Die Juwelen vom Kloster Neuzelle
Bild: Günter Knackfuß
von Günter Knackfuß
Die wahren Schätze im Besitz der Stiftung Stift Neuzelle verbergen sich im Inneren der vollständig erhaltenen Klosteranlage aus dem 13. Jahrhundert. Tilmann Schladebach, Kultur- und Marketingchef der Stiftung, erläutert uns die Highlights des kulturellen Erbes: „Viele sprechen ja von einem Barockwunder.
Doch wurde die ursprünglich gotische Anlage erst im 17. Jhrh. barockisiert. Glanzpunkte sind heute die prächtige Ausstattung der Stiftskirche St. Marien, der spätgotische Kreuzgang im Klausurgebäude mit Schätzen aus der Klosterausstattung und die Fresken in der Evangelischen Pfarrkirche zum Heiligen Kreuz. Mein absoluter Favorit aber sind im neuen Museum „Himmlisches Theater“ die Passionsdarstellungen vom Heiligen Grab“. Bei Besuch und Rundgang ergibt sich für uns der große Vorteil, dass alle Klosterbauwerke als Ensemble dicht zusammenstehen und somit optimal erreichbar sind.
Stiftskirche Weithin sichtbar der 70m hohe Glockenturm. In dem Gotteshaus haben italienische und böhmische Künstler ihre barocke Handschrift hinterlassen. Ein einmaliges Gesamtkunstwerk, ziemlich überladen, so dass etwas Orientierungshilfe benötigt wird. Zum Beispiel für die Darstellungen von Engeln, Heiligen, Marienfiguren – Szenen aus dem Alten und dem Neuen Testament.
Oder die beeindruckenden Wand- und Kuppelmalereien, dazu allein 12 Altäre und die Kanzel sowie die große Orgel. Eine beispiellose Pracht. St. Marien ist heute die Wallfahrtskirche für das Bistum Görlitz. Seit 2018 wirken wieder 6 Zisterziensermönche im neugegründeten Priorat Neuzelle, die ihr Leben nach den Regeln des Hl. Benedikt gestalten. Gegenwärtig laufen Verhandlungen mit der Stiftung für einen Klosterneubau in der Nähe des Ortes Treppeln.
Passionsdarstellungen vom Heiligen Grab
Zu den bedeutendsten Kunstwerken aus der Ausstattung des Klosters gehören die Neuzeller Passionsdarstellungen. Europaweit gelten sie nach Umfang, Größe und künstlerischer Qualität als einzigartig. Das Heilige Grab besteht aus bis zu sechs Meter hohen bemalten Leinwänden und Holztafeln. Die fast lebensgroßen Figuren und Figurengruppen sind mit Leimfarbe auf Holz gemalt. Von den rund 240 großformatigen Tafeln und Leinwänden haben sich 220 erhalten. Man kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus…
Die alles museal modern gestaltet in der Dunkelzone. Nachdem die Szenen Judaskuss, Kreuztragung und Weltgericht von Mathias Steier und Hans-Georg Wagner aufgestellt worden waren, wird jetzt eine weitere Passion gezeigt: die dritte Szene mit dem Titel „Jesus vor Kaiphas“. Abt Gabriel beauftragte 1751 den böhmischen Künstler Joseph Seifrit mit der durchdachten Gesamtkonzeption eines monumentalen Barocktheaters.
15 Szenen in fünf Bühnenbildern illustrieren mitreißend die biblischen Ereignisse von Leiden, Sterben und Aufstehen Jesu Christi. Der Neuzeller Passionszyklus nutzt theatralisch alle Mittel und ist auch technisch eine Meisterleistung – ein künstlerischer und geistlicher Schatz: eben das „Himmlisches Theater“.
Klostergarten und Weinberg
Um 1760 wurde östlich der beiden Klosterkirchen ein Garten im barocken Stil errichtet, der sich auf einer Fläche von ca. 4 ha in einen Abts- und in einen Konventgarten Die barocken Wege- und Wasseranlagen, die steil abfallenden Terrassen, die Orangerie sowie Teile des historischen Pflanzenbestandes sind original erhalten. Der Neuzeller Klostergarten gilt deshalb heute als einziger Barockgarten im Land Brandenburg.
Er wurde in die Liste der 53 bedeutendsten Gartenanlagen Deutschlands aufgenommen. Der seit 2002 neu erwachte und bepflanzte Weinberg mit 1.500 m² ist Betätigungsfeld der Neuzeller Klosterwinzer. Sie pflegen und ernten 6 verschiedene Weinsorten an rd. 400 Rebstöcken. In ihrem Winzerhaus finden auch Verkostungen statt.
Besuchenswertes ausserhalb der Klostermauern
Klosterbrauerei Neuzelle
Bereits seit 1589 besitzt das Kloster Neuzelle Braurechte. Das ursprüngliche Brauereigebäude der Mönche wurde 1892 bei einem Brand leider vollständig zerstört. Die um 1902 wieder aufgebaute Brauerei befindet sich direkt vor dem Kloster. In regelmäßigen Führungen kann man den Brauprozess live erleben und die Produkte verkosten. Dazu gehören u.a. Schwarzer Abt, Kirsch Bier, Ginger Bier.
Braumeister P. Schauermann schwört auf die Traditionsbiere, die sich dauerhaft großer Beliebtheit erfreuen. Aber auch Sonderabfüllungen in 1 l-Flaschen sind begehrt. Im Klosterladen im Angebot: alle 40 Bier- und Brausespezialitäten, Bier-Brände, Gelees aus Schwarz- und Kirschbier, Bier-Schokolade, Bier-Käse und passende Gläser.
Strohhaus Neuzelle
Das Fachwerkwohnhaus und die Fachwerkstallgebäude wurden 1780 erbaut und zählen zu den ältesten Bauwerken im Erholungsort Neuzelle. Heute als Museum für Ländliche Alltagskultur genutzt, erzählt das Anwesen u.a. vom Leben des Tuchmachermeisters Franz Flickschuh (Flickschuhs Bude). Er erbaute das Lehmfachwerkhaus mit Rohrdeckung und Roggenstrohfirst.
Noch heute künden vom Wandel der Zeiten die drei Stuben, ein großer Werkstattraum, die Schwarze Küche und vier Bodenkammern. Der Wert dieser Häuser liegt in der originalen Substanz und der Anordnung der Räume aus der Erbauerzeit.
Eiszeitfindling in Kobbeln
256 Tonnen wiegt der steinerne Koloß, den die Eismassen von der Insel Bornholm bis in die Lausitz transportierten. Der Syenitgranit hat etwa eine Länge von 7,30 m, eine Breite von 5,25 m, eine Höhe von 4,52 m sowie einen Umfang von 25 m. Entdeckt wurde das Ungetüm bereits im 17. Jhrh. aber erst 1925 freigelegt. Der „Kobbelner Stein“ ist Brandenburgs zweitgrößter Findling. Der größte unzerteilte Findling Brandenburgs ist übrigens der Kleine Markgrafenstein in den Rauener Bergen.
Fahrt nach Forst
In Forst/Lausitz können Blumenliebhaber den Ostdeutschen Rosengarten besichtigen. Eine Empfehlung natürlich vor allem im Sommer. Gegründet 1913 präsentieren sich heute auf einer Gesamtfläche von 17 Hektar zehntausende Rosenstöcke in fast 900 Sorten. Im Rosenpark dominieren Elemente des Jugendstils und dort befindet sich der größte Teil der Rosen. Sie präsentieren in verschiedenen Themenbereichen ihre Schönheit – auch ein Café an den Wasserspielen lädt zum Verweilen ein. Der Wehrinselpark, im englischen Landschaftsstil gehalten, überrascht mit seinem sehenswerten, altehrwürdigen Baumbestand, seinem lichten Grün und den weitläufigen Rasenflächen und Wegen.
Außer dem Abstecher nach Forst kann auch der entschleunigte Besucher alle interessanten Orte in Neuzelle und Umgebung an einem Tag besichtigen. Ein Ausflug in die Geschichte, Kunst und Natur, der sich lohnt. Wer länger bleiben möchte, übernachtet natürlich im Landhaushotel „Prinz Albrecht“. Direkt am Klostersee mit Blick auf das Zisterzienserkloster gelegen.
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