Geschichtsunterricht in Stein
Bild: ruineaggstein.at
von Hans-Jürgen Kolbe
In diesen Corona-Zeiten bin ich sicher nicht der Einzige, der in Gedanken seine letzte Urlaubsreise gewissermaßen ein zweites Mal erlebt. Dabei kommt mir immer wieder unser Besuch der Burgruine Aggstein als besonderes Erlebnis in Erinnerung.
Die Burgruine Aggstein thront seit 900 Jahren auf einem großen Felsen über dem Donautal. Die Burgruine Aggstein ist die Ruine einer Spornburg am rechten Ufer der Donau in der Wachau, deren Ursprünge in das 12. Jahrhundert zurückgehen. Die Burgruine liegt ca. 300 Höhenmeter über dem rechten Donauufer auf einem in Ost-West-Richtung verlaufenden Felssporn. Sie ist etwa 150 Meter lang und hat an beiden Enden einen Felsaufbau. Herren der Wachau im Dienste der Passauer Bischöfe waren die Kuenringer Grafen, die ihren Stammsitz auf der heutigen Ruine Aggstein hoch über dem Strom hatten.
Grausame Geschichten und geheimnisvolle Sagen ranken sich um die Festung und bis heute hat sie nichts von ihrer Faszination eingebüßt. Die Burg, deren heutiges Erscheinungsbild vor allem auf das 15. Jahrhundert zurückgeht, wurde nicht nur aus Verteidigungsgründen auf eine schwer zugängige Felsnadel gebaut. Die dominante Lage, hoch über der Donau, war die mühsamen Bauarbeiten wert.
Die bekannteste Sage ist die vom Rosengärtlein. Es handelte davon, dass Jörg Scheck seine Gefangenen jeweils auf die Steinplatte, die als Balkon von der Burg ragte, hinaussperrte, so dass sie nur verhungern oder in den Tod springen konnten. Die Ausgesperrten erinnerten Scheck immer an Rosen, von dem der Name Rosengärtlein stammt. Zweimal konnten sich jedoch Gefangene durch einen Sprung in umliegende Baumkronen retten.
Beim zweiten Mal fingen die Glocken aus dem Tal so laut zu läuten an, dass Scheck davon wahnsinnig wurde und dadurch leicht durch Georg von Stain besiegt werden konnte. Heute nimmt die einstige Kuenringerburg seine Besucher mit einem atemberaubenden Panorama und seiner einzigartigen Atmosphäre gefangen. Auch uns hat dieser Besuch beeindruckt.
Etwas abseits der gängigen Touristenpfade ist die Burgruine Aggstein der Geheimtipp, der einen Besuch der Wachau zu einem einzigartigen Erlebnis macht. Seit den Sanierungen kann die Burg mit neuen Sichtsteigen noch besser erforscht werden. Zahlreiche Beschilderungen bringen den Besuchern die wechselhafte Geschichte der Aggstein näher.
In einem Gewölbekeller ist eine Dauerausstellung zu bewundern: die tragische Geschichte des Helden Siegfried und der Nibelungen ist in liebevoll gestalteten Szenen nachgestellt und begeistert große und kleine Gäste. Nicht nur Freunde des Mittelalters finden es spannend z.B. den Brunnenhof, die alte Bäckerei und die malerischen Höfe zu erforschen. Vom „Bürgl”, einem Felsen mitten in der Burganlage, können atemberaubende Ausblicke auf das Donautal und den Dunkelsteinerwald genossen werden.
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