Auch im Harz die Natur Natur sein lassen
Bild: Hinze
von Ursula A. Kolbe
Schon die erste Stunde entlang des Flüsschens Ilse in ihrem beschaulichen, unendliche Ruhe ausstrahlenden Tal zu wandern, ließen mich die Schönheiten des Harzes erahnen. Warum bin ich nicht schon eher in diese reizvolle, man nennt sie auch mythen- und sagenumwobene Wildnis gekommen?
Musste ich mich erst wieder vom „Fahrtziel Natur“ anspornen lassen, jener Kooperation von BUND, NABU, Verkehrsclub Deutschland und der Deutschen Bahn AG, diesem guten Vielklang, der kostengünstiges Reisen in die inzwischen 21 National- und Naturparke und Biosphärenreservate vom Wattenmeer bis in die Alpen im Angebot hat (www.fahrtziel-natur.de). Ein umweltverträglicher Tourismus in allen seinen Facetten.
Zurück zur Ilse und zum Harz, Deutschlands nördlichstem Mittelgebirge. Insbesondere der Nationalpark hat es mir angetan, übrigens seit 2006 der erste, länderübergreifend fusionierte, Deutschlands.
Wälder, Moore und Fließgewässer, die anderswo selten gewordenen Tier- und Pflanzenarten, und auch die im 19. Jh. ausgerotteten Luchse sind dank erfolgreicher Wiederansiedlung im Harz zu erspähen. Das Motto „Natur Natur sein lassen!“ ist buchstäblich mit allen Sinnen zu fassen.
Auf hunderten von Kilometern Wegen erschließt sich ein wahres Wanderparadies. So wie auf dem Heinrich-Heine-Weg entlang der Ilse, der durch das wildromantische Tal direkt zum Brocken führt und dem der Dichter in seiner „Harzreise“ ein noch heute lebendiges Denkmal setzte.
Nationalpark-Ranger Eckhard Salz weiß von rund 40 Vogelarten zu erzählen, wenn er über seine morgendlichen Wanderungen spricht und ihn ihr Gezwitscher jedes Mal aufs Neue begeistert. Wir kommen am Kneipp-Tretbecken vorbei, zögern aber doch noch, selbst aktiv zu werden.
Viele Kleinigkeiten, die man eigentlich offenen Auges entdecken kann. So die großen, mit Stein bewachsenen Moose. Das heißt, hier im Ilsetal muss es immer sehr feucht sein. Ich hatte einfach nicht darauf geachtet. So eine Wanderung „erzieht“.
Auch die Legenden vom Rasselbock leben hier, und nicht erst eine der Anschauungstafeln entlang des Weges muss uns darauf stoßen. Und manch müder Wanderer lässt sich sicher zur gemütlichen Einkehr in das kleine „Ilse-Stübchen“ bewegen. Wie übrigens auch in der Alt Ilsenburger Nagelschmiede, wo man gut essen und auch gut sitzen kann, drinnen wie draußen.
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Mit der Schmalspurbahn auf zum Dampfabenteuer
Die Harzer Schmalspurbahnen – man nennt sie die Größte unter den Kleinen. Ja,
dieses Erlebnis kann man sich einfach nicht entgehen lassen. Also auf dem Bahnhof in Wernigerode rein in die Schmalspurbahn mit einer Spurweite von 1.000 mm und ab auf die Reise in dem historischen Nostalgie-Zug nach Drei Annen Hohne.
Von diesem Bahnhof übrigens fährt die Brockenbahn auf den 1.125 Meter hohen sagenumwobenen Brocken. In ca. 50 Minuten Fahrzeit durchquert sie dabei den Nationalpark Harz, der eine Gesamtfläche von rund 24.700 ha umfasst und dem Fahrgast ein einmaliges, herrliches Panorama erschließt.
Wir erfuhren noch während der gemütlichen Fahrt aus berufenem Munde, dass die Harzer Schmalspurbahnen mit 25 Dampflokomotiven eines der letzten weltweit großen Dampfabenteuer anbieten. Als Harzquer-, Selke- und Brockenbahn durchqueren sie auf insgesamt 140 Kilometern die zerklüftete Bergwelt zwischen Nordhausen, Wernigerode und der Welterbestadt Quedlinburg. Und das seit nunmehr 127 Jahren.
Lebendig werden Goethes Worte in seinem Faust: „Da steigt ein Dampf, dort ziehen Schwaden. Hier leuchtet Glut aus Dunst und Flor. Dann schleicht sie wie ein zarter Faden. Dann bricht sie wie ein Quell hervor.“
Unser Ziel nach der Ankunft in Drei Annen Hohne war aber das Natur-Erlebniszentrum HohneHof. Er ist Ausgangs- oder Endpunkt von Wanderungen (mit und ohne Ranger), Familienausflügen, Mountainbike-Touren, lädt zum Verweilen und Genießen ein – einfach zum Reinbeißen die großen Schmalzstullen mit Harzer Käse und Gurke z. B.
Anregungen für das Erleben, Entdecken und Genießen in unserer schönen Mutter Natur überall.
Spannend sind garantiert auch die Pferdewanderungen mit Max und Eros rund um den HohneHof. Übrigens alle Veranstaltungen unter www.nationalpark-harz.de. Terminanfragen : Tel.: 03 94 55 / 86 40.
Mit „HATIX“ bequem auf Ausflugstour
Wernigerode –Die Bunte Stadt am Harz nennen sie die Einheimischen. Bekannt auch als malerische Fachwerkstadt. Ihre ersten Ursprünge gehen bis ins 9. Jahrhundert zurück. Entwickelt aus einem Marktflecken, verliehen 1229 die Grafen von Wernigerode dem Ort nach Goslarschem Vorbild das Stadtrecht.
Die Historie des einst mittelalterlichen Schlosses widerspiegelt über die Jahrhunderte hinweg von Renaissanceburg über Zerstörung im 30jährigen Krieg, Wiederaufbau im 17. Jh. zu einem romantischen Residenzschlosses und heutigem Spiegelbild des norddeutschen Historismus auch die Geschichte der Stadt.
Beeindruckend das wunderschöne historische Rathaus, die Krelsche Schmiede, das Schiefe Haus an der Blumenuhr oder das Kleine Haus. Jedes eine Historie für sich. Und immer gut belegt die Hotels, Pensionen, Herbergen.
Wir haben uns im Altwernigeröder Aparthotel mitten im Ort wohl gefühlt. Mit dem hier ausgefüllten Meldeschein hatten wir das Harzer Urlaubsticket , kurz HATIX genannt, in der Hand. Kostenlos gültig für das gesamte öffentliche Bus- und Straßenbahnnetz im Landkreis Harz und auf ausgewählten Linien im Landkreis Mansfeld-Südharz.
Mit anderen Worten bequeme, unbeschwerte Fortbewegung von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit. (www.km@harz-ag.de).
Und die gibt es ja im Harz zuhauf. Doch darüber in einem weiteren Beitrag mehr.
Übrigens sind weitere Gespräche zur Ausdehnung der HATIX-Geltung aktuell, wie z. B. die Einbindung der Buslinie 875 vom niedersächsischen Bad Harzburg zu den Rabenklippen nahe der Landesgrenze zu Sachsen-Anhalt.
Hier können Besucher einer der größten Wildkatzen der Welt – dem Luchs – beim Füttern im Schaugehege zuschauen. Hoffen wir, dass auch solche Barrieren wie Bundesländergrenzen zum Nutzen beider Seiten, wie z. B. HATIX, unbürokratisch überwunden werden können.
Eines bleibt unbestritten: Immer mehr Fahrtziel-Natur-Gebiete erleichtern ihren Gästen im Urlaub den Umstieg auf Bus und Bahn eben durch die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel auf Kur-, Gästekarte oder wie sie andernorts genannt werden.
Bahnverbindungen am besten unter www.fahrtziel-natur.de/mobil erkunden.
Von Berlin nach Wernigerode z. B. mit dem RE nach Magdeburg, weiter mit dem HEX zum Ziel. Ohne lange Anschlusszeiten bin ich bequem insgesamt rund drei Stunden gefahren. Diese Verbindungen gibt’s mehrmals in der Stunde. Mit dem ICE kommt man bis Hildesheim und dann zum gewünschten Ort.
114. Deutscher Wandertag und 18. Sachsen-Anhalt-Tag
Kurz noch ein Hinweis auf zwei Großereignisse, die demnächst im Harz stattfinden. So ist Wernigerode in diesem Jahr Austragungsort des 18. Sachsen-Anhalt-Tages. Vom 18. bis 20. Juli steht die Harzstadt unter dem Motto „Bunte Stadt – Buntes Land“ drei Tage lang im kulturellen Mittelpunkt des anhaltinischen Landes.
In der historischen Innenstadt z.B. ziehen fünf Regionaldörfer das Interesse auf sich. Höhepunkt dann am Sonntag der traditionelle Festumzug. (s.a. www.wernigerode.de; www.sat2014.de).
Zum zweiten Höhepunkt werden rund 40.000 Gäste zum 114. Deutschen Wandertag vom 13. bis 18. August unter dem Motto „Weltkultur erwandern – Mythen erleben“ im Harz erwartet. Ausrichter sind die Stadt Harzburg und der Harzklub e. V.
In dieser Woche werden dann rund 170 geführte Wanderungen angeboten. Zahlreiche kulturelle Veranstaltungen mit dem Festumzug als Höhepunkt stehen auf dem Programm.
Allein der Harzklub betreut ein Wanderwegenetz von insgesamt 10.000 km Länge. Rund 50.000 Wegeschilder sorgen für eine gute Orientierung der Wanderer. Hier ist wohl „Das Wandern ist des Müllers Lust…“ (www.deutscher-wandertag-2014.de).
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