Lauter Geschichten
Bild: Heimatverein Marzahn-Hellersdorf/Waldemar-Vincenty Seifert
von Kempen Dettmann
Der Heimatverein hat sein erstes „Historisches Jahrbuch Marzahn-Hellersdorf 2019“ herausgegeben und damit seine Tätigkeit des Geschichtserhalts fortgesetzt. Weil Mahlsdorf 2019 seinen 675. Jahrestag der urkundlichen Erwähnung beging hat der Heimatverein in dem Jahrbuch lauter Mahlsdorfer Geschichten zusammengestellt, als Schwerpunkt sozusagen.
Ortschronist Karl-Heinz Gärtner erinnert sich an sein erstes Bier als Jugendlicher in einer der vielen Mahlsdorfer Gaststätten. In den 1930er Jahren gab es davon etwa 60. Heute sind davon lediglich drei übrig. Mit einem Schmunzeln kann man den Beitrag von Wolf-Rüdiger Eisentraut lesen, einem der Erbauer der Großsiedlung Marzahn. Ihm, dem Architekten, hat man mal die Frage gestellt: „Mahlsdorf als Zehlendorf des Ostens?“
Neben den vielen Ähnlichkeiten in der dörflichen Struktur verweist Eisentraut aber auch auf einen wesentlichen Unterschied: “Man hat in Mahlsdorf viel mehr Union-Fans.“Das Jahrbuch enthält sowohl Erläuterungen von Monika Schulz-Pusch zur Sanierungdes alten Gutshauses Mahlsdorf, als auch einen Beitrag von Monika Rank zur Bruno-Taut-Siedlung in Mahlsdorf.Darüber hinaus findet man im Jahrbuch außerordentlich interessante Beiträge zum Stadtbezirk Marzahn-Hellersdorf allgemein.
Heinrich Niemann schildert z.B. das Werden und Wachsen des Stadtbezirks zum renommierten Standort des Gesundheitswesens und der Gesundheitswirtschaft, der Vorsitzende des Heimatvereins Wolfgang Brauer berichtet über die wohl vielen unbekannten Biesdorfer Grabungen, die frühere Generaldirektorin des VEB Berlin-Kosmetik Christa Bertag schildert recht emotional den gescheiterten Versuch der Firmenrettung nach der Wende, und der Wirtschaftshistoriker Jörg Roesler analysiertdie teilweise fatalen Umbrüche in der Ost-Berliner Industrie nach 1990.
Erhältlich ist das Jahrbuch zu einem Preis von 8 € in der Kaulsdorfer Buchhandlung (Heinrich-Grüber- Str. 9), der Buchhandlung Petras (Fritz-Reuter-Str. 12), im Bezirksmuseum (Alt Marzahn 51) und im Gründerzeitmuseum (Hultschiner Damm 333).
Um nochmal auf Eisentraut und auf Mahlsdorf zurückzukommen und auf etwas, was die Mahlsdorfer schon lange wissen: „Es ist eigentlich ein schöner Ort und es lohnt sich, da mal langzulaufen.“ Das stimmt! Das Jahrbuch selbst ist somit eine recht liebevolle Zusammenstellung von lauter Geschichten.
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