Heimatstunde - Neues vom Zauberer von Ost
Bild: Gütersloher Verlagshaus
von Ursula A. Kolbe
„Wäre die Erde eine Bank, sie wäre längst gerettet!“ Solch ein lakonischer Witz, hinter feiner Ironie versteckt, kann nur von Uwe Steimle kommen.
Der in Dresden geborene und hier lebende Schauspieler, Kabarettist und Autor beschreibt sich selbst gern als den größten Kleinbürger.
Aber ich denke, damit kokettiert er. Nach seinem ersten erfolgreichen Buch „Meine Oma, Marx und Jesus Christus“ ist jetzt sein zweites Buch „Heimatstunde – Neues vom Zauberer von Ost“ auf dem Markt. Hier wird wieder die kleine Geschichte zur großen; stehen der Mensch und seine Sorgen im Mittelpunkt. Es will ein Almanach der Zeitgeschichte sein. Mit allen Ecken und Kanten.
Steimle gilt als ein typischer Vertreter der Haltung „In der DDR war doch nicht alles schlecht!“ Seine Antwort kürzlich in einem Interview zu seinem Buch dazu, ich zitiere: „Als wir 1989 losgelaufen sind, wollten wir etwas anderes erreichen, als das, was wir jetzt haben. Ich glaube, zum überzeugten DDR-Bürger bin ich erst nach dem Ende dieser Republik geworden.
Sie war auf jeden Fall nicht der ‚Hort des Bösen’, auf den sie jetzt immer so gern reduziert wird. Was ist beispielsweise mit unserem Bildungssystem. Das war Spitze, wurde bis in den Hohen Norden nach Finnland exportiert. Warum erinnert sich Angela Merkel denn nicht daran? Ich suche schon seit vielen Jahren nach der Wahrheit, fühle mich als 18millionstes Teilchen meiner Heimat.“ Ende Zitat. – Herr Steimle, Sie sprechen mir aus dem Herzen.
Der Autor Steimle ist 50 Jahre alt, gehört damit zu jenen, die sagen, ich habe nunmehr gleichlang beide Systeme erlebt und der zu dem Schluss kommt: „Bitte lesen Sie selbst!“
Um neugierig darauf zu machen, eine kleine Leseprobe, was z. B. nur ein Sachse selbst so treffend über Sachsen formulieren kann und in dem soviel Wahrheit (für alle) liegt. Also: „Wir Sachsen hätten schon 1989, also gleich nach der Kehre, merken können, ja merken müssen, was da auf uns zukommt. Und zwar nur anhand der Semmeln, die da zu uns rüberschwappten. Wir hätten von den Westsemmeln direkt auf das ganze System schließen können: Luft. Unglaublich viel Luft.“
Und auch die Annäherung ans Nachwort auf Seite 170 will ich nicht vorenthalten:
„Es soll auf Sizilien 27.000 Förster geben. Auf Sizilien gibt es aber keinen Wald.
Bei einem Förster können wir sagen: Gut, lassen wir den einen leben, vielleicht findet er mal einen Baum. Über 100 Förster würden wir zahlenden Europäer murren, von wegen clever und ganz schön gerissen. Aber 27.000 Staatsbedienstete? Irgendwer sieht da den Wald vor lauter Förstern nicht. Völlig unbegreiflich und irrsinnig aber ist, dass das über Jahre hinweg keinem Verantwortlichen auffällt. Wie auch. Haben Sie jemals auf Sizilien einen Förster bei der Arbeit beobachtet?”
Also: „Bitte lesen Sie selbst!“ Ich werde das bestimmt ein weiteres Mal tun.
Ach ja, und ein Original Dresdner Stollenrezept wird vom Autor auch launig offeriert.
Gütersloher Verlagshaus
ISBN: 978-3-579-06626-4
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