Heimweg und empfehlen diese interessante Route weiter.
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