Auf der Grand Tour of Switzerland: Von Zermatt nach Lausanne

Blick von einer Terrasse auf das Matterhorn

von Thomas Vetsch

Die Etappe von Zermatt nach Lausanne führt auf 177 Kilometern vom Hochgebirge ans Ufer des mediterran anmutenden Genfersees. Die Route führt weite Strecken entlang der Rhone. Nicht nur hohe Berge säumen den Weg, sondern auch Rebberge, die zum Teil zum UNESCO-Welterbe gehören.

Gleich zu Beginn der Route heißt es schon „Bitte umsteigen!“, denn das autofreie Zermatt mit dem Matterhorn ist nur mit dem Zug erreichbar. Dieser bringt die Fahrgäste im 20-Minuten-Takt zum Parkhaus in Täsch. Weiter geht es dann wieder mit dem eigenen Auto oder Motorrad Richtung Visp im Rhonetal. Kurz bevor der Ort erreicht ist, lohnt sich ein Abstecher nach Visperterminen. Das malerische Bergdorf mit seinen schwarzen Holzhäusern beheimatet einen der höchsten Weinberge Europas, der sich bis auf 1150 Meter Höhe erstreckt. Keinesfalls verpassen darf man eine Degustation des autochthonen Weißweins „Heida“.

Weiter geht die Fahrt nach Visp, wo die Route die Rhone erreicht. Nur wenige Kilometer später müssen Kulturfans einen Stopp einlegen: Bei der über 500 Jahre alten Felsenkirche St. Michael hoch oben auf einem Hügel bei Raron befindet sich die letzte Ruhestätte des deutschen Dichters Rainer Maria Rilke. Wer danach Lust auf Wellness verspürt, sollte unbedingt einen Umweg nach Leukerbad machen, wo täglich 3,9 Millionen Liter 51 Grad heißes Wasser aus 65 Thermalquellen sprudeln.

Zurück im Rhonetal führt die Route weiter nach St-Léonard, das mit einer gut versteckten Sehenswürdigkeit aufwartet: der größte befahrbare unterirdische See Europas. Zurück im Tageslicht geht’s über die Kantonshauptstadt Sion mit einer zwischen zwei Hügeln gelegenen Altstadt nach Martigny am Rhoneknie. Zwei renommierte Stiftungen haben hier ihren Sitz: Zum einen die Fondation Gianadda, deren Angebot von archäologischen Ausstellungen über einen Oldtimer- und Skulpturenpark bis hin zu spektakulären Kunstsammlungen reicht. Zum anderen eine Stiftung, die den berühmten Bernhardinerhunden gewidmet ist und ein Museum mit „Wau-Effekt“ beheimatet.

Nach Martigny erreichen die Tourer St-Maurice, dessen im Jahr 515 gegründete Abtei das älteste Kloster des Abendlandes ist. Kurz danach weitet sich der Blick: Der Genfersee liegt zu Füßen. An dessen Ufer ragt das Chateau Chillon auf einem Felssporn thronend weit in den See hinein. Das geschichtsträchtige Schloss ist die meistbesuchte historische Sehenswürdigkeit der Schweiz und begeisterte auch viele prominente Besucher, wie zum Beispiel Lord Byron oder Mary Shelley, die hier Inspiration fanden.

Apropos prominente Besucher: Nirgendwo in der Schweiz war und ist die Prominenten- und Künstlerdichte höher als hier in dieser Region. Das liegt sicherlich an der Landschaft mit den terrassierten Weinbergen, dem mediterranen Klima am See, der Offenheit der Leute. Freddie Mercury, David Bowie, Coco Chanel, Charlie Chaplin: Sie alle lebten am Nordufer des Genfersees und haben ihre Spuren hinterlassen. Mittendrin liegt das weltberühmte Montreux, und ein paar Rebstöcke weiter ist das Ziel der Etappe erreicht. Lausanne, die Hauptstadt des Kanton Waadt, überrascht die Besuchenden mit spannungsreichen Kontrasten. Die malerische Altstadt und moderne Bauten wie das neueröffnete Museums- und Kunstareal „Plateforme 10“ stehen dicht an dicht.