Andere Länder, andere Sitten: Vorsicht Fettnäpfchen!
Bild: Moin.de
von Cornelia Krämer und Francoise Hauser
Sind Sie schon einmal in ein Fettnäpfchen getreten? Bestimmt. Denn diese Redensart beschreibt die Situation, wenn ein Missgeschick passiert. Unterwegs sein, in fremde Kulturen eintauchen und Neues entdecken. „Reisen bildet“, sagt das Sprichwort. Doch Achtung! Was hierzulande nicht der Rede wert wäre, kann anderswo zu Irritationen führen. Ein wenig Vorbereitung auf die Traditionen und kulturellen Gepflogenheiten im gewählten Ferienland hilft auf Reisen sehr. Hier eine Auswahl an Fettnäpfchen, in die man im Ausland schnell hineintreten kann.
Unpassende Begrüßung
Handschlag oder Küsschen? Umarmung oder Verbeugung? Oder nur ein leichtes Nicken? Die Auswahl ist groß und falsche Entscheidungen bei der Begrüßung lassen sich nur schwer wieder ausgleichen.
Buddha respektieren: Südostasiatische Länder
In buddhistischen Ländern, wie z.B. Thailand und Vietnam, gebührt Buddha große Ehre. Aus diesem Grund zieht man beim Besuch eines Tempels die Schuhe aus. Man sitzt auf dem Boden im Schneidersitz, anstatt die Beine lang zu machen, denn: Es gilt als respektlos, Buddha die Fußsohlen entgegen zu strecken. Das gilt auch für dessen Abbild in Form eines Bildes oder einer Statue. Des Weiteren gelten die Füße in vielen asiatischen Ländern als unrein. Der Kopf hingegen ist heilig und sollte niemals angefasst werden. Aufgepasst: Auch mit dem Abbild von Buddha sollte mit Vorsicht umgegangen werden. Ein spanischer und ein kanadischer Tourist wurden in Myanmar aufgrund ihrer Buddha-Tattoos des Landes verwiesen.
Japan: Die richtige Begrüßung zählt
In Japan werden Höflichkeit und Etikette sehr ernstgenommen. Das gilt auch für die Begrüßung, die sich deutlich von den westlichen Gepflogenheiten unterscheidet. Die Toleranzschwelle für Berührungen ist in Japan deutlich höher. Das bedeutet, dass zur Begrüßung eine – idealerweise der gesellschaftlichen Stellung angepasste – Verbeugung absolut ausreichend ist. Ein Handschlag wäre bereits zu viel. Japaner lernen schon als Kinder, wem sie im Vorbeigehen durch einen subtilen Gruß ihre Achtung andeuten sollten. Auch am Arbeitsplatz sorgt diese höfliche Gewohnheit für ein gutes Klima unter Kollegen. Eine Erläuterung zu zehn unterschiedlichen Grußformeln in Japan hilft bei der Vorbereitung auf eine Reise in das traumhafte Land.
Singapur: Die selbsternannte Hauptstadt der Verbote
Singapur ist eine moderne Metropole, die durch ihren futuristischen Charakter und tropisches Klima besticht. Man darf sich allerdings nicht dazu hinreißen lassen, gegen eine der zahlreichen Regeln für das öffentliche Leben zu verstoßen, denn: Singapur ist die selbsternannte Verbotshauptstadt. In öffentlichen Verkehrsmitteln, wie der unterirdischen MRT-Bahn oder den Bussen, ist der Konsum von Lebensmittel und Getränken streng untersagt und kann 300 Franken und mehr kosten. Wenn man Abfall auf die Straße wirft, kann das sogar mit bis zu 700 Franken teuer werden. Aufgepasst: Die Reinlichkeit von Singapurs Straßen wird so ernst genommen, dass man Kaugummi nur gegen ärztliches Rezept erhält.
Sandburgen & Löcher: Regeln an europäischen Stränden Viele europäische Touristen haben großen Spaß daran, in den Ferien am Strand Sandburgen zu bauen. Andere können Stunden damit verbringen ein möglichst tiefes Loch in den Sand zu buddeln. In den Niederlanden können Einheimische mittlerweile schon beim ersten Blick über den Strandabschnitt mit einem müden Lächeln beurteilen, wer sich dort aufhält. Auf der deutschen Ferieninsel Sylt ist es so weit gekommen, dass diese “gestalterische” Gewohnheit nun mit hohem Bußgeld bestraft wird. Das klingt zuerst nach einem Scherz, ist aber wahr.
Das thailändische Königshaus: Beleidigung ist strafbar
Die Thailänder verehren ihre Königsfamilie sehr. Jegliches unerwünschte Benehmen ihnen gegenüber wird heftig bestraft, teils sogar strenger als Mord. Ein Thailänder wurde beispielsweise 2015 zu 30 Jahren Haft verurteilt, weil er in den sozialen Medien Majestätslästerung begangen haben soll. Ein Schweizer, der 2007 im Alkoholrausch ein Bild des Monarchen mit Sprühfarbe verunglimpfte, wurde zu zehn Jahren Haft verurteilt. Selbst die Abbildung auf den Banknoten sollte stets mit Respekt behandelt werden. Vor der ersten Reise nach Südostasien kann man sich viel Verwirrung ersparen, indem man sich über die Sitten vor Ort informiert.
Nacktheit (teils) erwünscht: Frankreich, Schweiz & Deutschland
An ausgewiesenen FKK-Stränden in Frankreich gehört es zum guten Ton, nackt zu sein. Wer hier angezogen an der Strandbude erscheint, wird schiefe Blicke ernten. Auch an einigen FKK-Stränden der deutschen Ostsee ist dies der Fall. In Deutschland ist es offiziell erlaubt, nackt zu schwimmen, Auto oder Rad zu fahren – unter der Bedingung, dass man dies nicht zur sexuellen Belustigung tut und sich niemand davon belästigt fühlt. In der Schweizer Region Appenzell-Innerhoden gab es eine Zeit lang einen extremen Trend zum Nacktwandern, der 2009 zu einem Verbot führte. Damit man sich immer am richtigen Teil des Strandes bewegt, lohnt es sich Informationen zu den schönsten europäischen FKK-Stränden einzuholen.
Essen mit Stäbchen: Japan und China
Das traditionelle Besteck in Japan und China sind Essstäbchen. Als Europäer ist es nicht einfach, sich daran zu gewöhnen. Hinzu kommt, dass die Stäbchen eine besondere Bedeutung haben. Wenn ein Angehöriger stirbt, wird in beiden Ländern eine Schale mit Reis vorbereitet. Für das Totenritual werden die Stäbchen senkrecht hineingesteckt. Anschließend wird in Japan die Schale auf einen buddhistischen Altar gestellt. Auch das Essen mit zwei Paar Stäbchen gilt in Japan als Totenritual und ist unangebracht. In China bedeuten auf dem Tisch gekreuzte Stäbchen außerdem Ablehnung für die Tischnachbarn.
Die linke Hand ist ‚unrein‘: Arabien, Indien und Indonesien
In vielen Ländern gilt die linke Hand als unrein. Sie sollte daher niemals zum Essen verwendet werden. Insbesondere in Ländern wie Arabien, Indien und Indonesien ist dies wichtig. Die linke Hand wird hier nur für den Toilettengang mit Wasser, anstelle von Toilettenpapier, verwendet. Beim Essen wird entweder Besteck oder ausschließlich die rechte Hand (auch bei Linkshändern) verwendet. Tipp: Insbesondere in muslimischen Ländern wird die linke Hand als unrein angesehen. Zum Beispiel in Indonesien sollte man aus diesem Grund darauf achten das Gegenüber niemals mit der linken Hand zu begrüßen. Die rechte Hand gilt hier als „tangan bagus“ (zu Deutsch: gute Hand)
Das Mysterium der Toilette
Es gibt Bedürfnisse, die sind international gleich. Dies gilt aber nicht für deren Umsetzung: Wieso steht auf einer thailändischen Toilette ein Eimer in der Ecke? Für das Klopapier natürlich. Wer ihn nicht entsprechend nutzt, verursacht mitunter peinliche Überschwemmungen. Und was macht man, wenn es keine Schließvorrichtung an der öffentlichen Toilette gibt? Vor dem Betreten klopfen und nicht mit Schwung eintreten. Eines der schönsten Fettnäpfchen sind japanische Toilettenschuhe, die im Restaurant vor dem stillen Örtchen warten. Man trägt sie – der Name ist Programm – aus hygienischen Gründen auf der Toilette, und nur dort. Natürlich vergessen westliche Besucher regelmäßig, sie wieder gegen das eigene Schuhwerk zu tauschen und schlappen damit zurück an den Tisch. Zum großen Ekel der japanischen Gäste.
Kopfschütteln: Unterschiedliche Bedeutungen
Für uns Europäer ist klar: Das Kopfschütteln bedeutet „Nein,“ ein Nicken hingegen sagt „Ja.“ In anderen Ländern ist teilweise das Gegenteil damit gemeint. Damit es zu keinen grossen Missverständnissen kommt, hier ein paar Tipps. In vielen Gegenden Indiens und in Bulgarien wird mit einem langsamen Wiegen des Kopfes Zustimmung signalisiert. Was also wie ein „Nein“ aussieht, ist als „Ja“ gemeint. Der feine Unterschied: Beim verneinenden Kopfschütteln wird das gesamte Gesicht um die Körperachse gedreht. Beim indischen und bulgarischen „Ja“ bleibt das Gesicht hingegen nach vorn gerichtet.
Trinkgeld: In Japan nie, in den USA so viel wie möglich
In vielen asiatischen Ländern, wie z.B. Indien und Indonesien, sorgt ein wenig ‚Bakschisch‘ dafür, dass alles schneller läuft. In China und Korea ist es hingegen offiziell verboten – solange jemand zusieht. In Japan wirkt ein Trinkgeld sogar beleidigend. Ganz anders sieht es hingegen in den USA aus. Hier leben viele fleißige Kellner von ihrem Trinkgeld, da der Lohn nicht annähernd ausreicht. Daher sind hier mindestens 10%, beziehungsweise eher 15 – 20% Trinkgeld angesagt. Beim Restaurant-Besuch findet man sich mit einem weltweiten Trinkgeld-Knigge auf jeder Reise problemlos zurecht.
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